Versorgungssteuerung, Gesundheitsdaten und Kommunikation - drei Themen, die bereits auf den ersten Blick unbedingt miteinander in Verbindung gebracht werden müssen. Denn eine patientenorientierte Versorgungssteuerung kann nur mit Gesundheitsdaten und einer passenden Kommunikation funktionieren. 

Orientierung im System fehlt

Doch fangen wir von vorne an. Im deutschen Gesundheitssystem fehlt aktuell für viele Menschen die Orientierung. "Wohin wende ich mich mit meinen Symptomen und Beschwerden?", lautet dann häufig die Frage. Um den Patientinnen und Patienten die Suche zu erleichtern und die ärztlichen Ressourcen effizienter einzusetzen, ist eine patientenorientierte Steuerung der Hilfesuchenden nötig. Das würde unnötige Wege in eine Praxis oder Notaufnahme vermeiden und damit auch die Wartezeiten auf Facharzttermine deutlich verringern - und medizinische Ressourcen entlasten.

Stefan Groh

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Leiter der TK-Landesvertretung Saarland

Digitales Ersteinschätzungs-Tool als Standard

Aus Sicht der TK muss dafür ein digitales standardisiertes Ersteinschätzungs-Tool implementiert werden, das die Patientinnen und Patienten durchlaufen müssen - unabhängig davon, ob sie ihren Behandlungsbedarf zu Hause per Smartphone checken wollen, oder in einer Praxis oder im Krankenhaus vorstellig werden. Je nach Symptomatik wird der Patient beziehungsweise die Patientin dann in die für die jeweilige Krankheitssituation passende Einrichtung gesteuert. Dabei kann das Tool bei einfachen Fällen auch ein Selbstmanagement zu Hause mit Apps oder Hausmitteln empfehlen, Hilfe per Telemedizin oder eine Terminvergabe in Arztpraxen vermitteln oder direkt einen Notruf einleiten. 

Gesundheitsdaten elementar

Doch für den Erfolg des Systems sind auch Gesundheitsdaten essenziell. Denn erst durch Daten wie Laborwerte, Vorerkrankungen oder ähnliches werden Ergebnisse genauer und die Steuerung beziehungsweise Versorgung kann je nach Bedarf angepasst werden. Hierbei wird die elektronische Patientenakte eine zentrale Rolle spielen. Schließlich erhalten vor allem Ärztinnen und Ärzte dadurch erstmals eine transparente Historie der Krankengeschichte ihrer Patientinnen und Patienten. Gerade mit Blick auf die Medikation kann dies zukünftig einen entscheidenden Beitrag für die Patientensicherheit leisten.

Im Bereich Kommunikation gibt es verschiedene Teilaspekte, die wichtig sind. Durch Telekonsile, Videosprechstunden und TI-Messenger gibt es neue Möglichkeiten der Kommunikation, die bald zum ärztlichen Alltag gehören werden. Das birgt viele Vorteile, stellt die Beteiligten aber auch vor neue Herausforderungen. Daher müssen diese Kommunikationswege nutzerfreundlich gestaltet und die Mehrwerte klar herausgestellt werden.

Gute Kommunikation für Akzeptanz nötig

Da sich Menschen im Allgemeinen bei solch tiefgreifenden Reformen erstmal schwertun, gilt es, frühzeitig Ängste zu nehmen und die Notwendigkeit der Reformen aufzuzeigen. Schließlich sorgen lange Wartezeiten und der Fachkräftemangel für Frust und Unzufriedenheit. Genau diese Probleme sollen mit der Reform adressiert werden - und die positiven Folgen einer Reform müssen dementsprechend deutlich kommuniziert werden. Das gilt genauso für möglicherweise auftretende Probleme oder Kinderkrankheiten bei der Einführung. Nur mit Transparenz und einer guten Kommunikationsstrategie kann eine nötige positive Grundstimmung erreicht werden. Und die trägt zum wichtigsten Erfolgsfaktor für Reformen generell bei: Akzeptanz.