In Sachsen hat sie in den letzten Jahren zahlreiche Projekte angestoßen, die sich an verschiedene Zielgruppen richten - von Kita-Kindern über Familien bis zu Jugendlichen. Im Interview spricht sie über den Lebensweltenansatz und erfolgreiche TK-Initiativen im Freistaat.

TK: Warum ist der Lebensweltenansatz für die TK so wichtig und wie werden solche Projekte ins Leben gerufen?

Madlen Gelfert: Wir haben als Krankenkasse den gesetzlichen Auftrag, Prävention direkt in den Lebenswelten der Menschen zu fördern. Das heißt, wir entwickeln gemeinsam mit Kommunen, Bildungseinrichtungen oder Vereinen zielgruppenspezifische Angebote, die wirklich zu den Bedürfnissen vor Ort passen. Die Ideen kommen meist direkt aus den Kommunen oder von unseren Netzwerkpartnerinnen und -partnern. 2016 hat die TK in Kooperation mit dem Gesunde-Städte-Netzwerk Deutschland ein Förderprogramm gestartet. Bundesweit haben sich 33 Kommunen erfolgreich beworben - in Sachsen erhielten vier Kommunen eine Zusage: der Landkreis Meißen sowie die Städte Leipzig, Dresden und Chemnitz.

Madlen Gelfert

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Expertin Nichtbetriebliches Setting

TK: Welche Art von Projekten werden in Sachsen umgesetzt?

Gelfert: Unsere Projekte sind sehr vielfältig, weil sie unterschiedliche Altersgruppen und Lebensbereiche ansprechen. Alle orientieren sich am lebensweltbezogenen Gesundheitsförderungsprozess des Leitfadens Prävention. Ziel ist es, Strukturen zu stärken, die Gesundheit dauerhaft fördern - sei es in der Kita, in der Schule oder in der Kommune.

TK: Können Sie Beispiele aus den Kommunen nennen?

Gelfert: In Chemnitz haben wir fünf Jahre das Projekt "Chemnitz bewegt sich - offener Sportsonntag für Familien" gefördert. Jeden Sonntag stehen hier Schulsporthallen offen, damit Familien gemeinsam aktiv werden können. In Kooperation mit dem Stadtsportbund und der TU Chemnitz konnten wir Strukturen schaffen, dass sich das Projekt etablieren konnte. Und durch die Förderung der Beisheim Stiftung sowie der Unterstützung der Carl-Hahn-Stiftung und des Lions-Club Chemnitz ist dieses tolle kostenlose Bewegungsangebot für Familien für die nächsten zwei Jahre sichergestellt. 

Ein ähnliches Ziel verfolgt das Projekt "Sportzwerge" in Zwickau. Dort werden Kita-Kinder spielerisch an Bewegung herangeführt. Es geht darum, Freude an Sport und Aktivität früh zu wecken und gesunde Routinen im Alltag zu fördern. 

TK: Welche Zielgruppen haben Sie noch im Blick?

Gelfert: Für Schulkinder gibt es zwei Projekte. Zum einen das Projekt IPSY (Information plus psychosoziale Kompetenz gleich Schutz). Es stärkt die psychische Widerstandskraft, vermittelt soziale Kompetenzen und beugt riskantem Verhalten vor. Mittlerweile sind über 1.900 Lehr- und andere pädagogische Fachkräfte aus ganz Deutschland befähigt - allein 557 in Sachsen - dieses Programm durchzuführen. Aktuell gibt es 290 sächsische Schulen, die IPSY durchführen können. 

Ein weiteres Schulprojekt ist das Anti-Mobbing-Programm "Gemeinsam Klasse sein" . 2023 ist das Kooperationsprojekt mit dem Sächsischen Landesamt für Schule und Bildung in Sachsen gestartet. 56 Schulen nutzen bereits das Präventionsprogramm, was Kinder dahingehend sensibilisieren soll, damit Mobbing gar nicht erst entsteht. 

Bei den Jüngsten setzen wir auf das Programm Schatzsuche . Das Elternprogramm unterstützt Kitas mit wertvollem fachlichen Input, Elternkompetenzen zu stärken. Eltern werden quasi ermuntert, ihre Aufmerksamkeit auf die unentdeckten Schätze, also Stärken und Fähigkeiten, ihrer Kinder zu richten und einen Perspektivenwechsel von der Fehlersuche zur Schatzsuche vorzunehmen. Am Programm Schatzsuche können alle Kitas in Sachsen teilnehmen; der Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge hat für den Start in seiner Region hierfür eine "eigene" Auftaktveranstaltung organisiert. 

Auch Medienkompetenz, Cybermobbing und mentale Gesundheit spielen eine wachsende Rolle in unseren Projekten. Dabei vermitteln wir wertvolle Impulse für einen gesunden Umgang mit den digitalen Medien, für einen guten Ausgleich und zur Stärkung der mentalen Gesundheit. Infos gibt es auf unserem Lebenswelten-Portal .

TK: Wer kann bei den Projekten mitmachen?

Gelfert: Unsere Präventionsangebote sind grundsätzlich für alle offen - unabhängig davon, bei welcher Krankenkasse man versichert ist. Das ist uns wichtig, denn Gesundheitsförderung funktioniert am besten, wenn alle mitmachen und aktiv werden. So können Kitas, Schulen und deren Träger, sowie auch ganze Kommunen Förderanträge bei uns stellen.

TK: Welche finanziellen Mittel stehen dafür zur Verfügung?

Gelfert: Die Fördersummen sind ganz unterschiedlich. Sie werden nach dem tatsächlichen Bedarf ermittelt und können zwischen 10.000 und 40.000 Euro liegen. Bei kommunalen Projekten fördern wir meist über einen Zeitraum zwischen 3 und 5 Jahren Anschubfinanzierungen und Kooperationen, die nachhaltige Strukturen sichern. Wir wollen damit erreichen, dass Prävention langfristig in den Alltag integriert wird. Ein Kita-Projekt läuft meist über einen Zeitraum von einem Jahr und kann mit 5.000 bis 10.000 Euro gefördert werden.