Stuttgart, 1. August 2025. Mehr als 4,1 Milliarden Euro zahlte die Techniker Krankenkasse (TK) 2024 für die medizinische Versorgung ihrer Versicherten in Baden-Württemberg, ein erneutes Rekordhoch. Damit hat die TK für ihre etwa 1,3 Millionen Versicherten im Land rund 6,6 Prozent mehr ausgegeben als im Vorjahr. Rein rechnerisch erhielt jede und jeder TK-Versicherte im Südwesten medizinische Leistungen in Höhe von 3.276 Euro während der bundesweite Durchschnitt 2024 bei 3.576 Euro lag.

Ausgabenanstieg könnte gestoppt werden

"Jahr für Jahr steigen die Gesundheitsausgaben. Der Ausgabenanstieg könnte durch politische Maßnahmen begrenzt werden, ohne Leistungen einzuschränken. Leider sehen wir keine Signale aus der Politik, wie das strukturelle Finanzdefizit in der Gesetzlichen Krankenversicherung reduziert werden kann. Stattdessen werden die Beitragszahlenden immer stärker belastet", erklärt Nadia Mussa, Leiterin der TK-Landesvertretung Baden-Württemberg. 

"Um die Krankenkasse zu entlasten, müssten beispielsweise die Beiträge für Empfängerinnen und Empfänger von Bürgergeld endlich vollständig ausgeglichen werden", so Mussa weiter. Die derzeit vom Staat an die GKV gezahlten Sätze seien nicht kostendeckend und führten zu einem Fehlbetrag von rund zehn Milliarden Euro pro Jahr, der ausschließlich von der GKV übernommen werde. Als gesamtgesellschaftliche Aufgabe müsse er aber im Grunde aus Steuermitteln finanziert werden.

Größte Steigerung bei Arzneimitteln

Wie in den Jahren zuvor ist auch 2024 das meiste Geld in Krankenhausbehandlungen geflossen: Rund 967 Euro waren es im Durchschnitt für jede und jeden TK-Versicherten in Baden-Württemberg. Insgesamt ergibt das eine Summe von mehr als 1,2 Milliarden Euro für den stationären Bereich. Rund 885 Millionen Euro gehen auf das Konto der ambulanten ärztlichen Leistungen, gefolgt von Arzneimitteln (777 Millionen) und zahnärztlichen Behandlungen (294 Millionen). Die größte Steigerungsrate mit 11,5 Prozent je Versicherte und Versicherten gab es bei den Arzneimittelausgaben. Gegenüber dem Vorjahr (4,1 Prozent) hat sich diese fast verdreifacht.

GKV-Entlastung ist möglich

Nadia Mussa sieht hier weiteren politischen Handlungsbedarf: "Damit die Kosten, vor allem für neue, extrem hochpreisige Medikamente, nicht weiter explodieren, muss die Bundesregierung die Hersteller verpflichten, den gesetzlichen Krankenkassen höhere Rabatte zu gewähren." 

Diese Maßnahme wäre kurzfristig umsetzbar und würde die GKV entlasten. Genauso wie eine Absenkung des Umsatzsteuersatzes für Arzneimittel auf sieben Prozent, die die GKV-Ausgaben jedes Jahr um rund sechs Milliarden Euro senken würde. Langfristig müsse die Preisfindung für patentgeschützte Arzneimittel neu gestaltet werden, sodass sich die Preise stärker an den tatsächlichen Forschungs-, Entwicklungs- und Herstellungskosten orientierten.

Hinweis an die Redaktion

Zum Stichtag 01.07.2025 waren mehr als 1,3 Millionen Menschen bei der TK in Baden-Württemberg versichert, bundesweit sind es rund 12,2 Millionen.