Die Sars-CoV-2-Pandemie hat dazu geführt, dass digitale Medien sich noch stärker verbreitet haben als zuvor. Insbesondere bei Menschen jüngeren Alters sind Smartphones und Tablets sehr beliebt.

TK: Frau Austenat-Wied, welche aktuellen Trends sehen Sie im Mediennutzungsverhalten von Kindern- und Jugendlichen?

Manon Austenat-Wied: Unsere Umfrage unter den Medienscouts, die an der Bundesjugendkonferenz Medien (BJKM) teilgenommen haben, zeigt, dass die Mediennutzungsdauer immer weiter steigt. Dieser Trend setzt sich seit der Sars-CoV-2-Pandemie fort. Gleichzeitig gibt es natürlich noch Begleiterscheinungen, die mit der Mediennutzung einhergehen. Die meisten Kinder- und Jugendlichen bewegen sich nämlich zu wenig. Außerdem berichten viele der befragten Personen von klassisch assozierten gesundheitlichen Auswirkungen. Also zum Beispiel Schlafstörungen oder Kopfschmerzen.

TK: Es gibt immer mehr Stimmen, die bestimmte Anwendungen für Kinder- und Jugendliche verbieten wollen. Was halten Sie davon?

Austenat-Wied:  Diese Frage lässt sich pauschal schwer beantworten. Da die Apps und Anwendungen in ihrer Qualität, ihrem Suchtpotenzial aber auch in ihrem tatsächlichen Nutzen so unterschiedlich sind. Klar ist, die digitalen Medien und dort verfügbare Programme üben eine hohe Anziehungskraft auf jüngere Menschen aus. Auch weil viele Kinder- und Jugendliche ihre sozialen Beziehungen über das Internet pflegen. Gerade deswegen ist es wichtig, dass sie den richtigen Umgang mit diesen tollen Werkzeugen lernen.

Außerdem sind die digitalen Medien auch Teil der neuen Arbeitswelt. Wir müssen die Chancen nutzen, die uns durch die technischen Hilfsmittel zur Verfügung gestellt werden. Um Kinder und Jugendliche optimal auf die Zukunft vorzubereiten, müssen wir sie befähigen, kompetente und reflektierte Nutzerinnen und Nutzer zu sein. Mit unseren Präventionsangeboten in Mecklenburg-Vorpommern, z. B. unserem Medienuniversum oder auch der Bundesjugendkonferenz Medien, zeigen wir, wie nachhaltiges Engagement aussehen kann.

TK: Sollte Präventionsarbeit daher insgesamt stärker im digitalen Raum stattfinden?

Austenat-Wied: Wir als TK und ich persönlich sind davon überzeugt, dass die Kombination aus einer fundierten inhaltlichen und technischen Medienkompetenz eine wichtige Schlüsselfähigkeit für ein gesundes und glückliches Leben ist. Es ist wichtig, dass dass Kinder und Jugendliche aller sozialen Gruppen diese Kompetenzen entwickeln können. Nur so können wir gesundheitliche Chancengleichheit von Kindesbeinen an erreichen. Es ist also sicher wichtig, die Ausbildung dieser Fähigkeit priorisiert zu verfolgen.

Ein weiterer Vorteil der digitalen Helfer ist es, dass das tägliche Leben als zentrales Interventionsmoment besser erschlossen wird. Wenn wir hier digitale und analoge Angebote miteinander verknüpfen, können wir gleichzeitig in mehrere gesundheitlich relevanten Bereichen aktiv sein.

Gleichzeitig ist die Entwicklung der gesundheitlichen Bevölkerungssituation von großen und wirkungsstarken Trends geprägt. Die Menschen in unserem Bundesland werden immer älter und damit werden auch altersbedingte Gesundheitsleiden mehr. Dazu kommt, dass sich bestimmte Effekte, z. B. von zu wenig Bewegung, familiäre Belastungsfaktoren oder beruflicher Stress, vor allem in höherem Lebensalter auf die Gesundheitssituation niederschlagen. Damit wir diesen Trend wirksam entgegentreten können, benötigen wir eine gesamtgesellschaftliche Kraftanstrengung. 

TK: Sie haben mit dem zukünftigen Arbeitswelt bereits einen wichtigen Aspekt angesprochen. Wird sich die Arbeitswelt denn weiter digitalisieren?

Austenat-Wied: Lassen Sie mich dabei am Beispiel des Gesundheitswesens schildern, wie die Entwicklung voran schreiten könnte und wie wir diesen Wandel konstruktiv nutzen. Es bringt nichts, wenn wir den Menschen einfach ein Tablet statt eines Blatt Papiers in die Hand drücken oder analoge Dokumente einfach nur einscannen. Gerade pflegerisches Personal sowie Ärztinnen und Ärzte können durch digitale Helfer entlastet und deren Arbeit erleichtert werden. Außerdem kann durch die strukturierte Datenverarbeitung und Auswertung die Versorgung verbessert werden.

TK: Lassen Sie uns beim Beispiel des Gesundheitswesens bleiben. Wie könnte hier eine Verzahnung zwischen digitaler und analoger Welt aussehen?

Austenat-Wied: In diesem Bereich kann die analoge Vermittlung digitaler Kompetenzen eine wichtige Brückenfunktion einnehmen. Denn sowohl für Menschen in Ausbildung als auch angehende Mediziner:innen ist das Thema in seiner curricularen Bedeutung relativ neu. Dadurch besteht die Chance, mit gemeinsamen Lehr- und Praxisveranstaltungen, frühzeitig zu einer besseren und wertschätzenden interprofessionellen Zusammenarbeit beizutragen.

TK: Und diese Verzahnung wünschen Sie sich auch für die Präventionsarbeit?

Austenat-Wied: Wir kombinieren die analoge und digitale Welt mit unseren Präventionsangeboten sehr erfolgreich. Dieser Ansatz sollte "Schule machen". Ich frage mich zum Beispiel schon lange, warum es nur wenige Freizeitangebote für Kinder- und Jugendliche gibt, die die analoge und die digitale Welt miteinander kombinieren. Dabei denke ich etwa an ein Fußballtraining, dass neben den analogen Elementen auch mit digital angereichterten Übungen fortgesetzt wird. So bringen wir Kinder leichter in Bewegung und helfen ihnen dabei, die digitalen Möglichkeiten sinnstiftend zu nutzen. Wir stehen für einen konstruktiven Dialog und Erfahrungsaustausch immer bereit.

 

Manon Auste­nat-Wied

Manon Austenat-Wied, Leiterin der TK-Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommern Das Bild ist noch nicht vollständig geladen. Falls Sie dieses Bild drucken möchten, brechen Sie den Prozess ab und warten Sie, bis das Bild komplett geladen ist. Starten Sie dann den Druckprozess erneut.
Leiterin der TK-Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommern