Erfurt, 28. Juni 2023. Der Anteil der bei der Techniker Krankenkasse (TK) versicherten Thüringer Studierenden, die ein Antidepressivum verordnet bekamen, lag im vergangenen Jahr rund 19 Prozent höher als vor der Coronapandemie. Während 2019 noch 3,6 Prozent der selbst versicherten Studierenden im Alter von 20 bis 34 Jahren Antidepressiva verschrieben bekamen, waren es 2022 4,3 Prozent. Von den jungen Erwerbstätigen derselben Altersgruppe, die nicht studierten, bekamen mit 3,8 Prozent deutlich weniger ein Medikament gegen Depressionen (2019: 3,1 Prozent). Das zeigt der diesjährige Länderreport Thüringen der TK, der sich schwerpunktmäßig mit der Gesundheit von Studierenden befasst.

8,5 Prozent der Studierenden haben diagnostizierte Depression

Bei der Diagnose "Depression" ist der Trend ähnlich: Während 2019 noch 7,3 Prozent der TK-versicherten Studierenden die Diagnose "Depression" erhielten, waren es im Jahr 2021 8,5 Prozent. Das entspricht einem Anstieg von 16 Prozent.

Bei den nicht studierenden jungen Erwerbstätigen nahm die Diagnose weniger stark zu. Von ihnen waren 2019 ebenfalls 7,3 Prozent an einer diagnostizierten Depression erkrankt. Im Vergleichsjahr 2021 ist der Anteil auf 7,9 Prozent gestiegen.

Prüfungen belasten am stärksten

Studentinnen und Studenten fühlen sich besonders durch Prüfungen (51 Prozent) gestresst. Außerdem sind die Mehrfachbelastung durch Studium und nebenbei arbeiten (33 Prozent), Angst vor schlechten Noten (28 Prozent), schwieriger oder umfangreicher Lernstoff (28 Prozent) sowie finanzielle Sorgen (23 Prozent) Faktoren, die die jungen Menschen belasten. Das ergab eine bundesweite Befragung, die das Meinungsforschungsinstitut Forsa anlässlich des Gesundheitsreports im Auftrag der TK durchgeführt hat. Die coronabedingten Einschränkungen im Studium und im Alltag wirken ebenfalls nach. 35 Prozent der Befragten geben an, dass sie sich durch die Folgen der Pandemie belastet fühlen.

"Nur Pflaster kleben reicht nicht"

Junge Menschen benötigen Unterstützung im Umgang mit belastenden Faktoren schon bevor sie dadurch erkranken.

"Langfristig muss es darum gehen, die Gesundheitskompetenzen der Studierenden zu stärken und die Selbstwirksamkeit zu erhöhen. Damit meine ich beispielsweise Resilienz und das Vermögen, für Veränderungen offen zu sein. Nicht immer nur darauf zu schauen, was nicht klappt, sondern auf das, was unter den gegebenen Bedingungen möglich ist", sagt Andrea Krieg, die unter anderem das Universitäre Gesundheitsmanagement an der TU Ilmenau verantwortet, im TK-Interview .

"Wir müssen an die grundsätzlichen Ursachen für zum Beispiel Überforderungssituationen, die sich während der Pandemie verständlicherweise verstärkt zeigten. Nur Pflaster kleben reicht nicht. Diese Erkenntnis hätte ohne die Pandemie sicher noch etwas auf sich warten lassen und bietet aus meiner Sicht große Chancen."

Die TK als Gesundheitspartner der Hochschulen Thüringens

Die TK ist an fast allen öffentlichen Hochschulen Thüringens Gesundheitspartner, um gemeinsam am studentischen Gesundheitsmanagement - im besten Fall am ganzheitlichen hochschulischen Gesundheitsmanagement - zu arbeiten. Zudem stellte die TK in Thüringen seit 2017 das Austauschforum "Von Hochschule - für Hochschule" zur Verfügung. In diesem Netzwerk kommen mittlerweile alle zehn Hochschulen zusammen, um die Präsenz des Themas Gesundheitsförderung im Hochschulbereich zu stärken und weiterzuentwickeln. Gemeinsames Ziel ist es, Studierenden, Mitarbeitenden, Forschenden und Lehrenden ein bestmögliches gesundes Arbeitsumfeld zu bieten.

Thüringerinnen und Thüringer drei Tage wegen psychischer Erkrankungen zu Hause

Die bei der TK-versicherten Thüringerinnen und Thüringer waren vergangenes Jahr im Durchschnitt 3,1 Tage aufgrund von psychischen Erkrankungen krankgeschrieben (bundesweit: 3,3 Tage). Depressionen, Ängste und andere psychische Erkrankungen waren der zweithäufigste Grund für Arbeitsunfähigkeit.

Der häufigste Grund für Krankschreibungen waren, wie auch bundesweit, Atemwegserkrankungen. Sie verursachten durchschnittlich sechs Tage Arbeitsunfähigkeit bei den Thüringerinnen und Thüringern (Bund: 4,8).

Wegen Erkrankungen des Bewegungsapparats, also Rückenschmerzen und Co., waren die Thüringerinnen und Thüringer durchschnittlich drei Tage krankgeschrieben.

Insgesamt waren die Thüringerinnen und Thüringer 2022 durchschnittlich 22,3 Tage arbeitsunfähig. Die erkrankungsbedingten Fehlzeiten lagen damit um 17,5 Prozent höher als im Bundesdurchschnitt.

Hinweis für die Redaktion

Die Zahlen stammen aus dem TK-Gesundheitsreport 2023 . Analysiert wurden die Routinedaten der ambulanten ärztlichen Versorgung mit Diagnoseangaben für die Jahre von 2019 bis 2021 sowie auf Daten zu Arzneiverordnungen bis einschließlich zum Jahr 2022. Grundlage dafür bilden die rund 5,5 Millionen bei der TK versicherten Erwerbstätigen im Alter zwischen 15 und unter 65 Jahren, darunter rund 53.000 in Thüringen.