TK: Welchen Beitrag kann die Akademisierung in der Pflege leisten, um dem Fachkräftemangel in der Pflege entgegen zu wirken?

Christel Bienstein: An erster Stelle trägt die Akademisierung in der Pflege dazu bei, die pflegerisch-medizinische Versorgung für die Bevölkerung sicherer zu gestalten. Damit gelangen neuste Studienergebnisse in die Praxis, zum Beispiel können Krankenhauseinweisungen von Bewohnerinnen und Bewohnern aus Pflegeeinrichtungen deutlich reduziert werden. Außerdem wird der Pflegeberuf damit attraktiver für Personen, die für sich einen "Lebensberuf" wählen.

Prof. Dr. h. c. Christel Bien­stein

Foto der Präsidentin des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe Christel Bienstein Das Bild ist noch nicht vollständig geladen. Falls Sie dieses Bild drucken möchten, brechen Sie den Prozess ab und warten Sie, bis das Bild komplett geladen ist. Starten Sie dann den Druckprozess erneut.
Präsidentin des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe

TK: Ist zu befürchten, dass bei zunehmender Akademisierung gleichzeitig der Personalmangel in der zugewandten Pflege größer wird?

Bienstein: Studien belegen, dass Absolventinnen und Absolventen von Bachelorstudiengängen in der direkten pflegerischen Versorgung verbleiben. Auch Absolventinnen und Absolventen von Masterstudiengängen finden zunehmend Arbeitsangebote, die sich mit der Verbesserung der qualitativen Versorgung bestimmter Patientinnen und Patienten, zum Beispiel onkologisch erkrankter Menschen, in der Praxis beschäftigen und die das sogenannte Advanced Practice Nursing-Konzept umsetzen. Besonders Pflegende mit einem Masterabschluss Community Health Nursing werden dazu beitragen, dass die Gesundheitsversorgung präventiver ausgerichtet wird.

TK: Wie bewerten Sie die neuen Erleichterungen für Anerkennungsverfahren für ausländische Pflegefachkräfte und reichen diese aus, um dringend benötigte Pflegefachpersonen für die Versorgung in Deutschland zu gewinnen?

Bienstein: Es ist ein guter Weg, die Anerkennung von Pflegefachpersonen aus dem Ausland rascher zu gestalten. Bisher dauern diese bis zu drei Jahre, bevor sie als Pflegefachperson die Arbeit aufnehmen können. Voraussetzung ist weiterhin vor allem die Beherrschung der deutschen Sprache. Pflegende arbeiten dicht mit den Patientinnen und Patienten zusammen und müssen deren Anliegen verstehen und darauf reagieren können.

Alle Interviews in unserer Rubrik "Nachgefragt" finden Sie hier .