An der Hochschule Kempten gibt es sowohl eine Betriebliches- als auch ein Studentisches Gesundheitsmanagement. Das Studentische Gesundheitsmanagement (SGM), das derzeit als Pilotprojekt der Fakultät Soziales und Gesundheit aufgebaut wird, zeichnet sich besonders durch einen stark partizipativen Ansatz aus.

Expertinnen und Experten der Lebenswelt Hochschule

Das  Know-How der Studierenden, als Expertinnen und Experten der Lebenswelt Hochschule wird genutzt, um das Thema Gesundheit vor Ort weiterzuentwickeln. Gemeinsam mit ihren Professorinnen und Professoren arbeiten die Studentinnen und Studenten stetig an den Fragen: Was brauchen wir, um gesund studieren zu können? Und was macht das Gesundheitsmanagement an einer Hochschule aus? "In ihrem späteren Beruf werden sich die Studierenden von heute hoffentlich mit der Mitarbeitergesundheit beschäftigen. Warum nicht jetzt schon damit beginnen?", sagt Anna Westbrock, die für das SGM verantwortlich ist.

Dabei entstehen theoretische Konzepte, die sogleich in den praktischen Alltag umgesetzt werden: Bewegungspausen im Unterricht, Entspannungs- und Vernetzungsangebote sowie eine verbesserte Kommunikation bestehender, gesundheitsfördernder Angebote sind bereits Teil des Hochschullebens. Alle profitieren von diesem Vorgehen. "Der Input kommt direkt von den Studierenden, denen das Gesundheitsmanagement ja zu Gute kommen soll. Dadurch werden Angebote wirksamer und akzeptierter. Die Hochschule profitiert, da gesunde Studierende leistungsfähiger und zufriedener sind", fasst Westbrock das Pilotprojekt zusammen, das irgendwann auch auf die anderen Fachbereiche übertragen werden soll und dann jedem der rund 6.000 Studierenden zu Gute kommt.

Praktische Gruppenarbeiten zum Setting Hochschule

Vorteil ist natürlich auch, dass das Themenfeld Gesundheit zum Lehrinhalt der sozialen Berufe gehört und deshalb gut in den praktischen und theoretischen Teil der Lehre integriert werden kann. Eine wissenschaftliche Befragung zur Studierendengesundheit an der Hochschule lässt sich beispielsweise im Fach Methodenforschung unterbringen und liefert wichtige Erkenntnisse, die wir so nicht einfach hätten. Praktische Gruppenarbeiten können sich außerdem dem Setting Hochschule widmen und zeigen uns beispielsweise im Rahmen eines ‚community mappings‘ welche Veränderungen aus Sicht der Studierenden notwendig sind - zum Beispiel Erholungsmöglichkeiten im Garten der Hochschule. "Im praktischen Teil des Semesters wird daraufhin eine Liege gebaut, deren Aufbau mit dem Arbeitsschutz abgestimmt werden muss", schildert Westbrock das Vorgehen. Man lernt fürs Leben - mit all den Hürden, die dabei zu nehmen sind.

Bevor sie konkret an den Strukturen der Hochschule arbeiten konnte, musste Anna Westbrock, die 2021 mit ihrer Arbeit begann, zunächst Arbeits- und Steuerungskreise etablieren, ein Netzwerk aufbauen und für das Thema Gesundheit an der Hochschule sensibilisieren.

Betriebliches Gesundheitsmanagement für 600 Mitarbeitende

Das gilt auch für ihren Kollegen Marcel Loy, der das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) für die über 600 Mitarbeitenden der Hochschule koordiniert. Dazu zählen unter anderem die Personalabteilung,  die IT der Hochschule, die Studienberatung oder auch die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der jeweiligen Fakultäten. Der Referent für Gesundheits- und Informationsmanagement hat im letzten Jahr einen BGM-Entwicklungsplan mit den Verantwortlichen erstellt, in dem die wichtigsten Punkte zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) an der Hochschule festgehalten wurden.

BGM und SGM

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Marcel Loy und Anna Westbrock von der Hochschule Kempten

Dazu zählt auch eine bessere interne Kommunikation. Loy hat zum Beispiel einen Podcast ins Leben gerufen - neben Neuigkeiten aus der Hochschule und Interviews mit Kolleginnen und Kollegen gibt es Gesundheitstipps, die direkt von der TK kommen. "Wir wollen sichtbar sein und so viele Mitarbeitende wie möglich ins Boot holen", erklärt Loy. Die Struktur der Hochschule ist dabei eine Herausforderung. "Zum Hochschulpersonal gehören Menschen mit ganz unterschiedlichen Arbeitsformen und -verträgen, manche arbeiten semesterabhängig, haben viel Kontakt zu den Studierenden, manche arbeiten ganz ohne Publikumsverkehr. Jeder hat folglich unterschiedliche Schwerpunkte beim Thema Gesundheit am Arbeitsplatz. 

In einer jährlichen Jahresauftaktveranstaltung holt Loy alle zusammen: Das Get-together mit Impulsvorträgen und Austauschmöglichkeiten soll vor allem das Gemeinschaftsgefühl stärken. 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zählte er auf der letzten Veranstaltung Anfang des Jahres. "Der große Pluspunkt der Hochschule ist die gute Work-Life-Balance, die Mitarbeitende durch flexible Arbeitszeiten, Homeoffice und Weiterbildungsmöglichkeiten haben", sagt Loy. "Hinzu kommt der hohe Freizeitwert aufgrund der Lage in der Urlaubsregion Allgäu."

Corporate Health Award

Nichtsdestotrotz gibt es noch viel zu tun. Corona hat vieles gebremst, das nicht einfach ins Digitale verschoben werden konnte. Beim Personal konnte zumindest ein Teil des BGMs digital stattfinden. "Im Rahmen einer digitalen Kampagne wurden die Mitarbeitenden zur Bewegten Mittagspause animiert, es wurden Workshops zum Stress- und Zeitmanagement angeboten, Coachings rund um psychische Belastungen durchgeführt, Führungskräfte geschult und live trainiert", erklärt Loy. Andere Maßnahmen wie die psychische Gefährdungsbeurteilung ist Loy während er Pandemie bewusst nicht angegangen. "Hierfür braucht es den persönlichen Kontakt, den wir jetzt wieder haben", sagt er.

Anna Westbrock und Marcel Loy analysieren und reflektieren regelmäßigen Abständen das Gesundheitsmanagement an der Hochschule und entwickeln es stetig weiter. Dass sie auf dem richtigen Weg sind, wurde ihnen bereits bestätigt: Beide wurden 2022 unabhängig voneinander beim Corporate Health Award im Sonderpreis Hochschule ausgezeichnet.