Wie digitale Technik die Gesundheitsversorgung verbessert
Artikel aus Sachsen-Anhalt
Bei der vierten Ausgabe der Veranstaltungsreihe "Gesundheitsversorgung in Sachsen-Anhalt - Quo vadis?" diskutierten Expertinnen und Experten, welches Potenzial die Digitalisierung für Prävention, Früherkennung und personalisierte Medizin bietet.
Wie kann digitale Technik die Gesundheitsversorgung verbessern? Diese Frage stand Ende Oktober im Mittelpunkt der vierten Ausgabe der Veranstaltungsreihe "Gesundheitsversorgung in Sachsen-Anhalt - Quo vadis?" im Mitteldeutschen Multimediazentrum Halle (Saale). Die TK-Landesvertretung Sachsen-Anhalt, die Translationsregion für digitalisierte Gesundheitsversorgung (TDG) und die Impetuum GmbH hatten erneut Expertinnen und Experten aus Versorgung, Forschung, Wirtschaft und Selbstverwaltung eingeladen, um gemeinsam darüber zu diskutieren, welchen Beitrag Wearables, Fitness-Tracker und smarte Gesundheitsanwendungen künftig für die medizinische Praxis leisten können.
Digitalisierung im Versorgungsalltag angekommen
Schon beim Blick ins Publikum wurde sichtbar, wie sehr digitale Gesundheit inzwischen Teil des Alltags geworden ist: Mehr als die Hälfte der Teilnehmenden trug eine Smartwatch oder einen Fitness-Tracker. Eine spontane Umfrage zeigte, dass viele ihre Gesundheitsdaten zwar regelmäßig erfassen, aber nicht immer wissen, wie sie diese sinnvoll einordnen und nutzen können. Genau hier setzte die Diskussion an. Das Potenzial digitaler Tools ist groß, doch auf dem Weg in den Versorgungsalltag gilt es noch, technische Innovation, medizinische Validität und Praxistauglichkeit in Einklang zu bringen.
Wie das gelingen kann, zeigten die Impulse der Podiumsgäste. Prof. Daniel Sedding, Kardiologe am Universitätsklinikum Halle, hob hervor, dass moderne Wearables bereits EKG-Daten in klinisch verwertbarer Qualität liefern. Dadurch eröffnen sich neue Wege in der Früherkennung von Herzrhythmusstörungen. Gleichzeitig wies Sönke Steiner von Polar darauf hin, dass sich die Technologie oft schneller entwickelt als die regulatorischen Prozesse - eine Herausforderung, die Mut und neue Ansätze in der Zusammenarbeit von Medizin, Forschung und Industrie erfordert. Prof. Patrick Jahn, Versorgungsforscher und Projektleiter der TDG, ergänzte, dass digitale Tools das Selbstmanagement von Patientinnen und Patienten stärken und die Tür zu einer stärker personalisierten Medizin öffnen können, sofern ihr Nutzen wissenschaftlich fundiert und in Therapiekonzepte eingebettet wird.
Gesundheitskompetenz als Schlüssel moderner Versorgung
Auch die Krankenkassen spielen hierbei eine Schlüsselrolle. Steffi Suchant, Leiterin der TK-Landesvertretung Sachsen-Anhalt, machte deutlich, dass Gesundheitsdaten großes Potenzial für eine gezieltere Versorgung bieten:
Wenn wir die Daten, die bereits vorhanden sind, stärker in die Analyse einbeziehen könnten, ließe sich die Versorgung individueller gestalten. Wir könnten gezielter unterstützen, Risiken früher erkennen und Prävention noch wirksamer machen.
Entscheidend sei dabei, dass die Versicherten verstehen, welchen Mehrwert ihre Daten für ihre eigene Gesundheit haben. Gesundheitskompetenz bleibe daher die Grundlage für eine moderne, mündige und datenbasierte Gesundheitsversorgung.
Forschung, Wirtschaft und Versorgung im Dialog
Neben den inhaltlichen Impulsen stand der persönliche Austausch im Mittelpunkt der Veranstaltung. Beim Speedmatching und in den anschließenden Expertentalks entwickelten sich lebhafte Gespräche zwischen Vertreterinnen und Vertretern aus Versorgung, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik. Viele nahmen neue Kontakte und konkrete Ideen für eigene Projekte mit.
Das Fazit fiel einstimmig aus: Die digitale Gesundheitsversorgung bietet enorme Chancen - von der frühzeitigen Erkennung über individualisierte Therapieansätze bis hin zu effizienteren Versorgungsstrukturen. Um diese Potenziale zu heben, braucht es jedoch gemeinsame Anstrengungen, klare Rahmenbedingungen und den Mut, neue Wege zu gehen.