An der Asklepios-Klinik in Lich wird Einweg-OP-Besteck, bei dem eine mehrmalige Nutzung ausgeschlossen ist, nicht mehr einfach verbrannt, sondern recycelt. Die Rohstoffe werden so in den Wertstoffkreislauf zurückgeführt.

TK: Seit Herbst 2022 werden in Ihrem Haus Medizinprodukte wie Einweg-OP-Instrumente recycelt. Wie läuft das genau ab und inwieweit trägt dies zum Natur- und Klimaschutz bei?

Patricia Rembowski: Es handelt sich bei dem Projekt um ein Rücknahmesystem für recyclingfähige "Ethicon Endocutter" und "Circular Stapler". Dies sind Klammernahtinstrumente, die den Chirurginnen und Chirurgen helfen - etwa im Rahmen der Schlüssellochchirurgie, um Gewebe und Organe sicher zu entfernen oder zu verbinden.

Patricia Rembowski

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Asklepios-Klinik Lich

In der Licher Klinik wird durch das Recycling monatlich circa 200 kg CO₂ eingespart. Patricia Rembowski

Die Instrumente werden nach Gebrauch im OP desinfiziert und gesondert gesammelt. Resourcify, ein Start-up im Bereich Abfallmanagement und Recycling, holt die Behälter regelmäßig ab, dann werden die Geräte bei einem externen Sterilisationsdienstleister sterilisiert und anschließend dem Recycling zugeführt. Nach Berechnungen von Recourcify werden in der Licher Klinik durch das Recycling der Klammernahtgeräte monatlich circa 200 kg CO₂ eingespart. Ein besonderer Fokus liegt bei dem Projekt ebenfalls darauf, dass das Recycling in Deutschland stattfindet und somit nur geringe CO₂-Emissionen beim Transport anfallen.

TK: Bislang wird Einweg-OP-Besteck nach der Nutzung meist verbrannt. Wie wird im Rahmen Ihres Projektes sichergestellt, dass die Rohstoffe, aus denen das Besteck gefertigt ist, steril und sicher in den Wertstoffkreislauf zurückgeführt werden können?

Rembowski: Das Rücknahmesystem ist so ausgerichtet, dass eine Kontamination ausgeschlossen ist. Die Verbringung erfolgt zu einem externen Sterilisationsdienstleister. Dort werden die Geräte sterilisiert und anschließend dem Recycling zugeführt.

TK: Welche Maßnahme für mehr Klima- und Umweltschutz setzt Ihr Haus darüber hinaus noch um?

Wir sind bereits auf einem sehr guten Weg, zu einem "Grünen Krankenhaus" zu werden. Patricia Rembowski

Rembowski: Bereits seit vielen Jahren ist in der Asklepios Klinik Lich eine interne Arbeitsgruppe mit Kolleginnen und Kollegen aus Medizin, Pflege, Hygiene, Technik und Verwaltung damit betraut, neue Konzepte und Möglichkeiten zu erörtern und zu entwickeln, die einen optimierten Einsatz wertvoller Ressourcen und die Einsparung von CO₂ beinhalten. Aus diesem Grund sind wir bereits auf einem sehr guten Weg, zu einem "Grünen Krankenhaus" zu werden.

Die stetige Modernisierung des Gebäudes erfolgt grundsätzlich immer unter dem Aspekt der Ressourcenschonung. Modernisiert wurde dabei in den vergangenen Jahren nach einem strukturierten Vorgehen, das ganze Stationen, Eingriffsräume, Heizungsanlagen, Logistikbereiche und Büros beinhaltet hat. Beleuchtung mit LED-Technik, Klimaanlagentechnik mit Wärmerückgewinnung, Verlegung von klimaneutralen Fußböden, der Einsatz von Photovoltaik und natürlich unser Blockheizkraftwerk sind Alltag in Lich und finden bei jedem Bauabschnitt Berücksichtigung. Insbesondere durch das Blockheizkraftwerk kann die Klinik umweltschonend Wärme und Strom gewinnen und sofort wieder selbst verbrauchen. 

Beim Blockheizkraftwerk handelt es sich um ein klinikeigenes Kraftwerk, das durch den Einsatz eines Verbrennungsmotors gleichzeitig Wärme und Strom generiert. Durch diese moderne Kraft-Wärme-Kopplung genannte Technologie kann also fast die gesamte im Brennstoff gespeicherte Energie verwertet werden. Allein durch diesen Einsatz sparen wir jährlich durchschnittlich circa 10,2 Tonnen CO₂ und können 1,5 Millionen kWh Strom erzeugen, für den direkten Verbrauch in der Klinik.

Aktuell haben wir ein Großprojekt in der Bearbeitung: die Sanierung der 55 Jahre alten Fassade, da eine Messung ergab, dass viel zu viel Wärme über die Fenster und die nicht optimal gedämmte Fassade entweicht. In einem ersten Schritt werden die alten Fenster durch neue moderne Fenster ersetzt. Danach erfolgt die Dämmung der Fassade. Dabei wird die gesamte Fassadenkonstruktion mit einem Wärmedämmverbundsystem versehen, welches unter Brandschutzbestimmungen für Kliniken zugelassen ist. Als letzter Schritt wird ein mineralischer Putz aufgetragen, der für ein einheitliches Bild der Fassade sorgt. Aktuelle Berechnungen, die wir vorgenommen haben, gehen von einer Einsparung von etwa 20 Tonnen CO₂ pro Jahr aus, die mit der Dämmung der Fassade und dem Austausch der Fenster erreicht wird.

TK: Inwieweit unterstützt Sie der Asklepios-Konzern bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitsprojekten?

Rembowski: Der Klinikkonzern Asklepios hat bereits 2010 das "Green Hospital"-Programm ins Leben gerufen, das Ökologie und Ökonomie mit der sozialen Verantwortung eines großen Klinikkonzerns verbindet und ein umfassendes Konzept für ganzheitliche, nachhaltige Gesundheitsfürsorge darstellt. Inhaltlich wird Rücksicht auf ökologische Belange genommen und es werden strenge interne Anforderungen an den ressourcenschonenden Bau und Betrieb von Asklepios-Einrichtungen genommen. Die Entwicklung innovativer Konzepte und Produkte zur Verringerung von Umweltauswirkungen wird mit dem Programm unterstützt. Erst kürzlich wurde unser CFO und Nachhaltigkeitsmanager Hafid Rifi mit dem Vordenker Award ausgezeichnet. 

Denken Sie immer daran: jeder Beitrag zählt! Patricia Rembowski

TK: Welche Tipps hätten Sie für Kliniken, die sich ebenfalls mehr im Bereich Nachhaltigkeit engagieren wollen, aber noch nicht so recht wissen, wie sie das bewerkstelligen sollen?

Rembowski: Beginnen Sie und denken Sie immer daran: jeder Beitrag zählt! Der Krankenhausalltag ist ressourcenintensiv und Kliniken gehören zu den Großverbrauchern von Energie und Arbeitsmaterial. Die Einrichtung einer Arbeitsgruppe mit Kolleginnen und Kollegen aus unterschiedlichen Fachbereichen hat in unserem Haus viele Ideen hervorgebracht und die Umsetzung der Maßnahmen erleichtert, da sich die einzelnen Bereiche mit den Themen identifizieren konnten.

Wichtig ist die Kommunikation der Maßnahmen und die daraus resultierenden Effekte. So konnten wir beispielsweise nach dem Start eines speziellen Mülltrennungsprojekts im OP-Bereich Umverpackungen in der Größenordnung von 2.912 kg jährlich dem Recycling zuführen, vorher waren es 182 kg. Nach Veröffentlichung dieses Effekts in unserer internen Mailrunde, schlossen sich weitere Abteilungen an. Das Thema Umweltschutz und Nachhaltigkeit ist bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern stark im Fokus der Aufmerksamkeit. Nutzen Sie dies und beziehen Sie die Ideen, Erfahrungen und das Können des Teams mit ein.

Zur Person 

Patricia Rembowski ist seit 2014 für Asklepios-Klinik in Lich tätig - vor allem in den Bereichen Projektkoordination, Personalentwicklung, Vertragswesen und rechtliche Sachverhalte. 2020 hat sie die "Green Hospital"-Arbeitsgruppe in der Licher Klinik ins Leben gerufen, die gemeinsam Vorhaben wie das im Interview vorgestellte Recycling-Projekt entwickeln. Des Weiteren verantwortet Rembowski die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Krankenhauses. Nach ihrem Studium der Betriebswirtschaftslehre in Mannheim war Rembowski zehn Jahre als Prokuristin mit den Schwerpunkten Finanzen und Personal für ein mittelständisches Recyclingunternehmen tätig.