Erfurt, 29. September 2023. Fast 16.000 Thüringerinnen und Thüringer wurden 2021 aufgrund von Erkrankungen der Herzkranzgefäße im Krankenhaus behandelt. In den vergangenen zehn Jahren waren diese Erkrankungen, zu denen auch Herzinfarkte gehören, immer seltener der Grund für Klinikaufenthalte. Während 2021 pro 100.000 Menschen 592 deswegen im Krankenhaus waren, waren es 2016 noch 775 und 2011 sogar 869. Das berichtet die Techniker Krankenkasse (TK) und beruft sich auf den kürzlich veröffentlichten Herzbericht 2022 sowie Daten der Gesundheitsberichterstattung des Bundes (GBE).

"Es ist zu hoffen, dass der positive Trend zu weniger Krankenhausaufenthalten aufgrund von erkrankten Arterien und Venen - üblicherweise verengten Gefäßen - auch auf einen gesundheitsförderlicheren Lebensstil der Thüringerinnen und Thüringer zurückzuführen ist und weiter anhält. Denn zahlreiche Studien belegen, dass Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum und mangelnde Bewegung das Risiko für Herzerkrankungen deutlich erhöhen", sagt Guido Dressel, Leiter der TK-Landesvertretung. "Gleichzeitig können solche Verhaltensweisen Folgeerkrankungen wie Adipositas oder Diabetes begünstigen. Diese wirken sich wiederum negativ auf die Herzgesundheit aus."

Im bundesweiten Vergleich liegen die Thüringerinnen und Thüringer 2021 im Mittelfeld. Besonders viele Menschen wurden in Mecklenburg-Vorpommern (726 pro 100.000 Einwohner) und Nordrhein-Westfalen (717 pro 100.000 Einwohner) aufgrund von Erkrankungen der Herzkranzgefäße in Kliniken behandelt, besonders wenige in Sachsen (410 pro 100.000 Einwohner) und Hamburg (449 pro 100.000 Einwohner).

Dritthöchste Sterblichkeit wegen Herzinfarkt

Erkrankungen der Herzkranzgefäße, in der Fachsprache ischämische oder koronare Herzkrankheiten genannt, können zum Beispiel einen Herzinfarkt, Herzschwäche oder Herzrhythmusstörungen zur Folge haben. 

Im Jahr 2021 starben laut Herzbericht 2022 in Thüringen 1.803 Menschen an einem Herzinfarkt (akuter Myokardinfarkt). Statistisch gesehen entspricht das einer Mortalitätsrate von 67 je 100.000 Menschen. Nur in Berlin (73) und Mecklenburg-Vorpommern (68) war die Herzinfarkt-Sterblichkeitsrate höher. In Schleswig-Holstein starben mit 29 je 100.000 Einwohnern die wenigsten Menschen aufgrund eines Infarktes. In allen ostdeutschen Bundesländern liegt die Infarktsterblichkeit deutlich über dem im Rest der Bundesrepublik.

"Die Forderung des Präsidenten der Landesärztekammer Thüringen Dr. Hans-Jörg Bittrich, dass die Versorgung von Infarktpatienten in einigen Teilen Thüringens verbessert werden muss, ist also nachvollziehbar", sagt Dressel. "Gleichzeitig bleibt es wichtig, dass Betroffene und deren Angehörige die Symptome erkennen und schnell handeln."

Geringste Versorgung mit Kardiologen

Im Jahr 2021 waren in Thüringen 61 vertragsärztliche Kardiologinnen und Kardiologen tätig - acht mehr als fünf Jahre zuvor. Dennoch versorgte eine Ärztin bzw. ein Arzt im bundesweiten Vergleich statistisch gesehen die meisten Menschen, nämlich 34.572 Thüringerinnen und Thüringer. In Mecklenburg-Vorpommern (31.591 Einwohner pro Kardiologen) und Sachsen-Anhalt (26.781 Einwohner pro Kardiologen) war die Versorgungsdichte ebenfalls gering. In Bremen (15.732 Einwohner pro Kardiologen) und im Saarland (15.844 Einwohner pro Kardiologen) war die Versorgung mit Kardiologen am dichtesten.

Hinweis für die Redaktion

Die verwendeten Zahlen des Herzberichts je 100.000 Menschen sind altersstandardisiert. Grundlage für die Berechnung der stationären Behandlungsfälle im Herzbericht 2022 bildete die Krankenhausdiagnosestatistik des Statistischen Bundesamtes (ICD-10) aus dem Jahr 2021. Die Daten aus den Jahren vor 2021 stammen aus der Gesundheitsberichterstattung des Bundes, so sie nicht im Herzbericht verfügbar waren.