Zur Sache: Projekte zur Mitarbeitergesundheit am UKE
Interview aus Hamburg
Den Pflegeberuf attraktiver machen, indem man die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf unterstützt, eine moderne Arbeitszeitgestaltung ermöglicht und sie im Umgang mit traumatischen Ereignissen schult: Das sind nur einige Ziele der Projekte "UKE INside HR" am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), die die Techniker Krankenkasse (TK) seit 2019 unterstützt.

"UKE INside HR" umfasst diverse Entwicklungsprojekte und wurde für seine Erfolge bereits mehrfach ausgezeichnet. Michael van Loo, Leiter des Geschäftsbereichs Personal am UKE, erklärt im Interview, wie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konkret in ihrem Arbeitsalltag unterstützt werden, welche Erfahrungen bisher gesammelt wurden und was künftig noch geplant ist.
TK: Die geförderten Projekte "UKE INside HR" gibt es seit knapp sechs Jahren. Wie werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dadurch konkret unterstützt?
Michael van Loo: UKE INside steht für unsere beschäftigtenorientierte Personalpolitik und wurde vor über zehn Jahren etabliert. Von Beginn an ist unser Ziel, selbstverständlich neben den Patientinnen und Patienten, unsere Mitarbeitenden in den Mittelpunkt des Handelns zu stellen. Wir wollen stets zeitgemäß die bestmöglichen Bedingungen für unsere Beschäftigten schaffen, damit diese unter anderem hinsichtlich ihrer Gesundheit, der individuellen Vielfalt und ihren Vereinbarkeitsbedürfnissen unsere bestmögliche Unterstützung erhalten, damit sie "den Rücken frei haben" für ihren Job im UKE.
Vor gut sechs Jahren konnten wir dank der Unterstützung der TK einige Ideen, welche nicht vorhandener Ressourcen bedurft hätten, in die Tat umsetzen. Beispielsweise konnten wir mit dem Projekt "Arbeiten 5.0" so ziemlich alles, was man sich neben dem ansonsten gelebten 3-Schichtmodell in der Pflege an flexiblen Arbeitszeitmodellen vorstellen kann, probieren und zwischenzeitlich etablieren. Beispielsweise bieten wir unseren gut 2.000 Pflegefachpersonen Kurzzeitdienste, Gleitzeit, lange Dienste oder auch mobile Arbeit an. Vormals fast undenkbar. Ein weiterer Part konzentriert sich auf die Optimierung der interprofessionellen Zusammenarbeit. Nicht nur zur Steigerung der Zufriedenheit der Beschäftigten und zur Prozessoptimierung, sondern stets auch mit dem Fokus, eine noch bessere Patientenversorgung zu erreichen. Unser Projekt "Stress- und Traumaprävention" sei als ein weiteres Beispiel der erfolgreichen Projekte genannt. Hier bieten wir Unterstützung für die am Behandlungsprozess Beteiligten in schwierigen und psychisch belastenden Arbeitssituationen.
Michael van Loo
Wichtig ist, vorweg die Bereitschaft insbesondere der Führungskräfte zu erzeugen und zuzulassen die Dinge, die "schon immer so waren", zu hinterfragen und auch den Mut aufzubringen, etwas Neues zu probieren.
TK: Welche Erfahrungen konnten Sie bisher sammeln?
van Loo: Wir messen den Erfolg in allen Projekten anhand verschiedener Parameter. Es gibt neben klar messbaren Erfolgen jedoch auch nicht unmittelbar belegbare, aber spürbare Erfolge. Messbare Erfolge sind beispielsweise die Anzahl der in Anspruch genommenen neuen Dienste aus dem Projekt "Arbeiten 5.0" oder die mittlerweile über 100 Freiwilligen, welche sich zu Peer-Beraterinnen und -Beratern im Rahmen des Stress- und Traumapräventionsprojekts haben weiterbilden lassen. Daneben ist eine deutliche Steigerung der Motivation und Zufriedenheit allein dadurch spürbar, dass in allen Projekten unter Einbeziehung der Betroffenen und auch interdisziplinär zusammengesessen, gebrainstormt und umgesetzt wird.
Erfahrungsgemäß ist es wichtig, nicht nur strukturiert und organisiert an die Ideen und Projekte heranzugehen und Bottom-Up partizipativ zu verfolgen. Wichtig ist es vor allem, vorweg die Bereitschaft insbesondere der Führungskräfte zu erzeugen und zuzulassen, Dinge, die "schon immer so waren", zu hinterfragen beziehungsweise hinterfragen zu lassen und auch den Mut aufzubringen, etwas Neues zu probieren. Letztendlich ist wichtig, die Nachhaltigkeit dessen, was man probiert und implementiert, bereits im Laufe der Projekte zu bedenken und zu sichern.
Schön ist es, wenn die Kultur im Unternehmen hier bereits einen guten Nährboden bietet; die entsprechenden Projekte können diesen Nährboden aber auch positiv schaffen und befördern.
TK: An welchen Teilprojekten wird derzeit besonders gearbeitet und was ist künftig geplant?
van Loo: Alle vor gut sechs Jahren dank der TK-Förderung begonnenen Projekte befinden sich in unterschiedlichen Projektstatus. Im Projekt "Arbeiten 5.0" beispielsweise verfolgen wir nach der Pilotphase und Einführung im Pflegedienst nun den Roll-Out über weitere Gesundheitsberufe. Die Angebote zur Stress- und Traumaprävention erweitern sich ebenfalls, beispielsweise auf die ärztliche Berufsgruppe. Zudem werden die Learnings evaluiert, optimiert und die nachhaltige Umsetzung vorbereitet. Alle Projekte haben den gleichen Ablauf von Ideensammlung, Prüfung der Machbarkeit, Messung bis hin zur nachhaltigen Implementierung dessen, was sich als erfolgreich erwiesen hat.
Es resultieren im Rahmen der Projekte aber auch Handlungsfelder, welche nicht im ursprünglichen Scope der Projekte waren oder die sich als besonders "dicke Bretter" erweisen und gesondert projektiert wurden. Beispielsweise haben wir im Rahmen des "Arbeiten 5.0" festgestellt, dass sich der interprofessionellen Zusammenarbeit, aber auch dem Thema "Zeitfresser im klinischen Alltag" vertiefend und fokussiert gewidmet werden sollte.
Dank der guten Zusammenarbeit und des gemeinsamen Verständnisses mit dem Partner TK können die geförderten Projekte samt der neuen (Teil-)Projekte bis Ende 2027 fortgesetzt werden.
Hintergrund
Mit durchschnittlich 27,9 Krankheitstagen waren Pflegekräfte im Jahr 2024 fast neun Tage länger krankgeschrieben als der Durchschnitt der bei der TK in Hamburg versicherten Erwerbspersonen (19,1 Krankheitstage). Für die überdurchschnittlich hohen Fehlzeiten in der Pflege sind nicht nur körperliche, sondern auch psychische Belastungen verantwortlich. Um Entlastung zu schaffen und den Pflegeberuf wieder attraktiver zu machen, unterstützt die TK stationäre, teilstationäre und ambulante Pflegeeinrichtungen sowie Krankenhäuser dabei, gesundheitsfördernde Strukturen nachhaltig im Pflegealltag zu etablieren. Dabei stehen die Beschäftigten sowie die Pflegebedürftigen im Fokus.
In der Position "Gute Pflege in Hamburg stärken" hat die TK-Landesvertretung Hamburg darüber hinaus neun Ideen zusammengefasst, wie eine gute Pflege in Hamburg künftig sichergestellt werden kann. Einen Überblick über aktuelle Hamburger Projekte und Angebote der TK im Bereich Pflege werden auf der Themenseite "Gut gepflegt in Hamburg" zusammengefasst.