DigiKids sind smarter als ihr Phone
Artikel aus Hessen
Das Projekt DigiKids war ein Modellvorhaben der Techniker Krankenkasse (TK) und der Hessischen Landesstelle für Suchtfragen (HLS) e. V. Das Thema von DigiKids: Medienkompetenz für Kinder ab dem Kindergartenalter. Hessen diente von 2017 bis 2022 als Pilotregion. Nun wird das Projekt in Kooperation mit der Universität Greifswald weiterentwickelt.

Kinder werden heute vom Tag ihrer Geburt auf unterschiedlichste Weise mit den Neuen Medien konfrontiert. Eltern haben beispielsweise ihr Smartphone meist dabei und so gibt es mancher dem Kleinkind auch schnell mal zum Spielen in die Hand. Und selbst Eltern, die ihrem Kind die Neuen Medien in den ersten Lebensjahren konsequent verweigern, werden mitunter von einer eingehenden Nachricht auf dem Handy abgelenkt - obwohl sie dem Nachwuchs eigentlich gerade die Welt erklären wollten. Die Liste mit Momenten, in denen die Neuen Medien unseren Alltag und den zwischenmenschlichen Kontakt stark beeinflussen, lässt sich beliebig fortsetzen.
Virtuell und analog natürlich verbinden
Im Projekt DigiKids ging es darum, dabei zu helfen, die digitalen Medien frühzeitig zu entzaubern. In der Weiterentwicklung des Projektes bleibt dieses Vorhaben bestehen. Es geht darum, Kinder zu befähigen, sich in digitalen Lebensräumen souverän zu bewegen, anstatt von ihnen beherrscht zu werden. Gleichzeitig soll das Projekt die Verbindung der Kinder zur analogen Welt erhalten, stärken und weiterentwickeln sowie Eltern und Pädagogen in diesen Prozess einbinden. Jetzt werden die Erkenntnisse aus der Pilotphase an aktuelle Entwicklungen angepasst, bevor weitere Schritte folgen. Die TK möchte, gemeinsam mit Universität Greifswald, das wichtige und große Thema Medienkompetenz angehen, solange die Menschen, die es betrifft, noch klein sind!
DigiKids in Aktion zwischen 2017 und 2020

Smartphones und Tablets sind Teil des Familienalltags und gehören so schon bei den Kleinsten zur Lebensrealität. Nicht immer bringt der Medienkonsum auch einen echten Mehrwert, oft ziehen digitale Medien die Menschen zu Hause und unterwegs an und binden einfach deren Aufmerksamkeit. Gerade Kinder fühlen sich von der Technik, die auch die Erwachsenen so fesselt, magisch angezogen. Besonders anschaulich zeigt dies das Kinderbuch "Lotta und Klicks", das der ehemalige DigiKids-Projektleiter Benjamin Wockenfuß als ein Baustein im Rahmen des Projektes entwickelt hat. (Illustratorin: Stefanie Messing)
Lotta und Klicks - Helden von DigiKids
Montagmorgen bei Lottas Familie: Alle trödeln herum, Papa muss dringend noch E-Mails beantworten - und drückt Lotta und ihrem kleinen Bruder Lukas so lange das Smartphone in die Hand. Nicht mal Familienhund Klicks kann die beiden ablenken, so vertieft sind sie in die digitale Welt.
Über Homeoffice und Smartphone-Beschäftigung vergessen alle die Zeit. Nur Klicks nicht. Als sie dann doch noch, kurz vor knapp, in die Kita fahren, passiert es: Klicks geht verloren! Wie finden sie den Hund nun wieder? Lotta ist untröstlich. Doch Papa hat zum Glück eine ganz besondere App auf dem Handy …
Und schon sind wir mittendrin, in der Geschichte von Lotta und Klicks. Gleich zu Beginn ahnen wir schon: Digitaler Medienkonsum ist einerseits tückisch, andererseits äußerst hilfreich - Medieneinsatz ist eben immer eine Frage des Zeitpunktes und des Zwecks. Und genau das zeigen Lotta und ihr Klicks in dem Buch.
DigiKids und seine Helden erreicht Kinder im Kita-Alter - in einer Lebensphase, in der sie stark durch Vorbilder geprägt werden. Gesundheitsförderliche Erlebens- und Verhaltensweisen beeinflussen den Nachwuchs hier ganz entscheidend. DigiKids trägt dazu bei, dass Kinder lernen selbstwirksam und selbstregulatorisch mit digitalen Medien umzugehen und diese Fähigkeiten im Laufe ihres Lebens weiter ausbilden. Denn digitale Medien und virtuelle Kommunikation sind aus unserem alltäglichen Leben nicht mehr wegzudenken. Eine gut ausgeprägte Medienkompetenz ist deshalb eine wichtige Basis für ein selbstbestimmtes Leben.
Medienkompetenz für Kinder und Erwachsene
Medienkompetenz beschränkt sich nicht nur darauf zu wissen, wie ein Gerät sachgemäß bedient wird. Vielmehr beinhaltet sie auch, dass der Anwender Inhalte intellektuell und emotional verarbeitet und Informationen kritisch hinterfragen kann. Sie umfasst auch die Fähigkeit von Erwachsenen einschätzen zu können, wie viel Medienkonsum gesund und altersgerecht ist.
Um Medienkompetenz und damit auch die Gesundheit der Kinder frühzeitig und zielgerichtet zu fördern, bedarf es geeigneter Präventionsansätze. Dafür sind immer auch wichtige Bezugspersonen und Rollenvorbilder einzubeziehen. Das Kinderbilderbuch "Lotta und Klicks" zahlt auf diese Ziele ein. Es ist im Rahmen des Modellprojekts Digikids der HLS und der Techniker Krankenkasse zur Entwicklung und Erprobung neuer Präventionsmaßnahmen (§20 g SGB V) entstanden.
Die Menschen, die sich die für das Gelingen und die Weiterentwicklung von DigiKids einsetzen, sind:
Prof. Dr. Ines Sura
"Medienbildung in die Kitas zu bringen, bedeutet nicht nur Kindern kreative Ausdrucksmittel und Lernwerkzeuge bereitzustellen, es ist auch die Voraussetzung für deren Chancengleichheit in unserer Medienwelt," sagt Prof. Sura.
Dr. Sabine Voermans
Dr. Voermans hält es für sehr wichtig, das Thema Medienkompetenz bereits im Kindergarten anzugehen. "Wir wollen auch mit dieser Förderinitiative Folgen vorbeugen, die durch einen möglicherweise ungefilterten und zu hohen Medienkonsum entstehen können", sagt sie.