Kraftpakete aus der Region: heimisches Superfood
Chiasamen, Acai- und Goji-Beeren, roher Kakao, Spirulina- oder Chlorella-Algen waren gestern. Die Ernährungstrends der Zukunft versprechen mehr Nachhaltigkeit und Regionalität. Aber kann heimisches Superfood mit den Exoten mithalten?
Sie machen uns fit, schön und gesund - Superfoods füllen nicht nur die Lifestyle- und Foodblogs, sondern mittlerweile auch die Regale konventioneller Supermärkte. Bereits Naturvölker wie die Mayas oder Azteken schätzten beispielsweise Chiasamen für ihre wertvollen Inhaltsstoffe wie Kalzium, Aminosäuren und Ballaststoffe. Die Samen bildeten schon vor Hunderten Jahren die Basis für eine gesunde Ernährung.
Auch Acai- und Goji-Beeren sind reich an Vitaminen, Mineralstoffen und anderen Fitmachern und darum in aller Munde. Sie gehören heutzutage zu den bekanntesten exotischen Superfoods. Ihre Inhaltsstoffe wie Omega-3-Fettsäuren, Polyphenole und Antioxidantien schützen die Zellen. Bei regelmäßigem Verzehr wird die Fettverbrennung angeregt, was Superfoods zu wahren Faltenkillern machen soll. Die besondere Kombination von Vitaminen, Mineralstoffen und anderen wichtigen Nährstoffen stärkt zusätzlich das Immunsystem, senkt das Krebsrisiko und verlängert das Leben. Soweit der Mythos - und wie sieht die Realität aus?
Doktor Johannes Wimmer über "Superfood"

Superfood ersetzt keine bewusste Ernährung
Superfoods enthalten unbestritten gesunde Wirkstoffe, Allheilmittel sind sie deshalb aber nicht. TK-Ernährungsexpertin Nadine Müller erklärt: "Diese Lebensmittel können keine ausgewogene und gesunde Ernährung ersetzen, sondern nur ergänzen. Sie allein schützen uns nicht vor Krankheit und machen uns weder gesund noch schön."
Wer sich insgesamt einseitig ernährt, der oder dem nützt es also wenig, alle drei Wochen ein paar Superbeeren ins Müsli zu mischen. Wer wirklich gesund leben will, sollte auf eine ausgewogene Ernährung, viel Bewegung und ausreichend Schlaf achten.
Exotisches Superfood - gut für den Körper, schlecht für die Umwelt
Nichtsdestotrotz ist der Hype um sogenanntes Superfood ungebrochen. Doch so sehr die einzelnen Produkte auch angepriesen werden, sie haben ein großes Problem: In der Regel kommen die Lebensmittel aus fernen Ländern und müssen dadurch erst einen sehr langen Weg zurücklegen, bis sie bei uns auf dem Teller landen. Die durch den Transport entstehenden Emissionen belasten das Klima.
Zusätzlich stellen Landwirtinnen und Landwirte ihre Produktion aufgrund der weltweit hohen Nachfrage um: Sie setzen auf schnell wachsende Monokulturen statt bewährter Traditionssorten. Laut einer Studie der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) halten viele landwirtschaftliche Betriebe wichtige Ruhephasen für die nährstoffarmen Hochlandböden in den südamerikanischen Quinoa-Anbaugebieten nicht ein, um den Ertrag zu erhöhen. Zudem pflanzen sie das Pseudo-Getreide nicht mehr nur an Hängen an, sondern verstärkt in leichter zu bewirtschaftenden Tälern. Das hat schwindende Bodenfruchtbarkeit und Erosionen zur Folge. Auch künstliche Bewässerung und der Einsatz von Pestiziden belasten das Grundwasser. Dadurch trocknen ganze Landstriche aus.
Für eine gesunde Ernährung braucht es zum Glück kein exotisches Superfood. Sowohl regionales Obst als auch Gemüse haben ebenfalls viele der Eigenschaften, die Superfoods so beliebt machen.
Heimische Alternativen zum Superfood
Für die meisten exotischen Produkte gibt es umweltfreundlichere heimische Alternativen, weiß TK-Ernährungsexpertin Nadine Müller: "Zum Beispiel soll die Acai-Beere wegen ihres hohen Anteils an Antioxidantien, die unsere Zellen vor freien Radikalen schützen, gesund sein. Unsere heimischen Lebensmittel wie Trauben oder Holunder können es aber locker mit der Acai-Beere aufnehmen." Zudem müsse man bei Lebensmitteln wie Chiasamen darauf achten, nicht mehr als die empfohlene Menge zu verzehren. Dies sei bei heimischem Superfood wie beispielsweise Spinat nicht der Fall. "Hierdurch relativieren sich die Werte wieder", so Nadine Müller.
Unser Überblick zeigt, welche regionalen Produkte die internationalen Fitmacher ersetzen können:
Exotisches Superfood | Heimisches Superfood | Eigenschaften |
---|---|---|
Chiasamen | Leinsamen, Äpfel, Tomaten, Hagebutten, Sanddorn | Viele Ballaststoffe, Eiweiß, Omega-3-Fettsäuren, Kalzium |
Matcha | Kamille, Fenchel als Tee in Kombination mit Löwenzahn und Hagebutten | Blutdrucksenkend, Stoffwechsel- und Verdauungsanregend, Stress reduzierend |
Acai-Beeren | Schwarze Johannisbeeren, Sauerkirschen, Heidelbeeren, rote Trauben, Holunder Haferflocken, Bärlauch | Enthalten Anthocyane und verbessern die Fettverbrennung, Krebs vorbeugend, vitaminreich
Hoher Magnesiumgehalt |
Goji-Beeren | Esskastanien, Hagebutten, Sanddorn | Hoher Vitamin-C-Gehalt |
Quinoa | Hirse | Reich an Kalium, Magnesium, Phosphor und Eisen |
Weizengras | Brokkoli, Spinat, Grünkohl | Chlorophyll entgiftet, fördert Wundheilung und unterstützt die Darmflora |