Christian Bartelt will wieder für die FDP in den Bundestag
Interview aus Mecklenburg-Vorpommern
Christian Bartelt ist seit 2023 Mitglied des Deutschen Bundestags. Der Zahnarzt ist Experte für gesundheitspolitische Themen und bringt sich für eine optimale Versorgung der Menschen in Mecklenburg-Vorpommern ein.

TK: Herr Bartelt, wie kann aus Ihrer Sicht die Ausgabendynamik im deutschen Gesundheitswesen gedämpft werden?
Christian Bartelt: In Zukunft sollen die Ausgaben nicht stärker wachsen als die Einnahmen, um die ungebremste Leistungsausgabenentwicklung in der GKV in den Griff zu bekommen. Zu jedem Jahresende sind deshalb die Entwicklungen der Einnahmen sowie die der Ausgaben nach den jeweiligen Leistungsbereichen zu analysieren und gegebenenfalls Maßnahmen zu ergreifen. Eine entsprechende Regelung wollen wir im SGB V verankern. Alle Leistungsausweitungen der letzten zehn Jahre wollen wir darüber hinaus einem Evidenz-, Effizienz- und Wirtschaftlichkeitscheck durch die Selbstverwaltung unterziehen. Das bedeutet: Leistungen, die sich nicht bewährt haben, sollen dementsprechend aus dem GKV-Leistungskatalog gestrichen werden. Krankenkassen soll ermöglicht werden, vom Leistungskatalog abzuweichen. Das fördert den Wettbewerb. Den Spielraum für Verträge zwischen Krankenkassen und Leistungserbringern wollen wir ausweiten, um innovative Versorgungsformen zu ermöglichen. Mehr Anreize zu kostenbewusstem Verhalten können die finanzielle Belastung in der Gesetzlichen Krankenversicherung senken. Deshalb wollen wir in der GKV die Beitragsrückerstattung als Standard für alle ermöglichen, die im Laufe eines Kalenderjahres keine Gesundheitsleistungen - außer Vorsorge - in Anspruch nehmen.
Christian Bartelt
TK: Welche innovativen Impulse können von der Gesundheitsbranche für die Gesamtwirtschaft unseres Bundeslandes ausgehen?
Bartelt: Zunächst hat die Branche als eine der ersten gelernt, mit dem Fachkräftemangel und den Herausforderungen des demografischen Wandels umzugehen. Dabei war und ist Digitalisierung eine wesentliche Stütze. Gerade junge und innovative IT-Unternehmen in M-V haben maßgebliche Unterstützung dabei geleistet. Dieser Trend wird sich verstärken und zu einer noch stärkeren Vernetzung von Digital- und Gesundheitswirtschaft führen. Das führt zum einen zu einer Stärkung der Digitalwirtschaft im Land, bereitet aber auch den Boden für Anwendungen in anderen Wirtschaftsbereichen. Von der Gesundheitsbranche lässt sich auch die positive Bedeutung Betrieblichen Gesundheitsmanagements lernen. Gerade angesichts der erheblichen personellen Herausforderungen hat die Gesundheitsbranche früh in diesem Bereich eine Vorreiterrolle eingenommen, von der die Gesamtwirtschaft nur profitieren kann. So sind zahlreiche Angebote im Land entstanden, die auch in allen anderen Bereichen der Wirtschaft positive Effekte erzielen können. Gleiches gilt auch für die enormen Anstrengungen bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie insbesondere im Schichtdienst. Innovative digital gestützte Dienstplanmodelle mit hoher Beteiligung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zeigen den Weg für die Zukunft in diesem Bereich auf.
TK: Wie kann das deutsche Gesundheitswesen aus Ihrer Sicht zukunftsfähig gemacht werden?
Bartelt: Um unser Gesundheitssystem zukunftsfähig zu machen, fordern wir eine umfassende Entbürokratisierung des Gesundheitswesens. Die Digitalisierung sehen wir dabei als eine große Chance. Beispielsweise in der Prävention können innovative Technologien wie Gesundheits-Apps, Telemedizin und Wearables dabei helfen, das eigene Verhalten selbstbestimmt anzupassen und so Erkrankungen vorzubeugen. Telemedizin soll insbesondere für Bagatellerkrankungen Teil der Regelversorgung werden. Durch digitale Anwendungen, Automatisierung und Robotik wollen wir maßgeblich zur Entlastung des Pflegepersonals beitragen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Ergänzung um kapitalgedeckte Elemente in der sozialen Pflegeversicherung, um eine finanzielle Nachhaltigkeit zu gewährleisten. Diese Maßnahmen sollen dazu beitragen, das Gesundheitssystem effizienter und zukunftsfähiger zu machen.
TK: Vielen Dank für das Interview.
Zur Person
Christian Bartelt hat am 4. September 2023 für den ausgeschiedenen Abgeordneten Hagen Reinhold die Mitgliedschaft im Deutschen Bundestag für die FDP erworben. Der gebürtige Neubrandenburger ist verheiratet und hat drei Kinder. Die Gesundheitspolitik beschäftigt Christian Bartelt auch aus beruflichen Gründen. Seit 2004 ist er als selbstständiger Zahnarzt in Spantekow niedergelassen.