Mainz, 3. Juli 2023. Leistungsdruck, finanzielle Nöte und weniger soziale Kontakte durch Lockdown und Online-Studium haben bei den Studierenden in Rheinland-Pfalz offensichtlich deutliche Auswirkungen auf die seelische Gesundheit gezeigt. Wie die Landesvertretung der Techniker Krankenkasse (TK) in Rheinland-Pfalz heute berichtet, zeigen Auswertungen des aktuellen TK-Gesundheitsreports, dass 4,7 Prozent der bei der TK selbst versicherten Studierenden im Land im vergangenen Jahr Antidepressiva verordnet bekamen. Im Jahr 2019 lag der Anteil noch bei 4,1 Prozent.

Deutliche Zunahme bei ADHS-Medikamenten

Eine deutliche Zunahme von fast 40 Prozent verzeichnet die TK auch bei der Verordnung von ADHS-Medikamenten. Hier erhielten im Jahr 2022 1,45 Prozent der Studierenden entsprechende Psychostimulanzien, 2019 nur 1,04 Prozent. Im Ländervergleich landet Rheinland-Pfalz damit auf dem zweiten Platz hinter Bremen. Auffällig ist zudem, dass der Anteil von jungen Erwerbspersonen aus Rheinland-Pfalz, die ein ADHS-Medikament verordnet bekamen, nur bei 0,88 Prozent lag.

Ausgewertet wurde zudem die Häufigkeit von Depression: Während im Jahr 2019 noch bei 7,6 Prozent der Studierenden eine Depression diagnostiziert wurde, ist diese Zahl im Jahr 2021 schon auf 8,5 Prozent gestiegen. Das entspricht einem Anstieg von 11,8 Prozent.

Sieben von zehn Studierenden fühlen sich erschöpft

"In einer Forsa-Umfrage, die die TK in Auftrag gegeben hat, gaben 68 Prozent der Studierenden an, durch Stress erschöpft zu sein", erklärt Jörn Simon, Leiter der TK-Landesvertretung. "Die häufigsten Ursachen dafür sind Prüfungsstress, die Mehrfachbelastung durch Studium und Nebenjob sowie Angst vor schlechten Noten." Aber auch die Corona-Pandemie ging scheinbar nicht spurlos an den Studierenden vorbei. Über 70 Prozent der Studenten und Studentinnen gaben an, weniger Sozialkontakte an der Hochschule zu haben. "Das gefährdet die psychische Gesundheit der jungen Menschen. Hier sind auch die Hochschulen gefragt. Sie sollten alle Möglichkeiten ausschöpfen, die Studiengänge gesünder zu gestalten, zum Beispiel Prüfungstermine entzerren. Ausbaufähig sind an vielen Unis zudem Bewegungsangebote. Sport ist eine der wirksamsten Maßnahmen um Stress abzubauen", ergänzt Simon. Die TK engagiert sich seit Jahren im Studentischen Gesundheitsmanagement. Handlungsempfehlungen für Theorie und Praxis hat sie beispielsweise in einer Broschüre zusammengefasst, in der auch die TU Kaiserslautern als langjähriger Partner der TK zu Wort kommt. 

Kompetenzzentrum Gesundheitsfördernde Hochschule

Um die Gesundheit von jungen Studierenden zu fördern, hat die TK zusammen mit der Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin das bundesweite "Kompetenzzentrum Gesundheitsfördernde Hochschulen" initiiert, um den nachhaltigen Aufbau von gesundheitsförderlichen Strukturen zu unterstützen. Die Johannes Gutenberg-Universität in Mainz, die Hochschule Worms und die TU Kaiserslautern setzen umfassende Maßnahmen für Studierende bereits erfolgreich um. 

Hinweise für die Redaktion:

Die Zahlen stammen aus dem Länderreport Rheinland-Pfalz 2023 (PDF, 1.6 MB) und zeigen anonymisierte Routinedaten der ambulanten ärztlichen Versorgung mit Diagnoseangabe. In Rheinland-Pfalz wohnten im Jahr 2022 rund 254.000 Erwerbspersonen im Alter zwischen 15 und 65 Jahren, die bei der Techniker Krankenkasse versichert waren. Das sind in etwa 17 Prozent der Sozialversicherungspflichtigen bundesweit. Für die Angaben von Studierenden wurden ausschließlich Personen im Alter von 20 bis 34 Jahren befragt. In Rheinland-Pfalz konnten in den einzelnen Jahren 9.661 - 10.836 Studierende befragt werden, die selbst bei der TK versichert waren.