Einsamkeit kann krank machen. Welchen Beitrag können wir leisten?
Artikel aus Niedersachsen
Mehr als die Hälfte der Menschen in Norddeutschland kennt das Gefühl von Einsamkeit. Insbesondere jüngere Menschen sind davon betroffen. Diese Erkenntnisse werden auch durch die Ergebnisse einer Forsa-Befragung im Auftrage der TK unterstützt. Sabrina Jacob, kommissarische Leiterin der TK-Landesvertretung, dazu in einem Kommentar.

Gerade als Krankenkasse lassen uns diese Ergebnisse aufhorchen, denn Einsamkeit kann krank machen: Körperlich und psychisch. Stellt sich die Frage: Welchen Beitrag können wir als TK dazu leisten? Welche Lösungsansätze lassen sich skizzieren? Eins ist klar: Die Digitalisierung bietet neue Chancen, die das Potenzial haben, Einsamkeit zu reduzieren.
Sabrina Jacob
Kinder mit einer Krebserkrankung zum Beispiel müssen - aufgrund der Krankheit - oftmals für lange Zeit im Krankenhaus verbleiben oder wegen des geschwächten Immunsystems für viele Monate den Kontakt zu anderen Menschen meiden. Das ist für die betroffenen Kinder hinsichtlich Einsamkeit und Isolation extrem herausfordernd. Damit sie - wenn auch niedrigschwellig - wieder am Leben teilhaben können, hat die TK spezielle Mini-Roboter, sogenannte Avatare, finanziert, die es den Kindern ermöglicht, in Echtzeit an Geburtstagsfeiern oder Fußballspielen teilzunehmen oder gemeinsam mit den Eltern am heimischen Esstisch zu sitzen. Auch die Teilnahme am Schulunterricht ist, vom Krankenbett aus, mit dieser digitalen Technik möglich und stellt für die erkrankten Kinder ein Fenster zur Welt dar.
Doch auch gesunde Jugendliche und junge Erwachsene fühlen sich in der Altersgruppe der 18 bis 39-jährigen isoliert und einsam. Dabei war es noch nie so einfach, durch Social Media mit anderen in Kontakt zu treten und sich auszutauschen. Vielleicht aber ist es der für uns so emotional wichtige Körperkontakt, der in der virtuellen Kommunikation zu kurz kommt. Eine Umarmung lässt sich eben nicht digital herstellen.
Hilfreich können - als Lösungsansatz - Maßnahmen sein, die die soziale und emotionale Kompetenz stärken, denn dieser Zweiklang ist unverzichtbar für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Ich finde: Digitalisierung sollte stets als Chance verstanden werden, aber immer auch einen Blick auf soziale Verbindungen behalten.
Eine beeindruckende Initiative, die wunderbar als Blau-Pause für andere Städte und Gemeinden dienen kann, ist zum Beispiel das generationenübergreifende Einsamkeitsprojekt aus dem niedersächsischen Winsen. Beim landesweiten Ideenwettbewerb gegen Einsamkeit - initiiert vom Sozialministerium Niedersachsen - hat dieses Projekt den ersten Platz erzielt, bei dem junge Web-Coaches Seniorinnen und Senioren in ihrem häuslichen Umfeld kostenfrei digitale Hilfen anbieten. Sei es das Einrichten eines neuen Handys, Dateien am PC sortieren oder WhatsApp zu installieren.
"Jung hilft Alt" nennt sich die Initiative, bei der es nicht nur um Internetunterstützung und digitale Medien geht, sondern - generationenübergreifend - auch darum, Menschen aus ihrer Einsamkeit zu holen. So berichtet die Projektleiterin, dass die Jugendlichen durch dieses Engagement aus ihrer Einsamkeits-Dynamik heraustreten, neue soziale Kontakte und Wertschätzung erfahren und zudem entdecken, wie sinnvoll ihr Wissen und ihre Zeit für andere sein können und dass sie sich durch diese Tätigkeit weniger isoliert fühlen.
Und auch die älteren Menschen erhalten durch die Digitalisierung neue Möglichkeiten, ihren Alltag zu gestalten und am Leben teilzuhaben.