Die Digitalisierung des Gesundheitssystems hat während der COVID-19-Pandemie große Fortschritte gemacht. Auch im Pflegesektor kann diese Entwicklung beobachtet werden. Nun gilt es die Chancen, die eine patienten- und zukunftsorientierte Digitalisierung in der Pflege sowie die damit verbundene stärkere Vernetzung für Pflegende und Gepflegte bieten, konsequent zu nutzen. 

Selbstbestimmtes Leben in der Häuslichkeit

Die meisten Menschen in Nordrhein-Westfalen (NRW) wünschen sich, möglichst lange selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden zu leben. Das bestätigt die der Meinungspuls 2021 der Techniker Krankenkasse (TK).


Mit 89 Prozent möchte die große Mehrheit in der eigenen Wohnung versorgt werden. Gut die Hälfte der Befragten (56 Prozent) kann sich ebenso vorstellen, bei Angehörigen gepflegt zu werden. Auch in der Praxis leisten pflegende Angehörige den größten Anteil in der Pflege: Über 80 Prozent der Pflegebedürftigen in NRW werden zu Hause versorgt.


Ohne digitale Unterstützung und Entlastung der Pflegenden wird es in Zukunft jedoch immer schwieriger werden, diese pflegerische Versorgung zu Hause sicherzustellen: "Personalmangel in der Pflege", "gesellschaftliche Veränderungen" und "demografischer Wandel" sind hier nur als einige Stichpunkte genannt. Sie erfordern neue politische Lösungen  bzw. ein smartes Weiterdenken bereits funktionierender Lösungen. Diesen Weg möchte die TK aktiv mitgestalten.

Smart-Home Lösungen für die Pflege

Smart-Home-Lösungen können im Versorgungsalltag unterstützen und so einen längeren Verbleib in der Häuslichkeit ermöglichen. Außerdem bieten sie Pflegebedürftigen sowie ihren Angehörigen mehr Sicherheit.

In NRW glauben 62 Prozent der Menschen, dass die Digitalisierung dabei helfen kann, die Herausforderungen in der Pflege zu lösen. Drei Viertel (75 Prozent) der für den TK-Meinungspuls Befragten erwarten, dass Pflegebedürftige oder pflegende  Angehörige den Großteil ihrer Angelegenheiten digital organisieren können, zum Beispiel einen Pflegeantrag stellen oder Pflegeleistungen buchen. 

Dass Technik, wie Sensoren, die Stürze registrieren und melden, die pflegebedürftigen Person in ihrem Haushalt unterstützen werden, glauben 61 Prozent und 58 Prozent erwarten, dass Pflegefachkräfte Video-Chats nutzen, um Pflegebedürftige im Alltag unterstützen.

Daher war es ein wichtiger und begrüßenswerter Schritt das Pflegehilfsmittel-Verzeichnis für digitale Angebote sowie technische Assistenz- und Überwachungssysteme zu öffnen. Gleiches gilt für die neuen Zulassungsmöglichkeiten für digitale Pflegeanwendungen (DiPA), die nun konsequent genutzt und weiterentwickelt werden müssen. Um den Leistungskatalog der Pflegeversicherung weiter zu digitalisieren braucht es jedoch weitergehende politische Anstöße.

Digitale Unterstützungsangebote im Versorgungsalltag nutzen

Digitale Unterstützungsangebote, die auf die Bedürfnisse von Pflegenden und Pflegebedürftigen zugeschnitten sind, spielen eine immer wichtigere Rolle. Mit der App TK-PflegeKompakt begegnet die TK diesem Bedarf mit einer personalisierten, digitalen Versorgungsplattform, die alle wichtigen Informationen und Services zum Thema Pflege und Pflegebedürftigkeit bündelt.

 
Die App bietet neben allgemeinen Informationen und praktischen Angeboten, wie der Möglichkeit einen Antrag auf Pflegeleistungen online zu stellen, auch individuelle Angebote, um Betroffenen den Pflegealltag zu erleichtern: vom TK-PflegeCoach , der mit zahlreichen nützlichen Lernvideos in einem Online Pflegekurs in der Häuslichkeit unterstützt, über den TK-Pflegelotsen zur Suche nach einem passenden Pflegedienst oder einem passenden Pflegeheim bis hin zur anonymen, psychologischen Online-Beratung für pflegende Angehörige (pflegen-und-leben.de).


Auch für die Suche nach einem Pflegeplatz gibt es bereits online Informationsportale. Über den Heimfinder NRW des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW kann man sich beispielsweise digital und transparent über freie Kapazitäten informieren. Portale zur tagesaktuellen Suche nach verfügbaren Pflegeplätzen sollten Vorbildcharakter für andere Bundesländer haben, in denen es noch keine vergleichbaren Angebote gibt.

Telematikinfrastruktur ausbauen

Die Digitalisierung bietet auch im Bereich der Pflege großes Potenzial um Schnittstellenprobleme zu lösen, Effizienzreserven zu heben und Arbeitsbedingungen zu verbessern. Daher begrüßt die TK die bereits mit dem Digitalen-Versorgungs-Gesetzes (DVG) und dem Patientendaten-Schutz-Gesetz (PDSG) geschaffenen Möglichkeiten der Anbindung von Pflegeeinrichtungen an die Telematikinfrastruktur (TI).


Darüber hinaus wird über Modellprogramme (nach § 125 SGB XI) die Einbindung von ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen an die TI ermöglicht. Durch diese Programme kann der digitale Informationsaustausch zwischen den Sektoren erprobt und eine Grundlage für notwendige Standards geliefert werden. Den Auftrag für die Umsetzung der Modellprogramm hat der GKV-Spitzenverband im Zeitraum von 2020 bis 2024. 

Chancen der Telemedizin nutzen

Neben dem Ausbau der Telematikinfrastruktur sieht die TK in NRW auch im Ausbau der Telemedizin in Pflegeheimen Chancen, die medizinische Versorgung der Pflegeheimbewohner weiter zu verbessern und professionell Pflegende zu unterstützen. Es ist zu begrüßen, wenn Möglichkeiten der Telemedizin genutzt werden, um Sektorengrenzen zu überwinden und übertragbare Produkte und Lösungen zu erproben und zu etablieren. 


In NRW gibt es eine Vielzahl an Projekten und Versorgungslösungen, in denen die Telemedizin eine wichtige Rolle spielt. So zum Beispiel auch in dem Innovationsfondsprojekt "Optimal@NRW - Optimierte Akutversorgung geriatrischer Patienten durch ein intersektorales telemedizinisches Koopertionsnetzwerk - rund um die Uhr". 


In dem Projekt "Optimal@NRW" wird unter Nutzung telemedizinischer Lösungen ein neuer versorgungsstruktureller Ansatz für Pflegebedürftige, die sich in medizinischen Akutsituationen befinden, erprobt. Ziel des Projektes ist es, die medizinische Akutversorgung messbar zu verbessern und inadäquate Krankenhauseinweisungen geriatrischer Patientinnen und Patienten in der ambulanten und stationären Pflege zu vermeiden.