Für mehr Patientensicherheit und ein effizienteres Gesundheitswesen
Position aus Thüringen
Die ePA wird die Gesundheitsversorgung entscheidend voranbringen, sie transparenter, schneller und damit sicherer machen, meint Guido Dressel, Leiter der TK-Landesvertretung Thüringen. Gleichzeitig wird das nicht ohne Anstrengungen und schon gar nicht sofort passieren, schreibt er in seinem Kommentar.

Für eine bessere Vernetzung zwischen niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten, Krankenhäusern und Pflegediensten zu sorgen, bewerten 91 Prozent der Thüringerinnen und Thüringer als wichtige oder sehr wichtige gesundheitspolitische Aufgabe. Das haben uns die Befragten im Vorfeld der Landtagswahl in Thüringen 2024 gesagt. Die Menschen in Thüringen, besonders diejenigen, die häufig mit dem Gesundheitswesen in Berührung kommen, sehen die Vorteile der Digitalisierung .
Das Herzstück für eine solche Vernetzung und den Austausch soll die elektronische Patientenakte, die ePA für alle, werden. Die Versicherten als Verantwortliche für ihre Daten stehen dabei im Zentrum.
Guido Dressel
Besonders für Menschen mit chronischen Erkrankungen und Menschen, die eine längere Behandlungsgeschichte hinter sich haben, sind die Vorteile auf den ersten Blick nachvollziehbar. In Regionen, in denen eher wenig Menschen viele andere versorgen und deswegen besonders effizient arbeiten müssen, werden die Zeit- und anderen Ressourcenersparnisse, die die ePA bringen soll, besonders deutlich zu spüren sein. Dazu gehören weniger/ keine Doppeluntersuchungen, ein digitales Entlassmanagement und dass Laborergebnissen nicht nachtelefoniert werden muss.
Jetzt ist die ePA da und wird intensiv in Modellregionen getestet. Ich freue mich, dass wir in absehbarer Zeit - endlich - mit anderen Europäischen Ländern wie Finnland (ePA seit 2010), Schweden (2010), Dänemark (2012), Österreich (2013), Frankreich (2018) und Polen (2019) gleich ziehen.
Anstrengung, die sich lohnt
Gleichzeitig ist es keine Frage, dass die jetzige und bevorstehende Umstellung anstrengend werden könnte. Der Zugang über das Smartphone erfordert ein paar Schritte mehr, als wenn man sich bei der neusten App von Discounter registriert. Das ist die Kehrseite der hohen Datensicherheit .
Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte müssen sich auf ein neues, zusätzliches System einlassen und darauf vertrauen, dass ihr Praxissoftwareanbieter die erforderliche Umstellung nutzerfreundlich einbindet. Unter anderem um das zu gewährleisten, läuft die aktuelle Erprobungsphase der ePA in Modellregionen. Krankenhäuser, die zum Teil großen Tanker des Gesundheitssystems, müssen ihre Systeme anpassen.
Zu allem Übel werden die Vorteile der Akte erst in ein paar Jahren wirklich sichtbar. Das heißt die großen Hoffnungen, die auch wir in die ePA setzen, werden sicher nicht so schnell erfüllt, wie es wünschenswert wäre.
Doch die Anstrengungen lohnen sich - für mehr Patientensicherheit und für ein effizienteres Gesundheitswesen.
Wie das geschafft werden kann, haben uns ein Facharzt für Allgemeinmedizin und ein Klinikdirektor , der sich auch für bessere medizinische Versorgung im ländlichen Raum einsetzt, erzählt; zwei Ausblicke, die mich einmal mehr optimistisch stimmen.