60 Prozent empfinden Wartezeiten auf Facharzttermin als zu lang - TK will gezielte Wege in und durch die Versorgung
Pressemitteilung
Hamburg, 25. September 2025. Für viele Menschen in Deutschland ist die Wartezeit auf Arzttermine ein drängendes Problem. 58 Prozent sind der Ansicht, dass sie ‘viel zu lange’ auf einen Facharzttermin warten müssen. Das ist Ergebnis einer aktuellen repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK). "Viel zu oft bestimmen Zufall und veraltete Strukturen, wer wann und wo einen Arzttermin bekommt. Es fehlen gezielte Wege in und durch die ambulante Versorgung. Das zeigt sich in den Terminschwierigkeiten vieler Menschen mehr als deutlich", sagt Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK.
"Patientensteuerung muss bei den Hilfesuchenden beginnen"
Die Regierung plant ein Primärarztsystem, also dass Patientinnen und Patienten zuerst eine bestimmte Hausarztpraxis aufsuchen, die bei Bedarf an einen Facharzt überweist. Aus Sicht der TK ist jedoch eine Reform des gesamten ambulanten Systems nötig. Baas: "Patientensteuerung darf nicht nur innerhalb von Arztpraxen stattfinden. Sie muss bereits dann beginnen, wenn Patientinnen und Patienten wegen eines gesundheitlichen Anliegens nach Hilfe suchen".
Vor dem Arzttermin: Medizinische Ersteinschätzung und zentrale Terminplattform
Die TK schlägt eine ärztlich entwickelte Ersteinschätzung des medizinischen Bedarfs vor - noch bevor ein Arzttermin vereinbart wird. Diese soll gesundheitliche Probleme schnell einordnen und den passenden Behandlungspfad empfehlen. Je nach Anliegen könne dies etwa ein Termin in einer Haus- oder einer passenden Facharztpraxis sein, oder auch eine telemedizinische Behandlung oder Beratung durch geschultes medizinisches Personal, so der TK-Chef. Ein wichtiges Element ist, dass es dafür eine zentrale Terminplattform gibt, um zeitnahe Termine in der jeweils passenden Versorgungsform zu vermitteln. Ergibt die Ersteinschätzung, dass zunächst keine ärztliche Betreuung notwendig ist, sollen Hilfesuchende mit passenden Informationen und Beratungsangeboten unterstützt werden, etwa von den Krankenkassen.
Erst Haus-, dann Facharzt? TK fordert flexiblere Koordination nach Krankheitsbild
Die Umfrage zeigt außerdem, dass die Wartezeiten auf einen Termin beim Hausarzt nur selten ein Problem sind: Für die große Mehrheit (67 Prozent) sind diese in Ordnung. Lediglich 15 Prozent empfinden die Wartezeiten als viel zu lang. Doch: "Viele Hausärztinnen und Hausärzte berichten bereits heute von einer zu hohen Arbeitslast. Ein Primärversorgungssystem, in dem jeder Weg über die Hausarztpraxis führt, produziert neue Engstellen im System". Wer die Behandlungskoordination übernimmt, sollte Baas zufolge immer nach Krankheitsbild der Betroffenen festgelegt werden: "Ziel muss sein, dass Patientinnen und Patienten direkt zu der Arztpraxis kommen, die für die jeweilig notwendige Behandlung am besten geeignet ist, und diese dann alles weitere koordiniert. Das wird in vielen Fällen vermutlich eine Hausarztpraxis sein, es kann aber auch mal eine Facharztpraxis sein, sofern das gesundheitlich sinnvoll ist".
Vergütungsreform nötig: Sprechende Medizin stärken
In einem Primärversorgungssystem muss aus Sicht der TK auch die ärztliche Vergütung neu gestaltet werden. Die aktuellen Regelungen setzen die falschen Anreize. Die TK schlägt daher eine zweigeteilte Vergütung vor, nach der Fixkosten von Praxen durch zielgerichtete Pauschalen finanziert werden sowie ein zeitbasiertes Vergütungssystem für die ärztlichen Leistungen eingeführt wird. "Wir brauchen eine für alle Seiten fairere Vergütung, die den Fokus darauf legt, dass mehr Zeit für die Patientinnen und Patienten bleibt", so Baas.
Hinweis für die Redaktion
Die Forderung der TK für eine zukunftsfähige ambulante Versorgung ist im Presseportal abrufbar.
Im Interview erzählt Daniel Cardinal, TK-Geschäftsbereichsleiter für Innovation und Ambulante Versorgung, mehr zu dem Primärversorgungsmodell der TK .
Für die bevölkerungsrepräsentative Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse befragte das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Juli 2025 bundesweit insgesamt 1.004 Personen ab 18 Jahren.