Viele Studierende kämpfen mit gesundheitlichen Belastungen wie psychischen Erkrankungen oder neigen zu ungesunden Verhaltensweisen. Eine frühzeitige Prävention kann diesen Problemen vorbeugen und die Qualität sowie den Erfolg im Studium erhöhen. Entsprechend groß ist die Nachfrage nach solchen Gesundheitsangeboten. Das Modellprojekt "Healthy Campus Mainz - gesund studieren" setzte hier an und entwickelte auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse spezifische und bedarfsgerechte Maßnahmen für Studierende.

TK: Könnten Sie das Konzept und die Ziele des Projekts "Healthy Campus Mainz" erläutern?

Petra Dann

Das Bild ist noch nicht vollständig geladen. Falls Sie dieses Bild drucken möchten, brechen Sie den Prozess ab und warten Sie, bis das Bild komplett geladen ist. Starten Sie dann den Druckprozess erneut.
Beraterin für Betriebliches und Studentischem Gesundheitsmanagement bei der TK

Petra Dann: Das Konzept des Studentischen Gesundheitsmanagements zielt darauf ab, die Gesundheit und das Wohlbefinden von Studierenden zu fördern und zu erhalten. Es umfasst Maßnahmen und Angebote, die Studierende dabei unterstützen, gesund zu bleiben, Stress abzubauen und eine gute Balance zwischen Studium und persönlichem Leben zu finden. Das Konzept des Studentischen Gesundheitsmanagements (SGM) basiert auf dem PDCA-Zyklus, einem bewährten Modell zur kontinuierlichen Verbesserung. Hier eine kurze Erklärung, wie dieser Zyklus auf das SGM angewendet wird:

  1. Plan (Planen): Zunächst werden die aktuellen Gesundheitsprobleme oder Bedürfnisse der Studierenden analysiert. Basierend darauf werden Ziele gesetzt und Maßnahmen geplant, um die Gesundheit der Studierenden zu fördern oder Probleme zu beheben.
  2. Do (Durchführen): Die geplanten Maßnahmen werden umgesetzt. Das könnten beispielsweise Workshops, Informationsveranstaltungen oder Beratungsangebote sein.
  3. Check (Überprüfen): Nach der Umsetzung wird überprüft, ob die Maßnahmen erfolgreich waren. Das kann durch Feedback, Umfragen oder andere Evaluationsmethoden geschehen.
  4. Act (Handeln): Basierend auf den Ergebnissen der Überprüfung werden die Maßnahmen angepasst oder verbessert. Ziel ist es, die Wirksamkeit zu steigern und den Gesundheitsmanagement-Prozess kontinuierlich zu optimieren.

Im Rahmen eines studentischen Gesundheitsmanagements sorgt der PDCA-Zyklus dafür, dass die Angebote stets an die aktuellen Bedürfnisse der Studierenden angepasst werden und sich so die Qualität der Maßnahmen stetig verbessert. So ist stets eine nachhaltige Förderung der Gesundheit gewährleistet. Die Ziele sind unter anderem, gesundheitliche Risiken zu minimieren, die psychische und physische Gesundheit zu stärken und die Studierenden in ihrer persönlichen Entwicklung zu unterstützen. Insgesamt soll das Projekt dazu beitragen, die Lebensqualität der Studierenden zu verbessern und ihre akademische Leistung durch ein gesundes Umfeld zu fördern.

TK: Welche Maßnahmen und Angebote stehen den Hochschülerinnen und Hochschülern zur Gesundheitsförderung zur Verfügung?

Dann: Den Hochschülerinnen und Hochschülern stehen verschiedene Maßnahmen und Angebote zur Gesundheitsförderung zur Verfügung, um ihr Wohlbefinden zu stärken und ihre Gesundheit zu erhalten. Die Analysephase wird zuerst durchgeführt, danach lassen sich spezifische Maßnahmen aus den Ergebnissen ableiten. Im Rahmen eines Gesundheitstages können die Studierenden beispielsweise durch Informationsveranstaltungen und Workshops zu Themen wie Stressmanagement, Ernährung, Bewegung und mentaler Gesundheit niederschwellig erreicht und ihnen Wissen vermittelt werden. 

Zu den Bewegungsangeboten zählt mitunter der so genannte "Pausen-Express". Damit sind bestimmte Bewegungsübungen als Unterbrechung während der Vorlesung oder Seminaren gemeint. Für die Mentale Gesundheitsprogramme können Angebote wie Achtsamkeitstraining, Entspannungsübungen oder Resilienz-Training helfen, psychische Belastungen besser zu bewältigen.  Bei dem Thema "gesunde Ernährung" unterstützen wir beispielsweise in entsprechenden Workshops in Mensen und Cafeterien. Darüber hinaus werden in so genannten "Peer-to-Peer-Programmen" Studierende geschult, um ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen bei gesundheitlichen Fragen zu unterstützen. Diese Angebote sollen dazu beitragen, die Studierenden in ihrer persönlichen Entwicklung zu fördern, Stress abzubauen und eine gesunde Balance zwischen Studium und Freizeit zu finden.

TK: Mit welchen Herausforderungen rechnen Sie bei der Umsetzung des Programms?

Dann: Bei der Umsetzung eines Studentischen Gesundheitsmanagements (SGM) können einige Herausforderungen auftreten, die man im Blick behalten sollte. Eine der größten Hürden ist die Akzeptanz und Motivation der Studierenden. Es kann schwierig sein, Studierende für Gesundheitsangebote zu begeistern und sie zur aktiven Teilnahme zu motivieren. Manche fühlen sich vielleicht nicht angesprochen oder sind skeptisch gegenüber solchen Programmen. Zudem erfordert ein effektives Gesundheitsmanagement die Zusammenarbeit verschiedener Akteure, wie die Hochschulverwaltung, Studierendenvertretungen etc. und externe Partner. Diese Koordination kann komplex sein und erfordert viel Abstimmung. Ein weiteres Thema ist die Bewusstseinsbildung: Es ist eine Herausforderung, das Bewusstsein für die Bedeutung der Gesundheitsförderung bei Studierenden zu erhöhen und eine gesundheitsförderliche Kultur zu etablieren.

Außerdem müssen die Angebote flexibel gestaltet werden, da Studierende unterschiedliche Bedürfnisse und Lebenssituationen haben. Sie sollten regelmäßig angepasst werden, um möglichst viele anzusprechen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Datenschutz: Bei der Erhebung und Nutzung von Gesundheitsdaten müssen rechtliche Vorgaben eingehalten werden, was die Planung und Umsetzung erschweren kann. Trotz dieser Herausforderungen ist die Implementierung eines nachhaltigen Studentischen Gesundheitsmanagements sehr wertvoll, um die Gesundheit und das Wohlbefinden der Studierenden langfristig zu fördern.

Zur Person:

Petra Dann ist Beraterin für Betriebliches und Studentischem Gesundheitsmanagement und seit dem Jahr 2001 bei der TK. Sie studierte Sportwissenschaft an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Weiterbildung im Bereich systemische Organisationsberatung und Coach. Im Rahmen ihrer Tätigkeit verfügt Sie über ein großes Erfahrungswissen bei der Umsetzung von BGM und SGM-Projekten.