Frankfurt am Main, 26. Juli 2023. Die ambulante Herzmedizin in Hessen nutzt die Chancen der Digitalisierung und verbessert die medizinische Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Herzschwäche. Seit dem vergangenen Jahr haben gesetzlich Versicherte mit einer fortgeschrittenen Herzinsuffizienz Anspruch auf eine kontinuierliche telemedizinische Betreuung. Ziel ist es, durch die laufende Beobachtung ihrer Gesundheitsdaten kritische Veränderungen des Gesundheitszustands sofort zu erkennen. In Hessen hat die neue Leistung erfolgreich den Weg in die Versorgung gefunden: Bis heute haben sich neun telemedizinische Zentren gebildet, die nach Angaben der Techniker Krankenkasse (TK) jedes Quartal über 100 Patientinnen und Patienten mit einer fortgeschrittenen Herzschwäche engmaschig begleiten. 

Dreh- und Angelpunkt der neuen Versorgung ist, dass die Patientinnen und Patienten täglich wichtige Vitaldaten wie Körpergewicht, Herzrhythmus, Blutdruck oder Selbsteinschätzung ihres Allgemeinzustandes erheben und auf digitalem Weg - etwa per App - an ein Telemedizinisches Zentrum übertragen. Das dortige medizinische Fachpersonal sichtet und prüft die eintreffenden Daten täglich an jedem Werktag und bei Bedarf auch am Wochenende und an Feiertagen. Weisen die Werte auf eine verschlechterte gesundheitliche Situation hin, nehmen die Mitarbeitenden in den Telemedizinischen Zentren kurzfristig Kontakt mit der behandelnden Arztpraxis oder auch direkt mit den Patientinnen und Patienten auf und geben wichtige medizinische Handlungsempfehlungen. 

Informierte, kompetente Patientinnen und Patienten

"Unsere Patientinnen und Patienten profitieren erheblich von dem digitalen Verfahren, und zwar nicht nur aufgrund der intensivierten medizinischen Kontrolle durch unser geschultes Fachpersonal, sondern auch durch das Empowering, das sie dadurch erfahren. Es ist ein evidenter Gewinn für sie, sich jeden Tag bewusst mit ihren eigenen Gesundheitsdaten zu beschäftigen und zu Hause selbstständig Daten eines EKG oder ihre Blutdruckdruckwerte zu erheben und weiterzuleiten. Sie sind besser über ihre Erkrankung informiert und können Zusammenhänge, etwa zwischen Körpergewicht und Medikation, besser verstehen. So gelingt es uns gerade auch durch die Integration der Patientinnen und Patienten in den gesamten Behandlungsprozess, dass sie nicht nur seltener stationär behandelt werden müssen, sondern auch selbstbestimmter und länger leben", sagt Ernst Geiß, Kardiologe im Kardiocentrum an der Klinik Rotes Kreuz in Frankfurt und Regionalvorsitzender des Berufsverbandes der niedergelassenen Kardiologen in Hessen.

Höhere Lebensqualität dank digitaler Lösungen

"Das Telemonitoring führt zu einer echten Verbesserung der Situation herzkranker Patientinnen und Patienten, die am Erfolg ihrer Therapien aktiv beteiligt sind. Die Herzinsuffizienz ist einer der häufigsten Gründe für einen Klinikaufenthalt. Etwa jede und jeder Vierte wird innerhalb von 30 Tagen nach der Entlassung erneut stationär behandelt. Es ist eine enorme Erleichterung für die Betroffenen, wenn digitale Lösungen helfen, Klinikaufenthalte zu vermeiden, und ihre Lebensqualität positiv beeinflussen", sagt Dr. Barbara Voß, Leiterin der TK-Landesvertretung in Hessen.

Studien zeigen, dass die engmaschige telemedizinische Betreuung bei den Patientinnen und Patienten zu einem großen Vertrauen in die behandelnden Personen führt. Sowohl durch eine Bestätigung, dass alle Werte in Ordnung sind, als auch durch eine frühzeitige Warnung über eine Abweichung fühlen sie sich sicherer. Zu ihrer Sicherheit trägt in der neuen Regelversorgung auch bei, dass ihnen speziell geschulte medizinische Fachangestellte als feste Ansprechpartner zur Verfügung stehen, an die sie sämtliche aufkommende Fragen, beispielsweise bei technischen Problemen oder bei Fragen zur Medikamenteneinnahme richten können. 

Erkrankung des hohen Lebensalters

Die Herzschwäche ist eine Erkrankung des hohen Lebensalters; betroffen sind überwiegend Menschen ab 70 Jahren. Die Krankheit ist der häufigste Auslöser für eine Krankenhauseinweisung und eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland. Allein in Hessen werden jedes Jahr aufgrund einer Herzschwäche rund 30.000 Menschen stationär behandelt. Anspruch auf eine telemedizinische Versorgung haben Patientinnen und Patienten mit einer fortgeschrittenen Herzinsuffizienz, die im zurückliegenden Jahr aufgrund einer deutlich verringerten Pumpleistung des Herzens im Krankenhaus behandelt werden mussten, oder Menschen mit einem implantierten Dreikammerherzschrittmacher oder Defibrillator.

Hinweis für die Redaktion

Studien deuten darauf hin, dass eine telemedizinische Betreuung der Patientinnen und Patienten die Krankheitsschwere und Sterblichkeit senken kann. Daher wurde nach einem Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses zum 1.1.2022 die digitale Begleitung von Menschen mit Herzinsuffizienz in die Regelversorgung der gesetzlichen Krankenkassen aufgenommen.