Pro Jahr erkranken in Deutschland etwa 500.000 Menschen an Krebs. Durch den medizinischen Fortschritt und bessere Früherkennungsuntersuchungen ist die Krebssterblichkeit mittlerweile deutlich gesunken.

Stefan Groh

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Leiter der TK-Landesvertretung Saarland

Einen Beitrag dazu leisten auch die Krebsregister, die in klinische und epidemiologische Register unterteilt werden. Sie liefern mit ihren Daten wichtige Erkenntnisse. Während die klinischen Register vor allem der Qualitätssicherung in der Behandlung der Krebspatientinnen und -patienten dienen, können epidemiologische wichtige Analysen liefern. So kann beispielsweise die Wirksamkeit von Früherkennungsuntersuchungen oder das gehäufte Auftreten verschiedener Krebsarten in bestimmten Bevölkerungsgruppen untersucht werden.

Saarländisches Krebsregister zweitältestes in Deutschland

Auch im Saarland gibt es ein Krebsregister, das von Dr. Bernd Holleczek geleitet wird. Das epidemiologische Register ist mit dem Start im Jahr 1967 das zweitälteste Deutschlands. Ein Beispiel für die Arbeit des Registers ist der saarländische Krebsatlas, der vergangenes Jahr vorgestellt wurde und die Inzidenzen verschiedener Krebserkrankungen in den einzelnen Städten und Gemeinden auflistet. Diese Zahlen können von den handelnden Personen genutzt werden, um die Gesundheitsversorgung zu analysieren und zielgerichtete Präventionsangebote zu schaffen.

Interoperabilität nötig

Medizinische Register liefern aus TK-Sicht im Allgemeinen wertvolle Daten. Mit ihrer Hilfe können Krankheitsverläufe besser beurteilt, die Qualität der medizinischen Versorgung sichergestellt und Krankheiten besser behandelt werden. Aus diesem Grund müssen die Möglichkeiten zur besseren Gesundheitsdatennutzung über die bestehenden Register und Zwecke hinaus geschaffen werden. Insbesondere die Vernetzung und Kooperation mit weiteren Registern im europäischen Ausland, beispielsweise für den Bereich seltener Erkrankungen, sollte angestrebt werden. Hierfür ist eine weitgehende Standardisierung der Datenerhebungs- und Qualitätssicherungsprozesse, insbesondere zur Herstellung von Interoperabilität durch standardisierte Formate, notwendig.

Gesundheitsdaten ohne Zeitverzug nötig

Die Medizinischen Register sind nur ein Beispiel dafür, welchen Wert strukturierte Gesundheitsdaten haben. Aus Sicht der TK ist es enorm wichtig, dass verfügbare Gesundheitsdaten - ob aus Registern, aus Abrechnungen bei den Krankenkassen oder von den Versicherten selbst erfasst - im Sinne der Patientinnen und Patienten genutzt werden. Dazu muss es auch den Krankenkassen erlaubt sein die Routinedaten für die Versorgung zu nutzen - natürlich unter Berücksichtigung der Datenschutzanforderungen. Zusätzlich müssen die Abrechnungsdaten aus dem ambulanten Sektor ohne Zeitverzug bei den Krankenkassen und Versicherten verfügbar sein. Die quartalsbezogene Abrechnung und der damit einhergehende zeitliche Verzug von bis zu neun Monaten ist nicht mehr zeitgemäß und die direkte Datenübermittlung auch technisch möglich. So könnten diese Daten schneller und effizienter für eine bestmögliche Versorgung genutzt werden.

Menschen vertrauen Kassen bei Datenspende

Eine weitere wichtige Voraussetzung für eine sinnvolle Datenstrategie ist der Zugriff der Krankenkassen auf gespendete Gesundheitsdaten aus der elektronischen Patientenakte. Aktuell ist der noch nicht vorgesehen, daher muss dringend nachgebessert werden. Das Vertrauen der Menschen in die Gesetzliche Krankenversicherung ist dabei hoch: Laut unserer Befragung würden 64 Prozent der Menschen ihre Daten an die Kassen spenden, um diesen etwa die Entwicklung neuer Leistungen zu ermöglichen. Schließlich geht damit auch eine individualisierte Versorgung einher.

Die Politik ist gefordert

Die sichere Nutzung von Gesundheitsdaten ist für eine zukunftsfähige und qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung unabdingbar. Das Potenzial und den Wert der Gesundheitsdaten verdeutlichen die Daten der Krebsregister schon heute. Die Politik muss nun die Aufgaben aus dem Koalitionsvertrag endlich angehen, um eine vernünftige Datenstrategie im Sinne der Patientinnen und Patienten zu ermöglichen.