Welche Vorteile die "ePA für alle" für die Patientinnen und Patienten, aber auch für die Ärztinnen und Ärzte haben wird und was in den ersten Monaten nach der Einführung zu erwarten ist, erklärt Maren Puttfarcken, Leiterin der TK-Landesvertretung Hamburg, im Interview.

TK: Anfang 2025 wurde die "ePA für alle" unter anderem in Hamburg getestet und seit dem 29. April 2025 können sie nun alle bundesweit nutzen: Warum braucht es die "ePA für alle"?

Maren Puttfarcken: Wir haben uns lange gewünscht, dass die "ePA für alle" startet. Denn wie viele im Gesundheitssektor wissen, gibt es die ePA schon eine Weile, aber sie konnte in den vergangenen Jahren aus verschiedenen Gründen ihr Potenzial nicht entfalten. Sei es wegen der komplizierten Einrichtung oder weil der Nutzen für viele schlicht und einfach nicht erkennbar war. Zudem musste man die ePA bisher ja aktiv beantragen. Nun ist es andersherum: Jeder bekommt die Akte automatisch - es sei denn, er oder sie widerspricht. Wir hoffen, dass das ganze Thema nun endlich Fahrt aufnimmt.

Für die wenigen Versicherten, die widersprochen und damit keine ePA bekommen haben, bleibt alles beim Alten, schließlich ist die Nutzung der ePA freiwillig. Aus unserer Sicht bietet die ePA für die Versicherten aber sehr viele Vorteile: mehr Transparenz, mehr Wissen um die eigene Gesundheit und die eigenen Daten, mehr Kontrolle über das, was geschieht. Plus: Die Patientensicherheit wird gestärkt, Doppeluntersuchungen werden vermieden und Behandlungspläne besser koordiniert. 

Maren Puttfarcken

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Leiterin der TK-Landesvertretung Hamburg

Ist die ePA einmal eingerichtet, können die Versicherten ihre Gesundheitsdaten wie Befunde, Medikamente, Impfungen und Allergien sicher speichern und verwalten. Sie haben endlich mehr Kontrolle über ihre eigenen Gesundheitsdaten. Maren Puttfarcken, Leiterin der TK-Landesvertretung Hamburg

TK: Was ändert sich für die Patientinnen und Patienten?

Puttfarcken: Realistisch gesehen werden die Versicherten zum bundesweiten Start noch keine weitreichenden Änderungen bemerken. Ist die ePA einmal auf den Smartphones der Versicherten eingerichtet, können sie ihre Gesundheitsdaten wie Befunde, Medikamente, Impfungen und Allergien sicher speichern und verwalten. In der ePA der TK, dem "TK-Safe", bieten wir ein sogenanntes Datenabo an, mit dem sich Versicherte Informationen wie Diagnosedaten, Medikamentenverordnungen oder Impfdaten automatisch in die Akte laden können. Das ist seit der Testphase die beliebteste Funktion in der ePA.

Insgesamt haben die Versicherten endlich mehr Kontrolle über ihre eigenen Gesundheitsdaten. Versicherte können selbst bestimmen, welche Ärztinnen und Ärzte Einblick in ihre Daten bekommen sollen und diese Einstellungen auch jederzeit ändern. Die ePA wird nach und nach weiterentwickelt werden und mehr Funktionen bekommen.

TK: Warum sollten Leistungserbringer, wie zum Beispiel Arztpraxen oder Krankenhäuser, an Bord sein?

Puttfarcken: Arztpraxen und Kliniken können nun darauf vertrauen, dass sie die medizinischen Informationen ihrer Patientinnen und Patienten vollständig und über einen sicheren Kommunikationsweg bekommen. Schluss mit Faxgeräten, Kopieren, Einscannen und dem Einholen telefonischer Informationen zwischen den Leistungserbringern. Natürlich wird es eine Weile dauern, bis sich alles etabliert hat. Aber ich bin sicher, dass nach einer Zeit der Umstellung und des "Neu-Lernens" der administrative Aufwand geringer sein wird und damit auch mehr Zeit bleibt für die Patientinnen und Patienten und ihre Behandlung. Aus unserer Sicht liegen die Vorteile einer ePA auch für die Leistungserbringer auf der Hand: Eine gut gepflegte Patientenakte unterstützt die Ärztinnen und Ärzte bei Entscheidungen und dabei, die Behandlung individuell anzupassen. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit der Leistungserbringer wird einfacher.

Zudem zeigen Befragungen von Patientinnen und Patienten immer wieder, dass sich sehr viele eine ePA wünschen. Zuletzt auch unsere eigene: Im Auftrag der TK in Hamburg hat das Meinungsforschungsinstitut Forsa  Erwachsene zum Thema ePA befragt. Das Ergebnis: Die Mehrheit der Hamburgerinnen und Hamburger steht der Digitalisierung im Gesundheitswesen positiv gegenüber. 84 Prozent gaben an, dass die ePA aus ihrer Sicht eher Vorteile oder sehr große Vorteile in der Gesundheitsversorgung bringen wird.

Vor diesem Hintergrund bin ich sehr optimistisch, dass wir in einem Jahr zur "ePA für alle" ein positives Resümee ziehen werden. Die Digitalisierung - und damit die ePA - trägt entscheidend zu einer besseren und modernen Versorgung bei.

Hinweise

Weitere Ergebnisse gibt es in der Befragung zur Gesundheitsversorgung in Hamburg .

Für die repräsentative telefonische Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse befragte das Meinungsforschungsinstitut Forsa im November/Dezember 2024 insgesamt 1.001 Personen ab 18 Jahre bevölkerungsrepräsentativ für das Bundesland Hamburg.