In der Podiumsdiskussion zu den Zukunftsperspektiven der regionalen Versorgung in Mecklenburg-Vorpommern besprachen Expertinnen und Experten Lösungsansätze für aktuelle Engstellen und kommende Herausforderungen. Die Referentinnen und Referenten unter Moderation von Jürgen Zurheide waren:

  • Stefanie Drese (Ministerin für Gesundheit, Soziales und Sport Mecklenburg-Vorpommern)
  • Prof. Dr. Steffen Fleßa (Lehrstuhlinhaberin für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Gesundheitsmanagement)
  • Prof. Dr. Neeltje van den Berg (stv. Abteilungsleiterin Institut für Community Medicine Universität Greifswald)
  • Manon Austenat-Wied (Leiterin TK-Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommern)

Passgenaue Versorgung braucht sektorenübergreifende Strukturen

Prof. Dr. Steffen Fleßa lieferte mit einem Impuls zur aktuellen Krankenhauslandschaft eine fachlich fundierte Einleitung, die wesentliche Spannungsfelder im Gesundheitssystem offenlegt. Dabei konnte er aufzeigen, wie unterschiedlich die Zugänge zu einer "richtigen" Versorgungslandschaft sind. Während die politisch Verantwortlichen sich oft über den vermeintlichen Bürgerwunsch nach Aufrechterhaltung des Status Quo dem Thema annäherten, ist der Weg der Wissenschaft ein anderer. Prof. Dr. Fleßa legte dar, wie die Zielkonflikte des magischen Vierecks der Wirtschafswissenschaften durch synergistische Maßnahmen der einzelnen Akteurinnen und Akteure des Gesundheitswesens überwunden werden können. Gesundheitsministerin Stefanie Drese nutzte die von Prof. Dr. Fleßa dargelegten Ideen, um auf die politischen Pläne und die gegenwärtig noch bestehenden Hürden hinzuweisen. In ihrem Statement verdeutlichte die Ministerin, dass die individuellen Bedürfnisse des Landes Mecklenburg-Vorpommern bei jeder Zukunftsentscheidung berücksichtigt werden müssen. Gerade weil die Herausforderungen im Nordosten so speziell sind, müssen alle Partnerinnen und Partner im Gesundheitswesen gemeinsam Lösungen entwickeln. Die wirtschaftlichen Aspekte müssten dabei hinter den Versorgungsbedarfen der Patientinnen und Patienten zurückstehen. 

Sowohl Prof. Dr. Neeltje van den Berg, als auch Manon Austenat-Wied unterstützten die Ausführungen von Ministerin Drese. Dabei konnte Prof. Dr. van den Berg ihre Erfahrungen aus zahlreichen Projekten in den unterschiedlichsten Versorgungssettings einbringen. Aus ihrer Sicht kann eine starke Versorgung vor Ort nur durch passgenaue regionale Versorgungsangebote erreicht werden. Dazu brauche es stabile Rahmenbedingungen und übergeordnete Vorgaben, aber eben auch Akteurinnen und Akteure vor Ort mit regionaler Verantwortung. Sie setzt darauf, über regionale Netzwerke sektorenübergreifende Versorgungsstrukturen aufzubauen. Für Manon Austenat-Wied ist die auf Bundesebene angestoßene Krankenhausreform ein Schlüsselmoment, um auch die Versorgungslandschaft in Mecklenburg-Vorpommern zu modernisieren. Gerade kleinere Krankenhäuser des Levels Ii können als sektorenübergreifend aktive Leistungseinheiten zukünftig Eckpfeiler einer guten regionalen Versorgung sein. Für die bedarfsgerechte Versorgung der Patientinnen und Patienten dürfen Sektoreninteressen keine Rolle mehr spielen.

Potentiale der Telemedizin stärker nutzen

Weiterhin beschäftigten sich die Teilnehmenden mit den Möglichkeiten der Telemedizin. Dabei rekurrierte Prof. Dr. van den Berg auf die bundesweit gesammelten positiven Projekterfahrungen. Gerade für Patientinnen und Patienten, die in ländlichen Gebieten leben, kann es eine große Erleichterung darstellen, wenn sie per Fernbehandlung medizinisch betreut werden. Dabei befindet sich die Telemedizin noch am Beginn einer Wachstumsphase. Auch Ministerin Drese stelle heraus, dass sie in Zukunft auf einen noch stärkeren Einsatz digitaler Technologien setzt. Der demografische Wandel prägt die Bevölkerungsentwicklung in unserem Bundesland. Die ohnehin dünn besiedelten ländlichen Regionen haben stetig Einwohnende verloren. In den ländlichen Regionen sind es somit in der Regel die weniger mobilen, älteren und häufig chronisch Erkrankten, die zurückbleiben. Damit auch weniger digital-affine Personengruppen von überregional angesiedelter Expertise profitieren können, setzt sie auf ein verstärktes Engagement der Leistungserbringerinnen und Leistungserbringer in diesem Bereich. Manon Austenat-Wied unterstützte diesen Ansatz und hofft, dass Digitalkompetenz in der ärztlichen und pflegerischen Ausbildung einen noch höheren Stellenwert einnimmt.

Krankenhausreform entschlossen umsetzen

Zum Abschluss der Session wurde auch die anstehende Krankenhausreform und deren Auswirkungen auf das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern diskutiert. Ministerin Drese stellte dabei heraus, dass die Krankenhausplanung auch in Zukunft Ländersache bleibt. Das Ziel der Krankenhausreform ist demnach die Gewährleistung einer zukunftsfesten, wohnortnahen und qualitativ hochwertigen Versorgung für die Menschen in unserem Bundesland und die Erstattung von Vorhaltekosten kann einen wichtigen Beitrag dazu leisten. Anknüpfend an diese Ausführungen betonte Manon Austenat-Wied, wie wichtig unbürokratische Verfahren zur Abwicklung der Vorhaltekostenfinanzierung sind. Wie auch die Pflegekosten können Vorhaltekosten zukünftig mit den üblichen Zahlungsströmen zwischen Krankenkassen und Krankenhäusern einfach und ohne zusätzlichen bürokratischen Aufwand mit maximaler finanzieller Sicherheit für die Kliniken abfinanziert werden. Somit werden die immer knapper werdenden personellen Ressourcen im Gesundheitswesen und der Landesverwaltung geschont.