In der Pflege besteht dringender Handlungsbedarf
Position aus Saarland
Die Pflege steht vor enormen Herausforderungen, die schnelles Handeln erfordern. In seinem Standpunkt beleuchtet LV-Leiter Stefan Groh wichtige Maßnahmen, um die Situation für Pflegebedürftige, Angehörige und Pflegekräfte zu verbessern.
Die Pflege steht vor großen Herausforderungen - darin sind sich alle Beteiligten einig. Ob Finanzierung, Fachkräftemangel, demografischer Wandel oder die Bürokratie: Es muss dringend gehandelt werden.
Finanzierung der Sozialen Pflegeversicherung
Die Finanzsituation der Sozialen Pflegeversicherung (SPV) hat sich drastisch verschlechtert. Das hat auch die neue Bundesregierung erkannt und will mit einer großen Pflegereform die langfristige Finanzierbarkeit der Pflege sicherstellen. Dazu soll zunächst eine Bund-Länder-Kommission Vorschläge erarbeiten. Wichtig ist, dass die Kommission rasch zu einem Ergebnis kommt, denn der Handlungsdruck ist enorm.
Stefan Groh
Aus TK-Sicht sind dabei auch die Länder gefordert, ihrer Verpflichtung zur Übernahme der Investitionskosten in der stationären Langzeitpflege nachzukommen. Das entlastet Pflegebedürftige über ihre Eigenanteile spürbar. Zudem sollten die Rentenversicherungsbeiträge für pflegende Angehörige vom Bund refinanziert werden. Notwendig ist auch ein Finanzausgleich zwischen sozialer und privater Pflegeversicherung - das würde die Lasten fair verteilen. Kurzfristig helfen würde darüber hinaus eine Rückzahlung der rund 6 Milliarden Euro, die aus den Rücklagen der Pflegekassen zur Bewältigung der Coronapandemie verwendet wurden. So ließe sich der drohende Beitragsanstieg abschwächen.
Unterstützung für Pflegebedürftige
Pflegebedürftige müssen ihren Pflegealltag so unkompliziert wie möglich organisieren können. Um Pflegebedürftige und ihre Angehörigen zu unterstützen, sollte der monatliche Entlastungsbetrag durch ein flexibles Jahresbudget ersetzt werden. Das reduziert den Verwaltungsaufwand spürbar und entlastet so die Betroffenen.
Eine niedrigschwellige Maßnahme zur Unterstützung Pflegebedürftiger und ihrer Angehörigen wäre die Einführung eines bundesweiten Onlineportals für freie Pflegekapazitäten. Hier sollten alle Einrichtungen dazu verpflichtet werden, freie Kapazitäten zu melden. Das schafft Transparenz und hilft so den Betroffenen, Zugang zu Pflegeleistungen zu erhalten. Zwar gibt es teils bereits regionale Informationsangebote - im Saarland können sich Betroffene etwa unter www.pflege-portal-saar.de informieren -, ein bundesweites Portal würde die Suche allerdings erheblich vereinfachen.
Digitalisierung noch stärker fördern
Auch die Digitalisierung kann zu Verbesserungen in der Pflege führen. So war es ein guter und wichtiger Schritt, das Pflegehilfsmittelverzeichnis für E-Lösungen, zum Beispiel technische Assistenz- und Überwachungssysteme, zu öffnen. Damit die Pflegebedürftigen davon auch profitieren können, sind die Hersteller gefordert, sich in diesem Feld mehr zu engagieren.
Im Pflegealltag helfen kann zudem die elektronische Patientenakte (ePA). Dort könnten alle Pflegedaten gebündelt und strukturiert gespeichert und abgerufen werden. Voraussetzung dafür ist, dass ambulante und stationäre Pflegeeinrichtungen an die Telematik-Infrastruktur angebunden werden.
Entlastung auch für Pflegekräfte wichtig
Eine wesentliche Voraussetzung für eine gute Pflege sind attraktive Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten. Aufgrund des demografischen Wandels sind zudem immer mehr pflegebedürftige Menschen auf die Unterstützung durch qualifizierte Pflegekräfte angewiesen. Mehr Geld allein reicht hier nicht aus, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Auch die Einstiegsvorgaben bei der Ausbildung - etwa in der Pflegeassistenz - herabzustufen, kann nicht die Lösung sein. Schließlich qualifiziert dies das Berufsbild ab, was andere Bemühungen in diesem Bereich konterkariert. Es braucht stattdessen eine weitere Verbesserung der Arbeitsbedingungen.
Dabei können auch gesundheitsfördernde Angebote eine Rolle spielen. Dafür steht die TK gerne als Partner bereit. Wir unterstützen stationäre, teilstationäre und ambulante Pflegeeinrichtungen sowie Krankenhäuser dabei, gesundheitsfördernde Strukturen nachhaltig in den Pflegealltag zu etablieren. Dabei stehen die Beschäftigten sowie die Pflegebedürftigen im Fokus. Die TK möchte so einen Beitrag dazu leisten, Pflegekräfte länger und gesund im Beruf zu halten sowie zur Steigerung der Attraktivität des Berufsbildes - egal ob bei einem Neueinstieg oder einer Rückkehr - beizutragen.
Fest steht: Es braucht viele große und kleine Maßnahmen, um die Pflege zukunftssicher aufzustellen. Wir als TK werden uns weiterhin für die Umsetzung dieser Maßnahmen einsetzen, um die Situation in der Pflege für alle Beteiligten zu verbessern.