Gesundheitsförderung und Prävention auf die Eins!
Position aus Saarland
In Deutschland sind nach Schätzungen der OECD pro Jahr 190.000 Todesfälle vermeidbar. Trotzdem liegt der Fokus im deutschen Gesundheitssystem noch immer zu wenig auf Prävention und Gesundheitsförderung. In seinem Standpunkt erläutert LV-Leiter Stefan Groh, wieso entsprechende Projekte und Programme schon im Kindesalter eine wichtige Rolle spielen müssen. Sein Fazit: Von guter Gesundheitsförderung profitieren letztlich alle Beteiligten.
Gesundheit ist nach der Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) einerseits der "Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens", andererseits aber auch ein "menschliches Grundrecht". Um dieses zu erfüllen, setzt das deutsche Gesundheitssystem seit jeher vor allem auf Heilung und Genesung, Prävention und Gesundheitsförderung haben dagegen nur untergeordnete Rollen. Dabei ist die Studienlage klar: Laut WHO gehen mehr als 80 Prozent aller Todesfälle in Europa auf nichtübertragbare Krankheiten zurück. In Deutschland spielten 2023 Rauchen, hoher Alkoholkonsum, ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel bei etwa vier von zehn Todesfällen eine zentrale Rolle. Nach OECD-Schätzungen wären hierzulande rund 190.000 Todesfälle pro Jahr (!!!) vermeidbar.
Alle profitieren von guter Prävention
Natürlich ist es gut und wichtig ein funktionierendes kuratives Gesundheitssystem zu haben - und das haben wir in Deutschland trotz der vielen Mängel im System noch immer. Der Fokus muss darüber hinaus aber in allen Lebensphasen auch vermehrt auf Prävention und Gesundheitsförderung gelegt werden. Davon profitieren nicht nur die Menschen, sondern auch die Wirtschaft und das Gesundheitssystem an sich.
Grundsteine werden früh gelegt
Die Grundsteine für ein gesundes Leben werden bereits im Kleinkindalter gelegt. Denn Bewegung und gesunde Ernährung können schon dort im Alltag verankert werden. Und wir wissen alle, dass erlernte Verhaltensmuster nur schwer zu durchbrechen sind. Auch deswegen haben wir als Techniker Krankenkasse im Saarland unser Engagement in diesem Bereich intensiviert. Mit den Projekten "Schatzsuche" und "Spielend stark" wollen wir genau hier ansetzen und den Kindern früh gesunde Verhaltensweisen vermitteln.
Gesundheit muss mehr in den schulischen Alltag integriert werden
Auch die Schulzeit prägt Menschen für den Rest ihres Lebens. Darum muss das Thema Gesundheit hier zwingend mehr Raum erhalten. Im Saarland wird daher seit einiger Zeit die Einführung eines Schulfachs Gesundheit diskutiert. Auch wir als TK sehen das als eine Möglichkeit, das wichtige Thema bei Kindern und Heranwachsenden früh zu verankern. Dafür müsste das Ministerium für Bildung und Kultur jedoch sowohl den Lehrplan als auch das Lehramtsstudium anpassen.
Nachhaltige Strukturen nötig
Wir als TK gehen sogar noch über diese Forderung hinaus: Aus unserer Sicht müssten Strukturen entwickelt werden, die das Thema Gesundheit bzw. Gesundheitskompetenz langfristig in das ganze Setting Schule einbinden. So können alle Beteiligten, also auch Eltern, Lehrerinnen und Lehrer erreicht werden und davon profitieren. Wir Krankenkassen halten schon heute viele gesundheitsbildende und -fördernde Angebote vor. Diese qualitätsgesicherten und evaluierten Programme müssen von den Schulen nur noch angefragt, umgesetzt - aber vor allem nach Projektende weitergelebt werden.
Politik muss entsprechende Rahmenbedingungen schaffen
Wir sind uns dabei bewusst, dass es durch den Fachkräftemangel an Schulen nicht immer genügend Personal gibt, um diese Angebote auch wirklich nachhaltig umzusetzen. Daher fordern wir die Politik auf, Rahmenbedingungen zu schaffen, die es den Beteiligten ermöglicht, Gesundheit verbindlich in den Schulalltag zu integrieren. Ein Beispiel könnte die Finanzierung von speziellen Fachkräften sein, die das komplexe Thema ganzheitlich voranbringen.
Prävention muss immer mitgedacht werden
Aber auch abgesehen von den Heranwachsenden gibt es noch viel ungenutztes Potenzial. Denn auch in den weiteren Lebenswelten, zum Beispiel an Hochschulen, am Arbeitsplatz, in Kommunen und in der Pflege, können mit gesundheitsfördernden Strukturen viele Erkrankungen verhindert werden. Auch hier engagieren wir uns als TK und wollen dabei unter anderem für eine höhere Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung sorgen. Für uns ist klar, Gesundheitsförderung und Prävention müssen endlich in allen Bereichen mitgedacht werden. Oder wie Fußballstar Florian Wirtz sagen würde: Gesundheitsförderung und Prävention auf die Eins!