"Wir brauchen effektive Maßnahmen gegen den Arbeitskräftemangel."
Interview aus Sachsen
Claudia Goymann aus Sachsen ist TK-Verwaltungsrätin. Im Interview spricht sie über ihre Aufgaben als Vertreterin der TK-Versicherten.

TK: Sie engagieren sich im Ehrenamt für die Belange der TK-Versicherten. Was motiviert Sie für Ihre Arbeit im Verwaltungsrat der TK?
Claudia Goymann: Motivation ist für mich, sich für die Belange von Versicherten einzusetzen, die Schwierigkeiten haben, sich in der Flut von gesetzlichen Bestimmungen zurecht zu finden. Dabei gebe ich Hilfe und Unterstützung bei der Beantragung von Leistungen, soweit es mir möglich ist.
Claudia Goymann
Die TK als führende Krankenkasse ist bestrebt, ständig ihr Leistungsspektrum für ihre Versicherten auszubauen. Durch meine Arbeit im Widerspruchsausschuss der TK habe ich erfahren, dass durch diese Arbeit mehrfach Anliegen zur Verbesserung der Versorgung unserer Versicherten in den Sozialpolitischen Ausschuss zur Vorlage und Beschlussfassung in den Verwaltungsrat der TK, eingereicht wurden.
TK: Gibt es spezifisch sächsische Belange, die Sie in ihre ehrenamtliche Tätigkeit einbringen?
Goymann: Durch meine Tätigkeit an der Technischen Universität Dresden, welche ich bereits seit 1988 ausübe, habe ich überwiegend mit Studenten zu tun. Die Arbeit mit der Jugend unseres Landes, kann ich aus meiner ehrenamtlichen Tätigkeit als Versichertenälteste der Deutschen Rentenversicherung Bund gut in Einklang bringen. Das Verständnis zwischen Jung und Alt erfordert krankenversicherungsrechtliches und rentenversicherungsrechtliches Wissen, um Brücken zu bauen. Wichtig ist dies insbesondere, um politisches Verständnis füreinander aufzubringen.
TK: Die Bundestagswahl liegt hinter uns. Was sind die wichtigsten Aufgaben, die eine neue Bundesregierung im Gesundheitswesen angehen muss?
Goymann: Vor allem geht es um die Verbesserung der Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen. Wir brauchen effektive Maßnahmen gegen den Arbeitskräftemangel, bessere Nachwuchsförderung, bessere Ausstattung der Krankenhäuser, technische Arbeitserleichterungen für das Personal im medizinischen Bereich.
Außerdem gilt es, die Folgen der Corona-Pandemie für die Krankenhäuser zu kompensieren. Ich finde es wichtig, bestimmte Sonderregelungen aus der Corona-Zeit wie etwa die telefonische Krankschreibung oder die Video-Sprechstunde in die Regelversorgung mit aufnehmen. Überhaupt brauchen wir dringend die grundlegende Digitalisierung im Gesundheitswesen.
Die neue Bundesregierung sollte außerdem bestrebt sein, alle Kassen unter die einheitliche Aufsicht des Bundesamtes für Soziale Sicherung (BAS) zu stellen. Für einen bundesweit fairen Wettbewerb unter den Krankenkassen halte ich das für unverzichtbar.
TK: Der Verwaltungsrat der TK hat sich für Online-Wahlen in der Sozialversicherung stark gemacht. Wie stehen Sie selbst zu dieser Wahlmöglichkeit?
Goymann: Diese Möglichkeit der Wahl finde ich super und bin froh, dass dies durch den besonderen Einsatz der Ersatzkassen, insbesondere der Techniker Krankenkasse, gelungen ist. Im Verwaltungsrat der TK haben wir uns mit klarem Votum dafür ausgesprochen, die Sozialwahl 2023 als Onlinewahl stattfinden zu lassen.
Ich selbst war zur Amtsübergabe der Bundeswahlbeauftragten am 30. Oktober 2021 in Berlin und konnte mich von dem Engagement und dem Tatendrang des neuen Teams überzeugen. Ich denke, dass wir auf einem sehr guten Weg sind und diese Onlinewahl ein voller Erfolg wird.
Im Vorfeld dieser Wahl müssen wir aber auf jeden Fall noch mehr Aufklärung betreiben. Ich stelle immer wieder in Gesprächen fest, dass sich viele Versicherte nicht darüber im Klaren sind, dass die gewählten Vertreterinnen und Vertreter ihre Interessen in den Gremien vertreten. Es ist zum Teil unklar, wofür die Sozialwahl notwendig ist und warum jeder wählen gehen sollte. Um darüber besser zu informieren, hat die TK-Gemeinschaft ihren Internetauftritt und ihr Profil auf Facebook überarbeitet.
TK: Der Medizinische Dienst wurde in den Ländern und auf Bundesebene vor kurzem neu organisiert, mit wichtigen Aufgaben für ehrenamtliche Vertreterinnen und Vertreter der Krankenkassen. Wie beurteilen Sie diese Reformen?
Goymann: Für die Arbeitsfähigkeit des neuen Medizinischen Dienst (MD) galt es zunächst die Grundlagen zu schaffen. Das bedeutet konkret, dass zum Beispiel die Satzung und die Geschäftsordnung neu erstellt und beschlossen werden musste. Auch der Grundsatzausschuss des MD konstituierte sich neu. In diesem Ausschuss bin ich Mitglied und arbeite an den Entscheidungen mit, die dann dem Verwaltungsrat zur Beschlussfassung empfohlen werden.
Dabei geht es beispielsweise um den Haushaltsplan, die erforderlichen Planstellen, die weitere Umsetzung der MD-Reform und die Digitalisierung. Im MD Sachsen sind viele meiner Kolleginnen und Kollegen aus der Vertreterversammlung neu in diesem Amt. In einer Klausurtagung im Juli 2021 haben wir uns mit den Grundlagen, Strukturen, Aufgaben und Arbeitsbereichen des MD Sachsen tiefgründig beschäftigt. Wir sind jetzt auf einem guten Stand. Dennoch ist es wichtig, enge Verbindungen zu den Landesvertretungen der einzelnen Krankenkassen zu halten und zu vertiefen. Für den Einfluss des MD Sachsen ist es auch von Vorteil, dass wir ein gewähltes Mitglied im MD Bund haben.