Digital vor ambulant vor stationär - das Gesundheitswesen der Zukunft
Artikel aus Sachsen
Bei der diesjährigen Jahresfachveranstaltung der TK in Sachsen im johann restaurant & elblounge diskutierten Fachleute aus Wissenschaft, Politik und Praxis, wie eine Reform der ambulanten Versorgung aussehen könnte und welche Chancen sich dabei bieten, die Gesundheitsversorgung zu verbessern.
58 Prozent der Bevölkerung in Deutschland warten nach eigener Einschätzung "viel zu lange" auf einen Facharzttermin. Das zeigt der TK-Meinungspuls, eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse. Für die TK ist das ein deutliches Signal: Die ambulante Versorgung braucht neue, intelligente Wege in und durch die ärztliche Versorgung. Gegenwärtig bestimmen veraltete Strukturen und oftmals auch der Zufall, wann und wo Patientinnen und Patienten einen Arzttermin bekommen, da es an zielführenden Wegen mangelt.
Begrüßung
Alexander Krauß, Leiter der TK-Landesvertretung Sachsen, betonte in seiner Begrüßung, dass sich eine Reform nicht allein auf ein Primärarztsystem konzentrieren sollte, sondern das gesamte ambulante System neu denken müsse - von der ersten medizinischen Einschätzung eines Anliegens bis hin zur Terminvergabe und Vergütung.
Reform der ambulanten Versorgung im Fokus
In das Thema "Digital vor ambulant vor stationär - das Gesundheitswesen der Zukunft" führte Matthias Jakob vom Berliner Politikbüro der TK ein. Er skizzierte in seiner Keynote konkrete Ansätze für eine bessere Patientenversorgung - darunter die einheitliche Ersteinschätzung des medizinischen Bedarfs und eine zentral nutzbare Terminplattform. Ziel ist es, dass Hilfesuchende schneller in die für sie passende Versorgungsebene geleitet werden.
Matthias Jakob
Wie eine Reform der ambulanten Versorgung im Sinne einer Neuausrichtung des Systems aussehen könnte, stand auch im Mittelpunkt der anschließenden, offenen Diskussionsrunde, die von Alexander Krauß moderiert wurde. Der lebhafte Austausch mit reger Publikumsbeteiligung beleuchtete verschiedene Perspektiven der zukünftigen Ausrichtung der ambulanten Versorgung und war ein sehr gelungener Auftakt für zahlreiche Gespräche bis in den späteren Abend hinein.
Podiumsdiskussion
Mehr Effizienz und Bedarfsgerechtigkeit
"Die Stärkung der hausärztlichen Primärversorgung ist entscheidend, um Effizienz, Kontinuität und Qualität in der Patientenversorgung zu sichern. Digitale Tools können dabei sinnvoll unterstützen, dürfen aber die persönliche Beziehung und ärztliche Steuerung nicht ersetzen", so Prof. Dr. Antje Bergmann, Präsidentin der Sächsischen Gesellschaft für Allgemeinmedizin.
"Das Gesundheitssystem sollte effizienter und effektiver gestaltet werden, um Patientinnen und Patienten sowie medizinisches Personal besser zu entlasten. Eine Weiterentwicklung der 116117, beispielsweise durch Nutzung bestehender Strukturen wie dem eTerminservice und dem SmED-Verfahren, könnte dabei eine zentrale Rolle spielen, sofern ärztliche Selbstbestimmung gewahrt bleibt", so Dr. Stefan Windau, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen.
"Es geht um mehr Effizienz und Bedarfsgerechtigkeit, also die richtige Versorgungsstufe für den individuellen Behandlungsfall schnell zu finden. Dabei digital zu unterstützen, ist eine zentrale Aufgabe für die Krankenkasse", so Matthias Jakob, Fachleiter Versorgungspolitik des TK-Büros Berlin.
Einig waren sich die Diskutanten darin, dass die Zeit reif für ein neues Versorgungssystem mit strukturierter Terminkoordination ist. Zur Lösung gehöre dabei auch die Förderung von Eigenverantwortung und Gesundheitskompetenz der Patientinnen und Patienten.