TK: Frau Prof. Dr. Schwartz, Sie sind seit etwas über einem Jahr Rektorin der Hochschule Magdeburg-Stendal. Bitte geben Sie uns einen kurzen Überblick über das Profil Ihrer Alma Mater und der Studierendenschaft.

Prof. Dr. Manuela Schwartz: An drei Fachbereichen in Magdeburg sowie zwei am Campus Stendal können Studieninteressierte aus etwa 50 Studiengängen wählen. Rund 130 Professorinnen und Professoren garantieren eine sehr gute Betreuungsquote bei in Magdeburg etwa 3.650 und in Stendal mehr als 1.650 Studierenden. Die fachliche Vielfalt von Kindheitspädagogik bis Wasserwirtschaft ist ein großes Plus: nicht nur für Studierende, sondern auch für Wirtschaft und Gesellschaft und vorrangig in Sachsen-Anhalt. Absolventinnen und Absolventen der Hochschule - insbesondere aus den Ingenieurwissenschaften  - haben meistens mehrere Jobangebote. 

Mit mehr als elf Millionen Euro Drittmitteln haben wir 2022 wieder einen ausgezeichneten Wert erreicht. Ich sehe dies als Beweis für die Expertise in den angewandten Wissenschaften aller Fachbereiche. Eine Folge unserer Forschungsaktivitäten sind die beiden Promotionszentren: für Umwelt und Technik und für Sozial-, Gesundheits- und Wirtschaftswissenschaften. Mit den Promotionszentren sichern wir uns mittelfristig den wissenschaftlichen Nachwuchs an der Hochschule.

Wir widmen uns zunehmend Umwelt- und Nachhaltigkeitsfragen, gestalten dazu sichtbar auch die Campus in Magdeburg und Stendal schrittweise um und passen sie den neuen Klimabedingungen an.

Prof. Dr. Manuela Schwartz

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Rektorin der Hochschule Magdeburg-Stendal

TK: Sie kennen die Hochschule Magdeburg-Stendal durch Ihre Professur für Historische Musikwissenschaft und Ihre Tätigkeit als Dekanin des Fachbereichs Sozial- und Gesundheitswesen seit einem Vierteljahrhundert. Wie haben sich aus Ihrer Sicht die Gesundheit und das Gesundheitsbewusstsein von Studentinnen und Studenten in den letzten Jahren verändert?

Schwartz: Insgesamt lässt sich zunächst positiv festhalten, dass in der Gesellschaft und damit auch bei unseren Studierenden ein Wandel des Gesundheitsverständnisses stattgefunden hat. Gesundheit resultiert nicht mehr nur aus körperlicher Fitness, sondern vor allem auch aus mentaler Gesundheit wie Achtsamkeit, Entschleunigung, bewusstem Handeln. Die Coronapandemie hat diesen Prozess natürlich beschleunigt und im Gesundheitskontext zahlreiche Herausforderungen mit sich gebracht. Denken wir nur an die soziale Isolation unserer Studierenden, die unsere Hochschule im Rahmen ihres Studiums zum Teil nie besuchen konnten. Wir beobachten nicht zuletzt deshalb konstante Studierendenzahlen in unseren Studiengängen der Gesundheits- und Humanwissenschaften und in diesem Jahr erfreulich gestiegene Bewerberzahlen. 

TK: Der unlängst veröffentlichte TK-Gesundheitsreport 2023 zeigt, dass Studierende zunehmend unter psychischen Belastungen leiden. Deckt sich das mit Ihren Beobachtungen? Wie beurteilen Sie diese Entwicklung und auf welche Art und Weise kann hier nach Ihrer Einschätzung gegengesteuert werden?

Schwartz: Das Leben der Studierenden hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Die aktuellen globalen Krisen verstärken Ängste und Doppelbelastungen zum Beispiel durch finanzielle Abhängigkeiten. Die Zunahme verschiedener Stressoren lässt sich auch im Studierendenalltag deutlich spüren. Dies ergab auch unsere im Jahr 2021 durchgeführte Studierendenbefragung, in der sowohl der individuelle Gesundheitszustand als auch das Gesundheitsverhalten unserer Studierenden im Fokus standen. Es war uns mit dieser Vollerhebung wichtig, die psychische Gesundheit unserer Studierenden zu unterstützen und entsprechende Angebote auf den Weg zu bringen. Aber auch die Studienbedingungen berücksichtigen wir seither verstärkt.

Als Hochschule haben wir die Verantwortung, die Lebenswelt der Studierenden gesundheitsförderlich mitzugestalten. Das ergibt sich bereits aus unserem Profil. Ich halte es aber auch darüber hinaus für essenziell, die jungen Menschen gut auf ihre berufliche und private Zukunft vorzubereiten und entsprechend vielfältig zu begleiten.

TK: Am Rand des grünen Campus in Magdeburg wurde kürzlich ein Bewegungsparcours zum Health x Campus Festival der Hochschule eingeweiht. Welche weiteren Angebote zur Gesundheitsförderung, insbesondere auch der psychischen Gesundheit, gibt es derzeit noch an den Standorten Ihrer Hochschule und was haben Sie für die Zukunft geplant?

Schwartz: An unserer Hochschule finden sich zahlreiche Angebote der Verhaltens- und Verhältnisprävention, für die wir in 2021 mit dem Corporate Health Award ausgezeichnet wurden. Neben einem umfangreichen Sport- und Bewegungsangebot an unseren beiden Standorten gibt es zum Beispiel gesundheitsförderlich eingerichtete Räume, die zu Bewegung aber auch Entspannung einladen. Regelmäßige Workshopangebote und Veranstaltungen vermitteln unseren Studierenden die notwendigen Gesundheitskompetenzen, um gezielt Bewältigungsstrategien im Umgang mit Stress erlernen und einsetzen zu können, aber auch weitere Handlungsfelder der Gesundheit bewusst gestalten zu können. Hochschulweite Foren, wie zum Beispiel unsere Reflexionstage sowie der Tag für Studium und Lehre, sind willkommene Formate zur Verbesserung der Studienbedingungen.

Sensibilisierung und Motivation für Gesundheitsthemen gelingen uns aber auch ganz niederschwellig, zum Beispiel über Schrittzähl- und Fahrradwettbewerbe sowie die mittlerweile bundesweit bekannte Nudgingkampagne. Seit 2022 bieten wir zusätzlich ein creditpunktfähiges Seminar für gesundheitsferne Bachelorstudiengänge an, um frühzeitig Studierenden zum Beispiel auch in den Ingenieurwissenschaften Gesundheitskompetenzen zu vermitteln. Das Angebot wird von den Studierenden sehr gut angenommen.

An unserer Hochschule finden sich darüber hinaus zahlreiche Verweis- und Beratungsstellen, teilweise in Zusammenarbeit mit dem Studentenwerk, die Studierende in herausfordernden Situationen unterstützen können. Mit der Gründung eines Sport- und Gesundheitszentrums in 2019 haben wir es geschafft, diese Angebote zu bündeln und deutlich zielgerichteter zu bearbeiten.

Aktuell entwickeln wir für unsere Hochschule ein Konzept für die sogenannte psychische Erste Hilfe, bei dem es darum gehen soll, sowohl die Beschäftigten als auch die Studierenden zu befähigen, psychische Erkrankungen erkennen und betroffene Personen niederschwellig unterstützen zu können. Hier arbeiten wir übrigens eng mit der TK zusammen und sind sehr dankbar für die Unterstützung.

Zur Person

Prof. Dr. Manuela Schwartz ist seit 2000 Professorin an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Sie war Mitglied interdisziplinärer und internationaler Forschungsgruppen unter anderem zu musikpolitischen Themen und zur Geschichte des Hörens. Seit September 2021 ist sie auch Honorarprofessorin der Université de Montréal. Als Dekanin des Fachbereichs Soziale Arbeit, Gesundheit und Medien wurde Manuela Schwartz im März 2022 zur Rektorin der Hochschule Magdeburg-Stendal gewählt.