TK: Frau Dr. Voermans, Sie leiten das Gesundheitsmanagement der TK, können Sie uns etwas über die Schwerpunkte der TK-Präventionsstrategie erzählen? 

Dr. Sabine Voermans: Für uns als TK ist es besonders wichtig, auch in der Prävention den Übergang von der analogen Welt hin zur digitalen Welt gut zu begleiten. Bei Präventionskursen aber auch in den unterschiedlichen Lebenswelten ist das aus unserer Sicht gut zu schaffen. Besonders in Schulen, Kitas und Unternehmen stehen alle Beteiligten vor vielen Herausforderungen, die es zu meistern gilt, ein Schlagwort ist aus meiner Sicht "Führen auf Distanz".

Gerade Unternehmen bietet sich hier aber auch eine große Chance, denn die moderne Arbeitsweise ist digital. Dahingehend sollten sich auch Präventionsangebote den veränderten Umständen anpassen. In der Arbeitswelt ist es mittlerweile so, dass gar nicht mehr alle Kolleginnen und Kollegen zeitgleich an einem Ort sind, daher müssen wir auch hier sensibel mit digitalen Angeboten umgehen. Wir sind gerade dabei Plattformen zu entwickeln, um diesen neuen Herausforderungen noch besser zu begegnen. Natürlich wird es auch weiterhin ein breites Angebot an "analogen" Angeboten geben. Diese haben ja auch ihre Vorteile, denn man ist ganz anders in eine Gruppe eingebunden und sieht den gemeinsamen Erfolg.

Dr. Sabine Voer­mans

Dr. Sabine Voermans (Teamleiterin Gesundheitsmanagement bei der TK) posiert für ein Porträtfoto. Das Bild ist noch nicht vollständig geladen. Falls Sie dieses Bild drucken möchten, brechen Sie den Prozess ab und warten Sie, bis das Bild komplett geladen ist. Starten Sie dann den Druckprozess erneut.
Teamleiterin im Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse 

TK: Gibt es in der Arbeitswelt besonders wichtige Präventionsaufgaben, gerade in Corona-Zeiten?

Dr. Voermans: Ja, besonders das Führen auf Distanz ist nicht einfach. Ein spezielles Augenmerk liegt natürlich auf dem Teamzusammenhalt. Hier zeigt sich, ob in einem Unternehmen Vertrauen und eine gute Unternehmenskultur vorherrschen. Wir alle merken gerade, dass andere Formen der Zusammenarbeit immer wichtiger werden. Daraus eventuell entstehenden Ängsten und Unzufriedenheiten muss begegnet werden. Eine Herausforderung für alle Beteiligte ist, jetzt in Zeiten von Corona und unter den bestehenden Home-Office-Regelungen noch mehr: das Zugehörigkeitsgefühl muss trotz der neuen Arbeitsformen bestehen bleiben. 

Führungskräfte sollten offen sein für andere Arten der Zusammenarbeit. Wie schafft man es als Führungskraft auch weiterhin erreichbar zu sein und wie hält man Kontakt zu allen Mitarbeitenden? Die gesamte Art der Kommunikation muss verändert werden. Das bietet natürlich auch die Chance Neues auszuprobieren und alte Zöpfe abzuschneiden. 

TK: Haben Sie schon einen Überblick darüber wie sich die Corona-Pandemie auf die Gesundheitsförderung und Prävention ausgewirkt hat?

Dr. Voermans: Wir merken, dass Schulen, Kitas und Unternehmen gerade andere Probleme haben und die Nachfrage nach Präventions-Angeboten etwas zurückgegangen ist. Aber es gibt auch Kunden die spüren, dass es gerade jetzt enorm wichtig ist, in die Gesundheit von Mitarbeitenden  zu investieren. In der Pflege ist die Nachfrage nach Präventionsangeboten weitgehend konstant geblieben. Das freut uns besonders, denn gerade die Gruppe der Pflegenden ist ja besonders herausgefordert in diesen Zeiten.

Es muss klar sein, dass Gesundheit und Gesundheitsförderung in Zukunft noch wichtiger sein wird. Es wäre problematisch, wenn die Investitionen für Prävention jetzt zurückgehen. 

TK: Digitale Anwendungen werden immer selbstverständlicher genutzt, auch bei Gesundheits- und Fitnessangeboten. Die digitalen Angebote erscheinen viel direkter auf die Personen zugeschnitten. Wie sehen Sie das?

Dr. Voermans: Ja, das sind die Vorteile, man kann Zeit sparen, es ist individueller und die Angebote können häufig unabhängig von Zeit und Ort genutzt werden. Wichtig ist mir, dass die Trainer und Coaches entsprechend gut qualifiziert sind. Was sehr gut funktioniert ist Sport im Betrieb über einen Videoanbieter. Da wird dann zum Beispiel die bewegte Arbeitspause per Video durchgeführt.  Was hier dann eher von Nachteil ist: der Effekt des sozialen Miteinanders in einer Sportgruppe geht etwas verloren. In einer Gruppe werde ich ganz anders mitgezogen und es ist am Ende auch verbindlicher. Da sind digitale Angebote weniger verbindlich. 

TK: Wie sieht die Zukunft der Prävention aus, wird sich da etwas verändern? Hat die TK schon Ideen was in Sachen Prävention noch besser laufen kann? 

Dr Voermans: Wie in jedem Bereich, für den man sich begeistert, wird es nie langweilig.  Zum Beispiel wird aktuell der Leitfaden Prävention, der für uns den Handlungsrahmen stellt, auf die zunehmende Digitalisierung angepasst. Unser Ziel ist es ja, dass sich jeder in dem Angebot wieder findet. Wir versuchen jede Altersgruppe zu erreichen und freuen uns, dass gerade bei den Jüngeren Fitness und gesunde Lebensweise mittlerweile ein deutlich wichtigeres Thema ist. Daher benötigen wir als Krankenkasse auch Angebote, die das abbilden.

Mit einem umfangreichen E-Coaching waren wir die ersten auf dem Markt, zunehmend kommen Angebote, die mittels Augmented Reality und VR-Brillen Informationen vermitteln. Nichtsdestotrotz sind für mich Angebote in den Lebenswelten wie Unternehmen oder Schulen immer noch der beste Weg, Menschen sehr niedrigschwellig zu erreichen, auch solche, die zum Beispiel die digitalen Formate nicht nutzen wollen oder können.

Wenn ich aber noch einen Wunsch äußern darf: Gesundheitsförderung und Prävention ist nicht nur Aufgabe der Krankenkassen, auch wenn wir unseren Auftrag gerne und gut erfüllen. Es bleibt eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Alle müssen an einem Strang ziehen, damit die Bevölkerung auch in Zukunft gesund ist. Daher wünschen wir uns ein Engagement von allen verantwortlichen Stellen.