Artikel aus Hamburg
Gut gepflegt in Hamburg
Die demografische Entwicklung und veränderte Familienstrukturen setzen das Thema Pflege ganz oben auf die politische Agenda, auch in Hamburg. Rund 63.000 Hamburger benötigen pflegerische Unterstützung. Das sind 3,4 Prozent der Bevölkerung in der Hansestadt. Im Hinblick auf die nächsten Jahrzehnte braucht es ein gut ausgebautes Netz an Angeboten, das auf die veränderten Bedürfnisse der Betroffenen eingeht - für Pflegebedürftige, pflegende Angehörige und Pflegekräfte.

Der Pflegeberuf muss gestärkt und die Digitalisierung in der Pflege vorangetrieben werden. Hierfür möchte die TK mit ihren Projekten Wegbereiter und Impulsgeber sein.
Pflegende Angehörige entlasten
Rund Dreiviertel der pflegebedürftigen Hamburger werden zuhause in den eigenen vier Wänden versorgt. Das zeigt auch, dass die Betroffenen möglichst lange im gewohnten Umfeld leben möchten. Die Angehörigen übernehmen hier mit 44 Prozent den Großteil der benötigten pflegerischen Leistung. Auch wenn die Pflege eines Angehörigen erfüllend sein kann, dürfen die möglichen körperlichen und mentalen Belastungen nicht außer Acht gelassen werden. Die TK hat deshalb den TK-Pflege-Coach entwickelt, um die Pflegenden mit Pflege-Know-how zu unterstützen. Mittels Smartphone, Tablet oder PC können sie die Anwendung als digitalen Pflegekurs oder digitales Nachschlagewerk nutzen.
Oft fehlen Betroffenen auch Informationen über mögliche Leistungen, professionelle Hilfen oder besondere Angebote für die Pflege. Hier hilft die App " TK-PflegeKompakt ". Sie stellt Transparenz über bereits bestehende Angebote her. Ein digitaler Wegweiser begleitet die Nutzer vom Online-Pflegeantrag bis hin zu den konkreten Pflegeleistungen.
Pflegekräfte stärken
Ambulante Pflegedienste sind zur Stelle, wenn Angehörige die pflegerische Leistung nicht allein bewältigen oder der Pflegebedürftige nicht auf familiäre Strukturen zurückgreifen können. In Hamburg helfen die Pflegekräfte bei der Haushaltsführung, aber vor allem bei der körperbezogenen Pflege. Zwei Drittel der Pflegeleistungen entfallen beispielsweise auf das Duschen oder Baden. Dabei sind die Pflegerinnen und Pfleger in Hamburg selbst nicht mehr jung: Mehr als jede/r Dritte ist älter als 50 Jahre. Zudem arbeiten 70 Prozent in Teilzeit oder als geringfügig Beschäftigte. Es werden dringend zusätzliche Pflegekräfte gebraucht. Um sie zu finden, muss der Pflegeberuf attraktiver werden. Die TK spricht sich deshalb für einen Masterplan Pflege aus.
In Hamburg hat die TK den Anfang gemacht mit einer besseren Vergütung der Pflegekräfte - zunächst in der Krankenpflege. Ambulante Pflegedienste, die ihre Mitarbeiter nach Tariflohn bezahlen und dies auch nachweisen, erhalten eine höhere Vergütung.
Eine bessere Entlohnung allein reicht aber nicht aus. Die Gesundheit von Pflegekräften muss gefördert werden, damit sie länger in ihrem Beruf tätig sein können. Deshalb bietet die TK Pflegeeinrichtungen, Bewohnern und Pflegekräften spezielle Präventionsprogramme an.
Probleme in der Praxis: Erkennen und Vorbeugen
PROCARE , ein Modellprojekt der TK unter der Leitung der Universität Hamburg, erarbeitet und evaluiert ein Präventionsprogramm für Mitarbeiter und Bewohner von stationären Pflegeeinrichtungen. Ziel des Hamburger Forschungsprojekts ist es, ein praxisnahes Modell für gute Präventionsarbeit in Pflegeeinrichtungen zu konzipieren. Erste Ergebnisse zeigen, dass sich das Programm positiv auf das Wohlbefinden der Pflegekräfte und Pflegebedürftigen auswirkt.
Prävention für Pflegekräfte und Bewohner
Die TK berät im Präventionsprogramm Starke Pflege stationäre und ambulante Pflegeeinrichtungen sowie Krankenhäuser dabei, ihre gesundheitsfördernden Potenziale zu mobilisieren und nachhaltige Strukturen einzuführen.
In diesem Rahmen unterstützt die TK seit November 2019 das Projekt "Stress- und Traumaprävention" am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Hierbei werden neben der Bereitstellung von Informationsmaterialien und Vorträgen so genannte "Peer-Berater" geschult, die ihre Kollegen in psychisch belastenden Situationen im stationären Alltag begleiten und unterstützen können. Bislang wurden über 20 Peer-Berater aus den stark beanspruchten Bereichen ausgebildet, beispielsweise in der Zentralen Notaufnahme (ZNA) und der Anästhesie.
Im Alter selbstständig Zuhause sein
Den Wunsch nach einem Lebensabend in der eigenen Häuslichkeit teilen vier von fünf der älteren Menschen. Sie fürchten vor allem, ihre Selbstständigkeit im zunehmenden Alter einzubüßen. Das NetzWerk GesundAktiv (NWGA) setzt an diesem Punkt an: Es schafft für die teilnehmenden Hamburger Versorgungsstrukturen direkt zu Hause sowie im Quartier. Das Herzstück bildet die Koordinierende Stelle am Albertinen Haus. Hier erhalten die Teilnehmenden zu Beginn ein umfassendes altersmedizinisches und soziales Assessment und einen individuellen Unterstützungsplan. Die NWGA-Teilnehmenden können zudem die Online-Plattform "PAUL" nutzen, die sie untereinander, mit pflegerischen und altersmedizinischen, aber auch Freizeit-Angeboten in ihrem Umfeld vernetzt.
Smart-Home als Sicherheitsfaktor
"Sicher Zuhause" ist ein Programm, das sich des Sturzrisikos von Pflegebedürftigen annimmt und Stürze sowie Krankenhausaufenthalte vermeiden soll. Dabei verknüpft "Sicher Zuhause" die Kompetenz geschulter Fachkräfte mit den Vorteilen digitaler Datenverarbeitung. Pflegebedürftige, die am Programm teilnehmen, tragen einen Funksensor, der Bewegungsdaten für die Sturzerkennung registriert. Ist ein Grenzwert überschritten, nimmt ein Gesundheitsberater Kontakt mit dem Pflegebedürftigen auf, um über Ursachen und sinnvolle präventive Maßnahmen wie Krankengymnastik oder einen Arztbesuch zu sprechen. "Sicher Zuhause" wird derzeit im Rahmen einer gemeinsamen Studie von Philips und der TK erprobt.
TK-Position
Im Bereich der Pflege wird derzeit an vielen Stellschrauben gedreht. Die politische Diskussion um die Digitalisierung in der Pflege nimmt aber erst langsam Fahrt auf. In der Position
Altenpflege: Perspektiven für Hamburg
schlägt die TK Maßnahmen zur Beschleunigung des technischen Wandels in der Pflege vor.