Erfurt, 19. Februar 2024. In Thüringen wurden im Jahr 2023 deutlich mehr Fälle von Infektionskrankheiten an das Robert Koch-Institut (RKI) gemeldet als ein Jahr zuvor. Das berichtet die Techniker Krankenkasse (TK) und beruft sich dabei auf die Daten der meldepflichtigen Infektionskrankheiten des RKI.

"Die Werte bei gemeldeten Infektionserkrankungen nähern sich immer mehr dem Vor-Corona-Niveau. Die Rückkehr zu einem Lebensstil, der dem vor der Pandemie ähnelt, könnte maßgeblicher Faktor sein", sagt Guido Dressel, Leiter der TK-Landesvertretung Thüringen. "Auch Keuchhusten und Windpocken , gegen die eine Impfung wirksam schützt, treten wieder vermehrt auf. Die Impfungen werden von der Gesetzlichen Krankenversicherung übernommen, sodass alle Versicherten die Vorsorge für sich und ihre Kinder selbst in die Hand nehmen können."

Überproportional viele Keuchhusten-Meldungen

"Besonders auffällig ist die überproportional hohe Zahl an Keuchhustenfällen, die aus Thüringen gemeldet wurden. Mit 483 gab es aus Thüringen nach Bayern die zweitmeisten Meldungen aller Bundesländer", sagt Dressel. "Deutschlandweit wurde die Atemwegserkrankung vergangenes Jahr 3.282-mal an das RKI gemeldet. Das heißt, 14,7 Prozent der Meldungen kamen aus Thüringen, obwohl hier nur 2,5 Prozent der deutschen Bevölkerung lebt."

Für Neugeborene und Säuglinge kann Keuchhusten (Pertussis) lebensbedrohlich sein. Deswegen beginnt die Impfserie gegen die Erkrankung laut Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) des RKI bereits im zweiten Lebensmonat. Sie erfolgt in Kombination mit anderen Impfungen. Wichtig sind auch die empfohlenen Auffrischungsimpfungen für Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene. Schwangeren wird laut STIKO empfohlen, sich am Anfang des letzten Schwangerschaftsdrittels impfen zu lassen, um dem Kind über den sogenannten Nestschutz die Infektionsabwehr zu ermöglichen.

Im Jahr 2022 wurden 263 Pertussis-Infektionen aus Thüringen an der RKI gemeldet. 2019 waren es 607 Meldungen.

Windpockenzahlen steigen ebenfalls - Impfung schützt auch vor Gürtelrose

Auch Windpocken gehören nach wie vor zu den häufigsten Infektionserkrankungen, die sich durch Impfung vermeiden lassen. Vor allem bei Kindern zwischen zwei und sechs Jahren treten Windpocken häufig auf und verbreiten sich in Kindertageseinrichtungen schnell. Ist die Erkrankung überstanden, bleiben die Viren im Körper und können Jahre später Gürtelrose verursachen. 

Im Jahr 2023 wurden 429 Windpockenfälle aus Thüringen gemeldet (bundesweit: 17.723). Das ist mehr als doppelt so viel wie 2022 (197 Meldungen) und ähnelt damit dem Infektions-Niveau vor der Pandemie mit 360 Fällen.

Zahl der Magen-Darm-Erkrankungen steigt weiter

Im vergangenen Jahr wurden rund 2.000 Rotavirus-Infektionen an das RKI gemeldet (bundesweit: 25.310). Auch dieser Wert kommt dem Vor-Pandemie-Niveau mit rund 2.600 Meldungen nahe. Im Jahr 2022 wurden 1.288 Rotavirus-Fälle übermittelt.

Noroviren wurden 2023 rund 2600-mal gemeldet (bundesweit: 53.210), im Vergleich zu 2000 Fällen im Jahr 2022. Das sind etwa halb so viele Fälle wie vor der Pandemie (2019: 4320 Norovirus-Infektionen).

Ausgewählte aus Thüringen gemeldete Infektionskrankheiten

Norovirus

Rotavirus

Keuchhusten

Windpocken

Masern

FSME

2023

2.626

2.033

483

429

0

9

2022

2.035

1.288

263

197

0

6

2021

2.121

266

43

81

0

6

2020

1.736

480

256

171

0

17

2019

4.320

2.606

607

360

5

8

Quelle: Robert Koch-Institut, Epidemiologisches Bulletin, u.a. 1/2024

Hinweis für die Redaktion

Die Daten stammen aus den Epidemiologischen Bulletin des Robert Koch-Instituts.