Mainz, 3. November 2025. Die Zahl der in Rheinland-Pfalz verschriebenen Medikamente ist im Jahr 2024 erneut gestiegen. Das geht aus einer aktuellen Auswertung der Techniker Krankenkasse (TK) hervor. Demnach erhielt jede bei der TK in Rheinland-Pfalz versicherte Erwerbsperson im vergangenen Jahr im Schnitt 310 Tagesdosen verschrieben, 2023 lag die Zahl noch bei 299 Tagesdosen. Rheinland-Pfalz liegt damit 8,6 Prozent über dem bundesweiten Durchschnitt.

"In Rheinland-Pfalz beobachten wir schon seit vielen Jahren einen deutlichen Anstieg bei den Verordnungszahlen. Zudem werden im Land überdurchschnittlich viele Medikamente verschrieben", sagt der Leiter der TK-Landesvertretung Rheinland-Pfalz, Jörn Simon.

Mehr Präparate - Arztbesuche bleiben ähnlich zum Vorjahr

Wie die TK erklärt, sei die Zunahme der Verschreibungen nicht ausschließlich auf mehr Arzt-Patienten-Kontakte zurückzuführen. "Mit 3,4 Arztkontakten je Erwerbstätigen im vergangenen Jahr lagen wir drei Prozent über der Anzahl des Vorjahres", sagt Simon. Die Verschreibung von Medikamentenpackungen je versicherter Erwerbsperson hat dagegen stärker zugenommen - von 5,3 Präparaten im Jahr 2023 auf 5,6 im Laufe des vergangenen Jahres. Das entspricht einer Steigerung von 5,7 Prozent. 

Unterschiede in Medikamentengruppen

Überdurchschnittlich oft wurden in Rheinland-Pfalz systemische Hormonpräparate, zum Beispiel Schilddrüsenhormone, Herz-Kreislauf-Medikamente und Blutdruckmittel oder Medikamente zur Behandlung von Erkrankungen des Muskel- und Skelettsystems verschrieben. Arzneimittel zur Behandlung der Haut wurden dagegen seltener als im Bundesdurchschnitt verordnet.

Höhere Ausgaben für Arzneimittel

Stark gestiegen sind auch die Ausgaben für Arzneimittel. Die TK wendete dafür im vergangenen Jahr in Rheinland-Pfalz beinahe 370 Millionen Euro auf - fast 15 Prozent mehr als im Vorjahr. 2023 lagen die Ausgaben noch bei rund 322 Millionen Euro. Jörn Simon: "Es ist höchste Zeit, den rasanten Ausgabenanstieg bei den Arzneimitteln zu bremsen. Hierfür muss die Preisbildung reformiert werden. Mit neuen, patengeschützten Arzneimitteln erzielt die Pharmabranche riesige Gewinne zulasten der Versichertengemeinschaft, denn die Preise legen die Hersteller zunächst selbst fest. Mehr als die Hälfte der Ausgaben für Medikamente entfällt auf die patentgeschützten Arzneimittel, die jedoch nur rund sieben Prozent der abgegebenen Packungen ausmachen." 

Hinweis für die Redaktion

Für die Auswertung hat die TK die Arzneimittelverordnungen ihrer rund sechs Millionen versicherten Erwerbspersonen betrachtet. Dazu zählen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte sowie Empfänger und Empfängerinnen von Arbeitslosengeld I. Als Tagesdosis (Defined Daily Dose, kurz DDD) wird die Dosis eines Arzneimittels bezeichnet, die bei einer bestimmten Indikation im Durchschnitt pro Tag verordnet wird. 

Bei der aus den Arzneiverordnungsdaten ableitbaren Zahl von Arztkontakten handelt es sich ausschließlich um Arztkontakte mit mindestens einer Arzneiverordnung.