Die Herzinsuffizienz zählt zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. Alleine in Hessen leiden schätzungsweise rund 300.000 Menschen daran. Keine andere Erkrankung führt so häufig zu einem Krankenhausaufenthalt.  

Positives Fazit 

In einem besonderen Versorgungsprojekt, dem Innovationsfondsprojekt "sekTOR-HF", können sich Patientinnen und Patienten mit Herzschwäche aus der Region Marburg-Biedenkopf zwölf Monate lang engmaschig und gut koordiniert medizinisch betreuen lassen. Ziel des Projektes ist es, Verschlechterungen der Erkrankung mittels telemedizinischer Unterstützung sofort zu erkennen und möglichst ganz zu vermeiden und dadurch die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten zu erhöhen. 

Ein zentrales Element des Projekts ist ein eHealth-Portal, in dem die Patientinnen und Patienten ihre Gesundheitsdaten selbst dokumentieren. Wichtige Vitalwerte etwa zu Blutdruck, EKG, Körpertemperatur und Körpergewicht oder Angaben zum aktuellen Gesundheitszustand werden von ihnen zu Hause beispielsweise via App täglich eingetragen und dabei von ihnen selbst, parallel aber auch von den Mitarbeitenden der Netzwerkstelle des Projekts beobachtet und überwacht. 

Engmaschige Begleitung

Das Fachpersonal der Netzwerkstelle - Ärztinnen und Ärzte sowie Herzinsuffizienz-Schwestern und -Pfleger - kann mittels der regelmäßigen Dokumentation frühzeitig erkennen, ob sich Werte verändern. Bei Auffälligkeiten stimmen die Mitarbeitenden individuell erforderliche medizinische Maßnahmen mit den behandelnden Haus- oder Fachärztinnen und -ärzten ab. In Notfällen wird der Notarzt verständigt.

In Experteninterviews und Fokusgruppendiskussionen im Rahmen einer universitären Abschlussarbeit wurden alle Projekt-Beteiligten, also sowohl die Mitarbeitenden der Netzwerkstelle als auch die teilnehmenden Patientinnen und Patienten, zu ihrer Zufriedenheit und Akzeptanz mit der digitalen Plattform und dazu befragt, welche Auswirkungen ihre aktive Beteiligung auf die Kommunikation mit dem beteiligten medizinischen Personal hatte und wie dadurch ihre Kompetenzen gestärkt wurden.

Positive Befragungsergebnisse

Die Befragungsergebnisse zeigen: Die Patientinnen und Patienten fühlten sich durch die kontinuierliche Erfassung ihrer aktuellen Daten insgesamt sicherer. Sowohl eine Bestätigung, dass alle Werte in Ordnung waren, als auch eine frühzeitige Warnung über eine Abweichung sorgte für Sicherheit und steigerte demnach ihr Wohlbefinden.

Zudem entwickelten die Patientinnen und Patienten durch ihre regelmäßige Mitarbeit bei der Dateneingabe im Portal eine deutlich höhere Motivation im Umgang mit ihrer Erkrankung und auch ein größeres Interesse, aktiv zu einer Verbesserung ihres Gesundheitszustandes beizutragen. Viele haben erst durch die regelmäßige Mitarbeit den Zusammenhang zwischen der regelmäßigen Einnahme von blutdrucksenkenden Medikamenten und den anschließend positiven Körperwerten erkannt und verstanden. 

Als wichtiges Kriterium ihrer Zufriedenheit nannten die Patientinnen und Patienten den einfachen und niedrigschwelligen Aufbau der telemedizinischen Plattform. Deren Bedienung wurde als selbsterklärend und leicht wahrgenommen. Positiv registrierten sie auch, dass neben den behandelnden Ärztinnen und Ärzten auch Familie und weitere Angehörige Zugriff auf die Patientenakte der Plattform haben. Dies fördere den intensiven Austausch über die Erkrankung und die individuelle Situation der Betroffenen.

Telemedizin verbessert Lebensqualität

Das Projekt "sekTOR-HF" zeigt aus Sicht der TK in Hessen, wie Telemedizin die Versorgung von herzkranken Patientinnen und Patienten wesentlich verbessern und deren Lebensqualität steigern kann, indem sie durch das gewissenhafte regelmäßige Erheben ihrer Messwerte mit dem Krankheitsbild der Herzinsuffizienz richtig umgehen und ihren Körper besser einzuschätzen lernen.

TK-versicherte Patientinnen und Patienten, die am Innovationsfondsprojekt teilnehmen, werden sowohl von Fach- und Hausarztpraxen der Ärztegenossenschaft PriMa als auch durch das Universitätsklinikum Marburg betreut. Parallel zum Raum Marburg wird das Konzept in Bad Neustadt a. d. Saale (Nordbayern) erprobt. Die wissenschaftliche Auswertung des Innovationsfondsprojekts soll bis 31. Mai 2024 abgeschlossen sein. 

Projektpartner

Konsortialpartner des Innovationsfondsprojekts "sekTOR-HF" sind unter anderem die Rhön-Klinikum AG, das Universitätsklinikum Marburg sowie das PriMa-Ärztenetz, in dem sich niedergelassene Ärztinnen und Ärzte zusammengeschlossen haben. Neben der Techniker Krankenkasse sind auch die AOK Hessen und die DAK-Gesundheit beteiligt. Die Abkürzung "sekTOR HF" steht für Transsektorale bedarfsorientierte Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz und Entwicklung eines alternativen Vergütungsmodells. 

Weitere Informationen zum Projekt: