Welche Erfahrungen zur "ePA für alle" während der Pilotphase gemacht wurden, wie die TI-Messenger-Lösungen künftig die Kommunikation im Gesundheitswesen erleichtern können und welche Schritte als nächstes in der Modellregion unternommen werden, berichtet Markus Habetha, Projektleiter der TI-Modellregion Hamburg & Umland, im Interview. 

TK: Herr Habetha, der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherungen gab Ende Februar dieses Jahres bekannt, dass praktisch alle gesetzlich Versicherten mit ihrer persönlichen ePA ausgestattet seien. Ausgenommen seien Versicherte, die der Einrichtung widersprochen haben. Welches Fazit ziehen Sie und welche Erfahrungen konnten die Leistungserbringer bei der Einführung der "ePA für alle" in der TIMO seit Januar 2025 sammeln?

Markus Habetha: Insgesamt ziehen wir ein positives Fazit aus der Erprobung der ePA seit 15. Januar. Bei der ePA handelt es sich um das bislang größte Digitalisierungsprojekt im Gesundheitswesen in Deutschland. Erwartungsgemäß sind in der Pilotierung auch Herausforderungen aufgetreten, die jedoch identifiziert und zumeist schnell behoben werden konnten. Wie bisher, trägt uns die große Einsatzbereitschaft, Motivation und der Pragmatismus unserer beteiligten Leistungserbringer durch das Projekt. Auch die Unterstützung und Zusammenarbeit mit unseren Projektpartnern, Krankenkassen und Industrie war, wie bereits in der Vorbereitungsphase, herausragend. Das gemeinsame Ziel, die neue ePA bei diesem Anlauf "zum Fliegen zu bringen", hat alle Beteiligten vereint und zu einem von der gematik orchestrierten, beeindruckend konstruktiven Miteinander beigetragen.

Unsere Leistungserbringer in der Modellregion Hamburg konnten mit der neuen ePA im Versorgungsalltag Erfahrung sammeln und wertvolle Hinweise zur Integration in die täglichen Arbeitsabläufe als auch zur Verbesserung der Funktionalität liefern. Über die gematik wurden die Erkenntnisse gebündelt und an die Softwarehersteller weitergegeben. Nach unserer Einschätzung gibt es einen breiten Konsens zu den Vorteilen einer zuverlässig funktionierenden ePA als Plattform für einen Austausch von Daten und Dokumenten im Gesundheitswesen.

Aus unserer Sicht ist es ebenfalls wichtig, weiterhin im fachlichen Austausch über die kritischen Rückmeldungen aus bspw. Berufsverbänden zum Einsatz der ePA bei hochsensiblen Daten oder im Kontext von Kindern und Jugendlichen zu sprechen.
 

Markus Habetha

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Projektleiter der TI-Modellregion Hamburg & Umland

Die in den Modellregionen beteiligten Leistungserbringer wünschen sich jetzt nach der Erprobungsphase eine breitere Nutzung der ePA. Markus Habetha, Projektleiter der TI-Modellregion Hamburg & Umland.

TK: Die "ePA für alle" wird bundesweit ausgerollt. Was kommt nun auf alle Beteiligten im Projekt TIMO zu?

Habetha: Die in den Modellregionen beteiligten Leistungserbringer wünschen sich jetzt nach der Erprobungsphase eine breitere Nutzung der ePA. Derzeit werden die Akten nach und nach befüllt, dennoch sind die Inhalte in den Patientenakten noch überschaubar. Dies wird sich mit zunehmender Nutzung ändern. Wenn die ePA hohe Akzeptanz und Verbreitung bei Leistungserbringern und Versicherten findet, werden sich flächendeckend die Mehrwerte darstellen und im Versorgungsalltag wahrgenommen werden.

In der TIMO freuen wir uns, den bundesweiten Rollout zu begleiten und uns mit den beteiligten Zahn- sowie Arztpraxen, Apotheken und Kliniken in die fachlichen und prozessualen Details der ePA-Nutzung zu vertiefen. Hier werden wir uns in den kommenden Wochen verstärkt den Vorteilen und Herausforderungen der ePA-Nutzung in der Kommunikation zwischen Haus- und Fachärztinnen und -ärzten, dem Daten- sowie Dokumentenaustausch am ambulant/stationären Versorgungsübergang und der Nutzung der eMedikationsliste im Kontext der Arzneimitteltherapiesicherheit widmen.

TK: Bereits im Herbst 2024 wurde der TI-Messenger in der TIMO pilotiert. Welche Erfahrungen konnten hier gemacht werden?

Habetha: Die TI-Messenger-Lösungen können die Kommunikation wesentlich vereinfachen und beschleunigen. Vor allem in Konstellationen, in denen täglich mehrfach im gemeinsamen Behandlungskontext zwischen kooperierenden Versorgungseinrichtungen kommuniziert werden muss, zum Beispiel zwischen Hausarztpraxis, Apotheke, ambulanten Pflegedienst für An- und Rückfragen zu E-Rezepten oder Terminabstimmungen. Hier ist die Kommunikation via TI-Messenger den bestehenden Verfahren wie Telefon, E-Mail oder Fax deutlich überlegen. Zur bereits vorhandenen Kommunikation via KIM stellen die TI-Messenger eine Ergänzung dar. Die gebündelten Erkenntnisse aus der Pilotierung der TI-Messenger-Lösungen finden sich in einer Kurzfassung des Abschlussberichtes

Mit dem Ausbau der ePA sollen in der zweiten Jahreshälfte 2025 die ersten TI-Messenger für Versicherte in den ePA-Apps der Krankenkassen zur Verfügung gestellt werden. Das ermöglicht Versicherten mit ihren Leistungserbringern über diesen sicheren und datenschutzkonformen Weg zu kommunizieren.

TK: Die Förderung der TIMO wurde um zwei Jahre verlängert. Welche Schritte sind nach Abschluss der Pilotierung der "ePA für alle" geplant?

Habetha: Dass die Verlängerung der TI-Modellregionen (Hamburg als auch Franken) bereits im Oktober 2024 entschieden werden konnte, hat uns natürlich sehr gefreut und ist eine Auszeichnung, nicht zuletzt für den unermüdlichen Einsatz unserer Leistungserbringer und Netzwerkpartner. Für das damit ausgesprochene Vertrauen bedanken wir uns und es ist uns ein großer Ansporn, mit dem bisherigen Engagement weiterzumachen.

Gerade planen wir gemeinsam mit der gematik eine Pilotierung für die eVerordnung von Digitalen Gesundheitsanwendungen (DIGA). Dabei wollen wir die gesamte Prozesskette von der Verordnung in der Arztpraxis (analog dem E-Rezept), über die Einlösung bei der Krankenkasse bis zum Empfang und Nutzung der DIGA durch die Versicherten betrachten.

Hintergrund

Als eine von zwei TI-Modellregionen in Deutschland hat "Hamburg und Umland" als erste den Zuschlag erhalten. Das Bewerber-Konsortium rund um das ÄrzteNetz Hamburg e. V. vereint neben Arztpraxen, Apotheken und Kliniken und vielen weiteren Versorgungseinrichtungen des Gesundheitswesens auch weitere Netzwerk-Partner aus Industrie, von Verbänden und Krankenversicherungen. Die zweite Modellregion ist in Franken angesiedelt. Beide Modellregionen stehen über die gematik in intensivem Austausch.