Die Bedeutung des Gesundheitswesens für die Demokratie
Artikel aus Saarland
Das deutsche Gesundheitswesen kann insgesamt als Erfolgsgeschichte gesehen werden. Doch die Unzufriedenheit wächst. Gründe gibt es viele. Es braucht jetzt Mut und Reformen. Schließlich hat ein funktionierendes Gesundheitswesen auch positiven Einfluss auf die Demokratie und den Zusammenhalt. Wieso das so ist und was jetzt nötig ist, haben wir aufgeschrieben.

Das deutsche Gesundheitssystem ist im internationalen Vergleich angesehen. Dennoch steigt hierzulande die Unzufriedenheit damit. Obwohl genug Geld vorhanden ist, sind viele Versorgungsstrukturen nicht mehr zeitgemäß. Daher sind Reformen gefragt - und die Politik ist gefordert, die vielen Herausforderungen anzugehen. Das ist nicht nur entscheidend für die Zukunft des Systems und die Versorgungsqualität, sondern ist auch wichtig für die deutsche Demokratie. Denn ein Faktor für deren Stabilität ist, dass alle Bürgerinnen und Bürger gut versorgt werden. Gleichzeitig dürfen die Beiträge für Kranken- und Pflegeversicherung eine gewisse Grenze nicht überschreiten und für alle Beitragszahlenden gut zu tragen sein.
Zufriedenheit sinkt
Das Solidarsystem ist ein fester Bestandteil der Bundesrepublik. Wenn das System gut funktioniert, spiegelt sich das in Zufriedenheit in der Bevölkerung wider. Doch in den vergangenen Jahren ist die Unzufriedenheit deutlich gestiegen. So hat unser Meinungspuls 2025 ergeben, dass 34 Prozent der Befragten im Saarland, in Rheinland-Pfalz und Hessen nicht mit dem Gesundheitssystem zufrieden sind. Das ist seit 2021 fast eine Verdreifachung (12 Prozent). "Mit weiteren Faktoren wie einer Politikverdrossenheit und wachsender sozialer Ungerechtigkeit kann das zu einer Spaltung der Gesellschaft führen", schreibt Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK etwa in seinem Buch "Unser Gesundheitssystem - Stabilitätsanker für die Demokratie".
Reformstau und zu hohe Ausgaben
Mögliche Gründe für die Unzufriedenheit gibt es einige: Lange Wartezeiten auf Facharzttermine oder steigende Beiträge sind nur zwei Beispiele. Die Politik hat es versäumt, in wirtschaftlich guten Zeiten umfassende Reformen anzustoßen. Jetzt ist das Geld knapp - die Krankenkassen mussten ihre Rücklagen abschmelzen - und die Reformen werden vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und der teilweise maroden Strukturen immer dringender.
Umdenken in der Versorgungsteuerung
Ein wichtiger Ansatzpunkt ist die Versorgungssteuerung, denn aktuell ist das System nicht optimal an den Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten ausgerichtet. Es fehlt an Orientierung und klaren Anlaufstellen. Das sorgt für Ineffizienz im Gesundheitswesen und Frust bei den Versicherten. Daher muss das Thema neu gedacht werden. Aus Sicht der TK muss es dabei heißen: digital vor ambulant vor stationär . Von einer verbesserten Versorgungssteuerung profitieren letztlich alle Beteiligten. In allererster Linie erhalten die Patientinnen und Patienten die Versorgung, die sie benötigen. Das entlastet gleichzeitig die Arztpraxen und Notaufnahmen, außerdem können Doppeluntersuchungen besser vermieden werden.
Große Reformen in Krankenhaus und Notfallversorgung nötig
Das meistdiskutierte gesundheitspolitische Thema im vergangenen Jahr war die von Karl Lauterbach angestoßene Krankenhausreform. Aus TK-Sicht ist der Ansatz richtig, durch Spezialisierung, Konzentration und Kooperation für mehr Versorgungsqualität zu sorgen. Denn Statistiken zeigen, dass spezialisierte Zentren mit routinierten und eingespielten Teams bei komplizierten Eingriffen deutlich bessere Ergebnisse erzielen. Ein weiterer wichtiger Effekt würde das Personal betreffen. Die knappe Ressource könnte so effizienter eingesetzt werden. Es ist daher wichtig, dass die genannten Ziele nicht weiter verwässert werden.
Auch die Notfallreform ist mehr als überfällig. Patientinnen und Patienten müssen zielgerichtet Hilfe aus einer Hand erhalten. Eine Vernetzung der telefonischen Leitstellen und ein gemeinsamer Tresen in Integrierten Notfallzentren (INZ) können für einen effizienteren Einsatz an Ressourcen sorgen. Wenn die Notfallreform konsequent umgesetzt wird, kann dies auch auf finanzieller Ebene zu Einsparungen führen.
Alles in allem sind es große Herausforderungen, die die neue Bundesgesundheitsministerin Nina Warken zu bewältigen hat. Der Druck ist groß. Schließlich soll das deutsche Gesundheitswesen auch weiter ein Stabilitätsanker für unsere Demokratie bleiben.