Optimale Versorgung - Datennutzung als Chance?
Artikel aus Mecklenburg-Vorpommern
In Rahmen der Nationalen Branchenkonferenz Gesundheitswirtschaft diskutieren Vertreterinnen und Vertreter aus allen Versorgungsbereichen die Möglichkeiten der Datennutzung für eine bessere Versorgung.

Mehr als 600 Expertinnen und Experten aus ganz Deutschland und Irland, dem Partnerland der diesjährigen Konferenz, kamen zusammen, um über aktuelle Herausforderungen und potenzielle Lösungsmöglichkeiten zu diskutieren. In der Podiumsdiskussion zum Thema der Datennutzungsmöglichkeiten im Gesundheitswesen entwickelten Expertinnen und Experten aus der Branche Lösungsansätze für ein datengetriebenes Gesundheitssystem. Die Referentinnen und Referenten unter Moderation von Jürgen Zurheide waren:
- Dr. Antje Draheim (Staatssekretärin im Bundesministerium für Gesundheit)
- Prof. Dr. Wolfgang Holzgreve (Vorstandsvorsitzender Universitätsklinikum Bonn)
- Prof. Dr. Wolfgang Hoffmann (Geschäftsführer Institut für Community Medicine Universitätsmedizin Greifswald)
- Thomas Ballast (stellvertretender Vorsitzender des Vorstands der Techniker Krankenkasse)
- Ralf König (Gründer honic - health data technologies GmbH)
Datennutzung braucht höhere Datenqualität
Die Teilnehmenden der Session näherten sich über unterschiedliche Nutzungsszenarien den Möglichkeiten für das Gesundheitswesen an. Dabei stellte Dr. Antje Draheim heraus, wie wichtig es aus politischer Perspektive ist, an die unterschiedlichen Nutzungszwecke und die damit verbundenen rechtlichen Regelungen zu denken. Datenauswertungen können beispielsweise in planerischen Prozessen Verbesserungen initiieren. Sie können aber ebenso dazu beitragen, dass neue Versorgungsleistungen entwickelt werden. Diese beiden Anwendungsmöglichkeiten tangieren völlig andere Rechtssphären. Auch Form, Struktur und Verfügbarkeiten sind bei diesen Daten anders geregelt. Damit für die unterschiedlichen Zwecke die richtigen Daten vorliegen, braucht es zweckspezifisch möglichst einheitliche Datenformate und Schnittstellen. Dabei zeigte Thomas Ballast anhand eines Vergleiches der ambulanten und stationären Versorgung auf, wie unterschiedlich die Datenqualität im Gesundheitswesen ist. So liegen die Abrechnungsdaten im Krankenhauswesen den Kassen tagesaktuell vor. Im ambulanten Versorgungsbereich hingegen können mehrere Monate vergehen, bevor die Daten bei den Kassen eintreffen. Denn die Kassenärztlichen Vereinigungen stellen den Kassen die Abrechnungsdaten frühestens vier Monate nach Quartalsende zur Verfügung. Es wäre die optimale Lösung, wenn die Diagnose- und Leistungsdaten der Arztpraxen wie auch im Krankenhausbereich ohne Zeitverzug an die Kassen übermittelt werden. Dadurch würden Analysen zum Leistungsgeschehen möglich, die Unterstützung bei Kundenanliegen verbessert und die Versorgungsforschung erleichtert.
Mehrwerte durch Datennutzung generieren
Der Schlüssel für eine individuelle und passgenaue Versorgung sind aus Sicht der Universitätsmediziner Prof. Wolfgang Holzgreve und Prof. Wolfang Hoffmann, Datenauswertungen. Sie forderten umfassendere Möglichkeiten der Datennutzung für die Versorgungsforschung. Bislang sind demnach hochwertige Daten nur schwer zur Entwicklung von Innovationen und neuen Versorgungsansätzen zugänglich. Damit im Einklang stellte auch Ralf König heraus, dass Daten das Fundament für mehr Qualität und Fortschritt in der Medizin sind. Dabei brauchen strukturierte Informationen einen sicheren Speicherort, der sie bestmöglich vor unberechtigten Zugriffen schützt. Für Thomas Ballast liegen große Potenziale der Datenauswertungen auch in der Prävention. Durch Smartphones und mobile Anwendungen ist der Alltag der Patientinnen und Patienten täglich erreichbar. Wenn Datenauswertungen entsprechende Hinweise geben, können die digitalen Helfer in Zukunft passgenauere Präventions- und Versorgungsleistungen zugänglich machen. Datenauswertungen und vor allem die automatisierte Datenverarbeitung können ebenso genutzt werden, um die Effizienz im Gesundheitswesen zu steigern. Sowohl bei Prozessen wie der Krankenhausplanung, als auch bei innerbetrieblichen Kapazitätsplanungen sind eine umfassendere Datenbasis stets hilfreich, erläuterte Prof. Dr. Wolfgang Holzgreve.
Datenschutz als Möglichkeit verstehen
Natürlich muss beim Thema der Datenauswertung auch der Datenschutz berücksichtigt werden. Dr. Antje Draheim schilderte in ihrem Beitrag, wie kritisch und konstruktiv auch andere Länder das Thema diskutieren. Sie sieht das Gesundheitswesen dabei auf einem guten Weg, um künftig den potenziellen Nutzen und verbundene Risiken abzuwägen. Wenn Mecklenburg-Vorpommern zukünftig Innovationstreiber bei diesem Thema sein möchte, braucht es hier eine gemeinsame Initiative aus Forschung, Wirtschaft und Versorgung. Dabei muss aus Sicht der Teilnehmenden aber jederzeit sichergestellt sein, dass die Daten der Patientinnen und Patienten nur zu den von ihnen autorisierten Zwecken verwendet werden. Dabei sollten stets die Verknüpfungsmöglichkeiten mit anderen Ländern in Betracht gezogen werden. Denn in der Regel gilt: Je umfassender und qualitativ hochwertiger die Datenbasis, desto verlässlicher sind die erzielten Resultate.