Smartphones und Tablets sind inzwischen Alltagsgegenstände wie Herd und Kühlschrank, auf die heute fast niemand mehr verzichten kann. Jung und Alt nutzen die digitalen Geräte regelmäßig. Videokonferenzen sind heute in Privathaushalten so alltäglich wie vor Jahren das Telefonieren.

Digitale Helfer haben sich zu wertvollen Alltagshilfen für alle entwickelt. Einkaufen, Zeitung lesen, Behördengänge, Kommunikation mit Versicherungen und Banken oder die elektronische Patientenakte laufen mittlerweile selbstverständlich online. Aktuelle Trends wie die Künstliche Intelligenz, kurz KI, forcieren die Nutzung weiter. Laut einer repräsentativen Befragung aus dem Frühjahr 2025 im Auftrag des Digitalverbands Bitkom nutzen inzwischen zwei Drittel der Menschen ab 16 Jahren zumindest hin und wieder generative KI wie ChatGPT, Microsoft Copilot oder Google Gemini.

Psychischer Druck nimmt zu

Diese starke Verlagerung ins Digitale ist dem Wunsch geschuldet, stets in Kontakt zu bleiben - sowohl im Beruf, als auch privat. Dies führt auch zu Ablenkung, ständiger Erreichbarkeit und verursacht den Druck, immer möglichst sofort zu antworten.

Chris­tian Bredl

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Leiter der TK-Landesvertretung Bayern

Phänomene wie Cybermobbing oder die pathologische Nutzung des Internets und der sozialen Medien belasten die Psyche - insbesondere von Kindern und Jugendlichen. Insgesamt hat ein Viertel der Kinder in Bayern psychische Probleme oder Entwicklungsstörungen. Die Häufigkeit der seelischen Krankheiten bei jungen Menschen ist besorgniserregend.

Eine Ursache für die starke Zunahme der psychischen Erkrankungen bei Kindern ist, dass sie heute unter größerem psychischen Druck stehen als früher. Hier spielt die zunehmende Digitalisierung als ein Faktor unter vielen eine Rolle. 

Rüstzeug für eine digitalisierte  Welt

Wir müssen Kindern daher früh Medienkompetenz vermitteln. Medienkompetenz wird oft verwechselt mit dem Bedienen von Smartphones und Computern. Echte Medienkompetenz geht jedoch weit über das Wissen um das richtige Wischen und Klicken hinaus. Es geht darum, Kinder frühzeitig an Strategien und Maßnahmen für einen verantwortungsvollen Umgang mit Smartphones und dem Internet heranzuführen. Medienkompetenz ist heute für junge Menschen so wichtig wie Lesen, Schreiben und Rechnen.

Deshalb haben wir in Bayern das Projekt Netzgänger 3.0  ins Leben gerufen. Ziel ist es, dass Kinder selbstständig und verantwortungsbewusst mit den neuen Medien umgehen. Dass sie ein Gespür für das eigene Nutzungsverhalten entwickeln und sich kritisch hinterfragen: Wie viel Zeit verbringe ich online? Tut mir das gut? Halte ich es auch ohne das Smartphone aus?

Medienkompetente Kinder brauchen medienkompetente Eltern . Es ist daher wichtig, dass die Eltern sich dafür interessieren, was ihre Kinder im Netz tun. Nur so kann ein sicheres Surfen durch die digitale Welt gelingen. Außerdem findet der Großteil der Mediennutzung in der Freizeit statt. 

Unterstützt werden sie dabei durch Medienkompetenz-Projekte in den Schulen. Wenn Lehrerinnen und Lehrer auf die Gefahren des Internets hinweisen, wirkt das jedoch oft belehrend und mit erhobenem Zeigefinger. Daher übernehmen bei Netzgänger 3.0 Schülerinnen und Schüler aus den neunten und zehnten Klassen die Lehrerrolle. Netzgänger 3.0 ist damit ein sogenanntes Peer-to-Peer-Projekt. Das hat den Vorteil, dass die Jugendlichen auf Augenhöhe kommunizieren und die Inhalte von Vorbildern übermittelt werden.

Digitalisierte Welt gesundheitsbewusst nutzen

Die Vermittlung des Wissens über die enormen Chancen einer digitalisierten Welt, wie man sie gesundheitsbewusst nutzen kann, aber auch welche Risiken es gibt, sollte strukturiert und altersgerecht mit dem Schuleintritt beginnen. So haben alle Kinder die gleichen Startchancen. Idealerweise ist Medienkompetenz fester Bestandteil des Unterrichts und zwar bereits in der Grundschule.