Start-ups präsentieren Innovationen für das Gesundheitssystem
Artikel aus Sachsen-Anhalt
Auf dem größten Start-up-Event Sachsen-Anhalts präsentierten mehrere Teams ihre innovativen Ideen zur Verbesserung des Gesundheitssystems.
Der Investforum Pitch-Day ist das größte Start-up-Event in Sachsen-Anhalt. Bei der diesjährigen Veranstaltung am 23. September 2025 im BANKERS Club Halle präsentierten über 20 Teams aus Sachsen-Anhalt, Deutschland und der Welt ihre Geschäftsideen vor Investoren, Unternehmen und Branchenvertretern. Neben dem mit dem TK-Sonderpreis Gesundheit ausgezeichneten Team aphaDIGITAL waren unter den anwesenden Startups mehrere, die mit innovativen Ideen das Gesundheitssystem verändern wollen.
Virtuelle Physiotherapie mit Augmented-Reality-Brille
Das Projekt STAR, an dem auch Mitarbeitende der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Translationsregion für digitalisierte Gesundheitsversorgung beteiligt sind, entwickelt eine Sporttherapie-Applikation für digital gestützte Prävention und Nachsorge. Die Anwendung soll die häufig bestehende Lücke zwischen klassischer Physiotherapie und eigenverantwortlichem Training schließen.
Mithilfe einer Augmented-Reality-Brille werden Patientinnen und Patienten von einem virtuellen 3D-Therapeuten durch ein individuell angepasstes Trainingsprogramm geführt. Ein KI-Modell analysiert dabei in Echtzeit die Bewegungen und gibt personalisierte Rückmeldungen, etwa durch präzise Korrekturen oder motivierende Hinweise.
So soll eine nahezu 1-zu-1-Betreuung entstehen, die STAR nach eigenen Angaben zu einem wegweisenden Instrument für eine verbesserte therapeutische Versorgung macht. Dank zeitlicher und örtlicher Unabhängigkeit eignet sich STAR nicht nur für städtische Rehazentren, sondern kann vor allem auch im ländlichen Raum sehr gut eingesetzt werden und Menschen aller Altersgruppen und Trainingsniveaus erreichen.
Ein funktionsfähiger Prototyp der Anwendung und des KI-Modells wurde bereits entwickelt. Für 2026 ist die Zusammenführung zu einem Gesamtsystem geplant, das anschließend in Gesundheitseinrichtungen in Sachsen-Anhalt pilotiert werden soll.
Automatisierte Dokumentation in Zahnarztpraxen mittels Sprachsteuerung
Das Team rund um Voxident-Gründerin Johanne Hübner, aktuell Studierende an der Hochschule Harz, hat sich zum Ziel gesetzt, den Verwaltungsaufwand für Dokumentation und Abrechnung in zahnärztlichen Praxen zu reduzieren. Mithilfe einer KI-basierten Spracherkennung sollen Befunde und Behandlungsschritte erkannt und automatisch prüfbare Dokumentations- sowie Abrechnungsvorschläge erstellt werden.
Gründerin Hübner, ausgebildete zahnmedizinische Fachangestellte, hat selbst erlebt, wie viel Zeit Zahnarztpraxen täglich mit Dokumentation und Abrechnung verlieren. Voxident sei deshalb aus dem Wunsch entstanden, diesen Alltag zu erleichtern und den Fokus wieder auf die Patientinnen und Patienten zu lenken.
Momentan wird Voxident bereits in Pilotpraxen eingesetzt und gemeinsam mit Projektpartnerinnen und -partnern weiterentwickelt. Für 2026 steht die Ausweitung strategischer Kooperationen im Fokus. Langfristiges Ziel ist es, Voxident als etablierte KI-Lösung zur digitalen Entlastung im Gesundheitswesen weiterzuentwickeln.
Schnelle Hilfe gegen knirschende Zähne
Die App KauSchlau verfolgt das Ziel, die Lebensqualität von Betroffenen mit Bruxismus (Zähneknirschen) und Kiefergelenksfehlstellungen zu verbessern. Die Anwendung kombiniert laut Mitgründer Moritz Scherer medizinisch geprüfte Inhalte, effektive Selbstübungen und eine digitale Begleitung, die Patientinnen, Patienten und Physiotherapeutinnen bzw. -therapeuten eng verbindet. Damit soll das Training zu Hause nicht zur Pflicht, sondern zu motivierender Entlastung werden und die Betroffenen befähigen, ihre Gesundheit selbstbestimmt zu stärken.
Die Idee entstand aus persönlicher Erfahrung: Als Physiotherapeut und Doktorand im Bereich Gesundheitstechnologien - und selbst langjähriger Betroffener - wusste Scherer genau, was fehlt. Gemeinsam mit einem Zahnarzt und einem Informatiker entstand ein Team, das nachhaltige Hilfe schaffen will, die im Alltag ankommt.
Aktuell wird der App-Prototyp in Patientenstudien getestet. 2026 soll ein zertifizierter Präventionskurs folgen, bevor die App offiziell auf den Markt kommt.