Selten gab es im Gesundheitswesen eine so große Übereinstimmung wie beim Thema Patientensteuerung. Alle Beteiligten sind sich einig, dass eine bessere und intelligentere Patientensteuerung dringend notwendig ist. Denn: Die Patientinnen und Patienten klagen über lange Wartezeiten auf Arzttermine. Gleichzeitig stoßen die Praxen an ihre Belastungsgrenzen. Ein Grund: Viele eher leichte Behandlungsfälle belasten die Arztpraxen und sorgen damit für einen Engpass an Terminen für alle die, die dringend und kurzfristig einen Arzttermin benötigen. 

Lange Wartezeiten und überlastete Kapazitäten

Die Unzufriedenheit der Patientinnen und Patienten zeigt auch eine bundesweit repräsentative Befragung des Meinungsforschungsinstituts Forsa "TK-Meinungspuls 2025" im Auftrag der TK. Insbesondere über die Wartezeit, die für einen Termin bei der Fachärztin oder dem Facharzt in Kauf genommen werden muss, ist die Unzufriedenheit groß: 66 Prozent der Befragten in Hessen, im Saarland und in Rheinland-Pfalz gaben an, weniger zufrieden oder unzufrieden zu sein. Diese anhaltend hohe Unzufriedenheit birgt das Risiko, das Vertrauen und die Akzeptanz unseres solidarisch finanzierten Gesundheitssystems nachhaltig zu untergraben.

Entlastung der Strukturen durch bessere Patientensteuerung

Dabei könnten eine bessere Ersteinschätzung, Patientensteuerung und neue digitale Behandlungsangebote schnell zur Problemlösung beitragen. Leichtere Fälle können inzwischen bereits unkompliziert und effizient digital versorgt werden, etwa per Videosprechstunde oder über digitale Gesundheitsanwendungen. Und erst wenn eine digitale Behandlung nicht ausreicht, sollte eine ambulante Versorgung direkt in der Arztpraxis erfolgen. Dies steigert nicht nur die Effizienz, sondern ermöglicht mehr Raum für schwere Fälle und akute Notfälle. Entscheidend für den Erfolg ist, dass sich eine digitale Ersteinschätzung bundesweit einheitlich und nahtlos in die Versorgungsstruktur einfügt. 

Digitale Ersteinschätzung als Lösung

Auch wenn Einigkeit über den Handlungsbedarf besteht, gibt es unterschiedliche Vorstellungen zur Umsetzung. Die TK schlägt vor, eine einheitliche digitale Ersteinschätzung für neue Behandlungsfälle einzuführen. Das Ziel: Hilfesuchende Patientinnen und Patienten werden zügig in die für sie passende Versorgungsform geleitet - orientiert an ihrem individuellen medizinischen Bedarf. 

Digital vor ambu­lant vor statio­när: Ideen der TK für mehr Koor­di­na­tion in der ambu­lanten Versor­gung

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Fazit: Chance für alle Beteiligten

Konsequent umgesetzt würde das Prinzip digital vor ambulant vor stationär für Patientinnen und Patienten vor allem eins bedeuten: Sie erhalten in einer für sie schwierigen Situation, in der sie sich Sorgen um ihre Gesundheit machen, eine schnelle und zuverlässige Ersteinschätzung und einen schnelleren Zugang zur der für sie geeigneten medizinischen Versorgung. 

Digitale Lösungen haben das Potenzial, die Effizienz und Effektivität zum Wohle der Patientinnen und Patienten, des medizinischen Personals und des gesamten Gesundheitssystems deutlich zu steigern. Dafür braucht es den Mut und den Willen, bestehende Strukturen konsequent zu hinterfragen, notwendige Veränderungen entschlossen anzugehen und in zukunftsfähige Technologien sowie deren flächendeckende Umsetzung zu investieren.