TK: Frau Kowalik, was waren die Beweggründe zur Umsetzung des Projekts "Langfristige Implementierung eines BGM und Aufbau einer Gesundheitskultur" am FEK Neumünster?

Jaqueline Kowalik: Die Rahmenbedingungen haben sich derart verändert, dass Einzelmaßnahmen mit Angebotscharakter nach dem Gießkannenprinzip ausgeschüttet eine zunehmend geringe Effizienz und Nachhaltigkeit aufweisen. Es braucht mehr Maßnahmen, die einen Einfluss auf der Ebene der Organisations- und Personalentwicklung nehmen, um bspw. Arbeitsorganisation, interprofessionelle und interkulturelle Zusammenarbeit sowie die Mitarbeiterführung zu verbessern. Allen voran gilt es, den Stellenwert des betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) als ressourcengebende Unternehmenseinheit zu begreifen und dies als Teil der Führungsaufgabe zu verinnerlichen. Nur so kann es gelingen, dass die Ergebnisse unserer Bemühungen, nämlich die Gesundheit unserer Mitarbeitenden zu stärken, dauerhaft Bestand haben. Das Ziel war und ist es daher ganzheitlich zu denken, weshalb das Projektziel dementsprechend offen formuliert wurde.

Es braucht mehr Maßnahmen, die einen Einfluss auf der Ebene der Organisations- und Personalentwicklung nehmen, um bspw. Arbeitsorganisation, interprofessionelle und interkulturelle Zusammenarbeit sowie die Mitarbeiterführung zu verbessern.

Die Fördermittel der Techniker Krankenkasse tragen entscheidend dazu bei, ein nachhaltiges BGM zu entwickeln. Mit der Möglichkeit sogar eine Personalressource im BGM zu schaffen, steht uns nun bis Juli 2024 mehr Arbeitszeit für die Umsetzung wichtiger Maßnahmen und Projekte zur Verfügung. Abgerundet wird die Förderung durch die Möglichkeit, unseren Prozessbegleiter jederzeit für Rat und Tat hinzuziehen zu können.

Jaque­line Kowalik

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Personalentwicklung & BGM-Beauftragte am FEK Neumünster

TK: Wie haben Sie das Thema Gesundheitskultur angepackt? Welche Meilensteine wurden bereits erreicht?

Kowalik: Tue Gutes und sprich darüber! Es gab bereits vor Projektstart viele gut funktionierende Anlaufstellen und Angebote rund um das BGM, jedoch sind diese nicht allen bekannt. Mit dem Start der neuen Stelle im BGM im März 2022, wurde im ersten Schritt das BGM für die Mitarbeitenden sichtbarer gemacht. Ein BGM eigenes Logo wurde entwickelt und die bereits bestehenden Gesundheitsangebote und Anlaufstellen (BEM, AMD etc.) des FEK in einem Flyer zusammengefasst.

Im Rahmen von Fokusgruppen haben wir im Pflegemanagement und in einer heterogenen Gruppe des Ärztlichen Dienstes Belastungsfaktoren identifiziert und erste Lösungen erarbeitet. Ein Ergebnis war z. B. die Prüfung und Flexibilisierung bestehender Arbeitszeitmodelle in der Pflege. Eine Projektgruppe wird sich diesem Thema mit externer Begleitung im kommenden Jahr annehmen.

Auf Team-Ebene halten wir weiter an den psychischen Gefährdungsbeurteilungen fest und wir haben mit der Ausbildung von Multiplikatoren zur Deeskalation und Raucherentwöhnung begonnen. Insgesamt konnten wir die Ausbildung von elf Trainerinnen und Trainern durch Eigen- und Fördermittel finanzieren.

Zur Verbesserung der Kommunikation und Transparenz nutzen wir verstärkt die Mitarbeiter-App und stellen unsere Arbeitsschwerpunkte in Teamsitzungen vor. Damit Informationen noch verlässlicher viele Mitarbeitende erreichen und zur Stärkung des Wir-Gefühls haben wir das Modell der Gesundheitsmultiplikatoren eingeführt. Auf allen Ebenen fühlen sich Gesundheitsbotschafter, Gesundheitslotsen und Gesundheitsbegleiter gemeinsam für das Thema Gesundheit von Mitarbeitenden verantwortlich. Zusätzlich sind wir im September mit verschiedenen Kursen im Bereich der Betrieblichen Gesundheitsförderung gestartet.

Dees­ka­la­ti­ons­trai­ner-Ausbil­dung

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Ausbildungsblock zu Möglichkeiten der ALFI-Techniken (Abwehr,- Flucht-, Löse- und Immobilsationstechniken)

 

TK: Wie kam das Projekt bei den Mitarbeitenden an? Welche Herausforderungen gab es? 

Kowalik: Unsere Mitarbeitenden nehmen wahr, dass im Bereich des BGM durch die zusätzliche Personalressource mehr Projekte angeschoben werden können. In Einzelkontakten und bei Gruppenveranstaltungen wird dies durch positives Feedback deutlich. Die Teilnehmenden unserer Kurse freuen sich, direkt am Arbeitsplatz etwas für ihre Gesundheit tun zu können. Natürlich ist es bei der aktuellen Personalknappheit, dem hohen Krankenstand und der besonderen Arbeitssituation in einem Krankenhaus nicht immer leicht, auf ein offenes Ohr bei unseren Kolleginnen und Kollegen zu stoßen und sie für eine Beteiligung oder Mitarbeit zu gewinnen. Das bedeutet, dass wir unsere Wege, Ansätze und Themen immer wieder reflektieren und an unser Haus und die aktuelle Situation anpassen müssen. Wir stellen uns dieser Herausforderung aber gerne, um die Arbeitsbedingungen im FEK Stück für Stück noch gesundheitsförderlicher zu gestalten. 

TK: Und wie geht es nun weiter? Was sind die langfristigen Ziele? 

Kowalik: Aus den Erfahrungen in der Vergangenheit lernen wir für die Zukunft. Kurse, die bereits in diesem Jahr erfolgreich gelaufen sind, werden wir auch in 2023 fortsetzen und andere ggf. modifizieren. Dazu gehört auch das Thema Hürden zu reduzieren. Wir bringen die Gesundheit zu den Mitarbeitenden, anstatt dass diese zu den Veranstaltungsorten kommen müssen. Erste Ideen sind hierzu bereits entstanden.

Wir bringen die Gesundheit zu den Mitarbeitenden, anstatt dass diese zu den Veranstaltungsorten kommen müssen. Erste Ideen sind hierzu bereits entstanden.

Die in diesem und nächsten Jahr ausgebildeten Trainer und Trainerinnen für Deeskalation bzw. Raucherentwöhnung ,werden im nächsten Jahr damit starten als Multiplikatoren Trainings und Kurse für Mitarbeitende anzubieten.

Auch erhoffen wir uns mit dem Projekt der "Flexibilisierung der Arbeitszeitmodelle in der Pflege" eine Entlastung und somit Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit des Personals in der Pflege. Nach den Pilotstationen sollen dann ab 2024 der Roll-Out auf weitere Stationen folgen.

Bereits begonnenen Projekte wie das Multiplikatoren-Konzept werden ausgebaut. Wenn die Rahmenbedingungen es zulassen, werden wir im kommenden Jahr außerdem einen Gesundheitstag durchführen. 

Insgesamt möchten wir mit großen und kleinen Projekten dazu beitragen, dass das FEK Neumünster durch gute Arbeitsbedingungen als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen wird, damit sich neue Arbeitskräfte für unser Haus entscheiden und Mitarbeitende möglichst lange dem Unternehmen treu bleiben. Das kann nur gelingen, wenn die Betroffenen, in unserem Fall die Mitarbeitenden des FEK, beständig über die Themen und Ziele des Betrieblichen Gesundheitsmanagements informiert werden und die Chance erhalten, sich partizipativ einzubringen.

Weitere Informationen

Die TK unterstützt stationäre und ambulante Pflegeeinrichtungen sowie Krankenhäuser dabei, gesundheitsfördernde Maßnahmen und Strukturen für ihre Mitarbeitenden im Betrieb zu schaffen.