Prävention und Gesundheitsförderung ist #Chefinsache
Interview aus Mecklenburg-Vorpommern
In der aktuellen #Chefinsache skizziert Manon Austenat-Wied, warum Vernetzung von Wirtschaft und Gesundheitsförderung ein Schlüssel für eine bessere Bevölkerungsgesundheit ist.

TK: Frau Austenat-Wied, Sie setzen sich stark für mehr Aktivitäten im Bereich Prävention und Gesundheitsförderung ein. Welche Ansätze halten Sie für besonders zukunftsträchtig?
Manon Austenat-Wied: Die gesetzlichen Rahmenbedingungen geben uns als Krankenkasse Leitplanken für unsere Arbeit im Bereich Prävention und Gesundheitsförderung. Trotz intensiven Engagements ist klar: Die gesundheitlichen Herausforderungen sind zu groß, als dass einzelne Akteurinnen und Akteure ausreichen, um die Gesundheit der Gesamtbevölkerung zu verbessern. Wir müssen gesundheitsförderliche Verhaltensweisen viel stärker im Alltag verankern - bei Jung und Alt, in Stadt und Land, analog wie digital. Gerade bei Kindern und Jugendlichen ist es entscheidend, digitale und analoge Lebenswelten sinnvoll zu verzahnen. Hier entstehen neue Chancen, aber auch neue Herausforderungen für die Gesundheit. Gesundheitsförderung muss deshalb überall stattfinden: in der Schule, im Sportverein, im Stadtteil, im Dorf, und im Netz. Zudem muss Gesundheit in allen Politikbereichen mitgedacht werden - Stichwort: "Health in all policies". Nur so schaffen wir es, Gesundheit als gesellschaftlichen Wert zu verankern - und nicht als nachgelagertes Ziel von Wirtschaft oder Bildung.
TK: Gibt es Engagement in Mecklenburg-Vorpommern, dass aus Ihrer Sicht deutschlandweit ausgerollt werden sollte?
Manon Austenat-Wied: Absolut. In Mecklenburg-Vorpommern haben wir gelernt, dass Gesundheit nicht nur individuelles Glück, sondern auch Motor für wirtschaftliches Handeln ist. Immer mehr Unternehmerinnen und Unternehmer begreifen Gesundheit als eigenes Handlungsfeld - das stärkt nicht nur die Belegschaft, sondern auch die Innovationskraft der Region. Diese Erfahrungen sollten wir bundesweit teilen und unsere Ansätze weiterentwickeln.
Manon Austenat-Wied
TK: Wie bewerten Sie die Entwicklung der Modellregion Lausitz im Hinblick auf Gesundheitsförderung?
Manon Austenat-Wied: Die Lausitz steht vor ähnlichen Herausforderungen wie Mecklenburg-Vorpommern und hat damit auch viele Chancen. Ich halte einen engen Austausch zwischen unseren Regionen für sehr wichtig. Wir haben in Mecklenburg-Vorpommern durch unsere langjährige, vernetzte Zusammenarbeit in der Gesundheitswirtschaft einen Wissensvorsprung, den wir gerne teilen. Umgekehrt können wir von innovativen Ansätzen aus der Lausitz lernen. Entscheidend ist, dass wir die Menschen ganzheitlich und langfristig als Partner begleiten. Dabei müssen wir immer das Gesamtsystem im Blick behalten, nicht nur einzelne Aspekte optimieren. Als Techniker Krankenkasse überblicken wir den gesamten Versorgungsprozess - diese Verantwortung nehmen wir sehr ernst. Wir sind Gesundheitspartner unserer Versicherten.
Die enge Verzahnung von Wirtschaft und Gesundheit ist ein Erfolgsmodell, das viele Impulse für die Gesundheit der Bevölkerung liefert.
TK: Wie können aus Ihrer Sicht wirklich bevölkerungsrelevante Akzente in der Gesundheitsförderung gesetzt werden?
Manon Austenat-Wied: Es gibt im Wesentlichen zwei Wege: Zum einen müssen wir unsere Bemühungen intensivieren und den Wissenstransfer von Forschung in die Praxis stärken. Zum anderen brauchen wir gesamtgesellschaftliche Impulse, um gesundheitsförderliche Gewohnheiten in allen Lebenswelten zu etablieren - von der Kita bis zum Pflegeheim, und zwar nicht nur in den ohnehin engagierten Einrichtungen, sondern flächendeckend. Das Hauptproblem ist, dass viele gesundheitliche Herausforderungen außerhalb des direkten Einflussbereichs von Versorgungseinrichtungen entstehen. Deshalb lassen sich die körperlichen, psychischen und sozialen Auswirkungen gesellschaftlicher Fehlentwicklungen nicht allein durch Maßnahmen im Gesundheitswesen beheben. Die Voraussetzungen für Gesundheit sind eigentlich einfach: ausreichend Bewegung, gesunde Ernährung und ein achtsamer Umgang miteinander. Hier müssen wir gesellschaftliche Prioritäten setzen - das ist letztlich eine Kulturfrage, keine reine Maßnahmenfrage.
TK: Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Gesundheitsförderung?
Manon Austenat-Wied: Ich wünsche mir, dass wir den Mut haben, Gesundheit als gemeinsamen Wert in den Mittelpunkt zu stellen - und dass Gesundheitsförderung zur Selbstverständlichkeit im Alltag wird. Dafür braucht es eine enge Zusammenarbeit aller Beteiligten, eine starke Vernetzung von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft und vor allem eine Kultur, in der Gesundheit als zentrales Gut anerkannt wird. Nur so können wir als alternde Gesellschaft wirklich "stark in die Zukunft" gehen.