Saarbrücken, 28. Juni 2023. Im Saarland bekommen weniger Studierende Arzneimittel zur Behandlung des Nervensystems verordnet als im Rest der Republik. Darunter fallen beispielsweise Antidepressiva oder Medikamente gegen eine Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS). Das geht aus dem aktuellen Gesundheitsreport 2023 der Techniker Krankenkasse (TK) hervor, der am Mittwoch vorgestellt wurde. Demnach ist das Saarland das einzige Bundesland, in dem der Anteil der betroffenen Studierenden im Vergleich von 2019 zu 2022 gesunken ist. Das zeigt die Auswertung der Arzneimittelverordnungen der bei der TK versicherten Studierenden im Alter zwischen 20 und 34 mit eigener Mitgliedschaft.

"Der hier verzeichnete Rückgang ist ein gutes Zeichen. Schließlich hatte das Saarland 2019 noch den höchsten Betroffenenanteil", sagt Stefan Groh, Leiter der TK-Landesvertretung Saarland und ergänzt: "Damals waren 11,9 Prozent der Studierenden betroffen, im vergangenen Jahr ist der Anteil dann auf 10,5 Prozent gesunken. Das bedeutet bundesweit den niedrigsten Wert."

Antidepressiva: Bundesweiter Anstieg - Rückgang im Saarland

Auch bei der Einzelbetrachtung der Antidepressiva zeigt sich dasselbe Bild: Noch im Jahr 2019 war der Anteil der Studierenden mit entsprechender Verordnung mit 4,5 Prozent bundesweit am höchsten. Im vergangenen Jahr waren es noch 4,1 Prozent - weniger als in allen anderen Bundesländern, die zudem teils deutliche Steigerungen zu verzeichnen hatten.

Ausnahme Psychostimulanzien

Nur bei der Verordnung von sogenannten Psychostimulanzien, die zur Behandlung von ADHS genutzt werden, sehen die Zahlen etwas anders aus. Hier gab es auch im Saarland einen Anstieg, der fiel mit einer Steigerung von 1,0 Prozent auf 1,27 Prozent aber deutlich geringer aus als in den meisten anderen Bundesländern.

"Ein gewisser Anstieg im Bereich ADHS-Arzneimittel ist dadurch erklärbar, dass diese in Deutschland erst seit 2011 legal an Erwachsene verordnet werden dürfen. Es hat eine Zeit gedauert, bis diese Möglichkeit vermehrt genutzt wurde. Die Zunahme der Verordnungen seit 2019 zeigt aber, dass nun auch der Bedarf nachweislich gestiegen ist", erläutert Groh.

Hochschulen müssen in Gesundheit der Studierenden investieren

Um die psychische Belastung in Zukunft nicht weiter steigen zu lassen, sind auch die Hochschulen und Universitäten gefragt. "Wir als TK stehen den Institutionen gerne zur Seite, wenn es um die Einrichtung von studentischem Gesundheitsmanagement geht", verweist der Landesvertretungsleiter auf Angebote der TK. Groh ergänzt: "Wir stellen nicht nur Materialien bereit, sondern begleiten den Prozess intensiv. Dabei legen wir Wert auf nachhaltige Lösungen. Dazu gehören eine Problemanalyse und ein Konzept, um diese gezielt anzugehen. Davon können alle Beteiligten profitieren."

Hinweis für die Redaktion

Für den Gesundheitsreport 2023 wertete die TK die Krankschreibungen der 5,6 Millionen bei der TK versicherten Erwerbspersonen aus - im Saarland sind es rund 46.000. Dazu zählen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und Empfänger von Arbeitslosengeld I. Für das Schwerpunktthema "Gesundheit Studierender" wurden zudem die Arzneimittelverordnungen sowie ambulante Diagnosedaten von Studierenden im Alter zwischen 20 und 34 Jahren mit eigener TK-Versicherung in den Jahren 2006 bis 2022 ausgewertet. Informationen und Angebote zur Gesundheitsförderung für Hochschulen stellt das Lebensweltenportal der TK bereit.