"Durch Vernetzung Informationen leichter zugänglich machen"
Interview aus Sachsen-Anhalt
Romy Kauß spricht im Interview über die neue digitale Plattform zur Unterstützung der Selbsthilfe in Sachsen-Anhalt.

TK: Frau Kauß, warum ist aus Ihrer Sicht eine neue digitale Plattform sinnvoll und wie ist der Status quo zum Thema Selbsthilfe in Sachsen-Anhalt?
Romy Kauß: Eine neue digitale Plattform ist deshalb sinnvoll, weil sie die bislang weitgehend isolierte Arbeitsweise von Selbsthilfeorganisationen (SHO) und Selbsthilfekontaktstellen (SHKS) in Sachsen-Anhalt nachhaltig verändern und modernisieren kann. Derzeit arbeiten beide Ebenen eigenständig und treffen sich nur sporadisch, meist abhängig von persönlichen Initiativen einzelner Akteure.
Es existiert keine systematische, gelebte Zusammenarbeit. Durch digitale Vernetzung können Ressourcen gebündelt, Prozesse optimiert und Informationen leichter zugänglich gemacht werden. Dies erweitert nicht nur die Reichweite der Angebote, sondern steigert auch den Nutzen für Hilfesuchende erheblich.
Romy Kauß
TK: Welche Informationen sollen mit dem Digitalisierungstool zusammengetragen werden?
Kauß: Die Plattform soll eine zentrale und strukturierte Sammlung relevanter Informationen für die Selbsthilfe in Sachsen-Anhalt bieten. Geplant sind unter anderem Veranstaltungsüberblicke der Selbsthilfekontaktstellen und -organisationen sowie eine Vielzahl fachrelevanter Informationen und Ansprechpersonen. Das Tool reduziert den Rechercheaufwand und schafft mehr Zeit für die direkte Unterstützung von Hilfesuchenden.
TK: Wann soll die neue Plattform an den Start gehen und wie ist der aktuelle Stand?
Kauß: Die Plattform ist Teil eines dreijährigen Pilotprojekts, das letztes Jahr startete und bis zum April 2027 läuft. Ein Name wurde bereits gefunden, nämlich "Selbsthilfenetzwerk Sachsen-Anhalt. Zusammen-vernetzt-digital". Aktuell befindet sich die Plattform in der Erprobung und die Inhalte werden sukzessive eingespielt. Nach und nach werden Schulungen und Präsentationen stattfinden, um alle Beteiligten und potenziellen Nutzer mit einzubinden.
TK: Wie wollen Sie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Selbsthilfeeinrichtungen für die Arbeit mit dem neuen Tool gewinnen und welche Schritte sind als nächstes geplant?
Kauß: Die Mitarbeitenden sollen durch gezielte Schulungen für die Nutzung des Tools gewonnen werden - sowohl über Videokonferenzen als auch bei Bedarf vor Ort. Ziel ist es, sie zur eigenständigen Pflege der Inhalte zu befähigen. Für weniger technikaffine Personen wird ein Serviceangebot durch die Projektmitarbeitenden eingerichtet, die das Einpflegen von Informationen übernehmen können.
Zur Person
Romy Kauß ist Dipl. Gesundheitswirtin und seit über 15 Jahren als Referentin für Gesundheit und Selbsthilfe beim Paritätischen Wohlfahrtsverband tätig. Der Verband ist der größte Träger von Selbsthilfekontaktstellen im Land Sachsen-Anhalt und bildet das Dach für zahlreiche Mitgliedsorganisationen im Bereich der Selbsthilfe. Romy Kauß ist zuständig für die fachlichen Belange der gemeinschaftlichen Selbsthilfe sowie der Selbsthilfe für pflegende Angehörige. Darüber hinaus ist sie auch auf der Bundesebene aktiv und unter anderem Mitglied im Beirat Selbsthilfe des GKV Spitzenverbandes.